Abschiedsklage Mariens

Alljährlich am Karfreitag wird von Mitgliedern des Kirchenchors um 6 Uhr in der Bergkapelle auf dem Frohberg die "Abschiedsklage Mariens" gesungen:

Jesus:
"Weib, es ist gekommen meine Stunde,
und der Kelch des Leidens kommt herab.
Hör den Ruf aus meines Vaters Munde:
Nimm ihn an, den Kelch, den ich dir gab.
Sieh, mit wehmutvollen Seelenfreuden
nehm' ich ihn zum Wohl der Menschheit an,
um für sie den bitt'ern Tod zu leiden,
weil sie sonst nichts andres retten kann."

Maria:
"Könnt ich doch in deinem Namen sterben,
o, ich gäbe gern für dich mein Blut.
Könnt ich doch den Menschen Heil erwerben,
die ich stürb mit wahrem Heldenmut.
Aber ach, das kann ja nicht geschehen,
o, so ende meiner Seele Pein, und laß mich mit dir zum Tode gehen,
laß mich doch mit dir getötet sein."

Jesus:
"Mutter, ach, ich kann dich nicht erhören,
meines Vaters Wille muß gescheh'n.
Hemme also deine heißen Zähren,
höre auf, mich fruchtlos anzufleh'n.
Unterwirf dich gerne Gottes Willen,
lebe, teu'rste Mutter, lebe wohl.
Laß mich mein Erlösungswerk erfüllen,
laß mich sterben für der Menschheit Wohl."

Maria:
"Nun so sei es, Gottes Will' geschehe,
folge seinem Ruf bis in den Tod.
Stärke mich, wenn ich dich leiden sehe,
Hilf mir, wenn mein Herz zu brechen droht.
Sei ein Trost in allem meinem Leiden,
und erhöre nur mein letztes Fleh'n.
Laß mich einst in jenen Himmelsfreuden
dich verherrlicht wiederseh'n."

Außerdem wird auch ein Kreuzweg gebetet.



Das Bild der von Schmerz und Leid gezeichneten Mutter Gottes wird heute noch in vielfältigen Nöten und Anliegen aufgesucht.
Ritter Michael von Jung, ehemals Pfarrer zu Kirchdorf und zuvor einige Jahre Vikar in Erolzheim (1806/10), bekannt durch seine originellen Grabgesänge, ist der Verfasser des Liedes, das auch in seiner "Melpomene-Liedersammlung" zu finden ist.