Apfelhauet

Biel-Benken

Arlesheim

Basel-Land

Schweiz / Suisse / Svizzera - Switzerland

Turnus

jährlich

Festausübung

N
aktuell

Geografie

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Ort

Biel-Benken

Kreis

Arlesheim

Region

Basel-Land

Staat

Schweiz / Suisse / Svizzera - Switzerland

Beschreibung


An einen Sonntag Ende September/Anfang Oktober findet in Biel-Benken die Apfelhauet statt. Die Apfelhauet ist eines der zahlreichen Reiterspiele, wie sie betrieben werden, seit das Pferd als Haus- und Reittier der Menschen dient. Die Aufgaben sind von Ross und Reiter einzeln zu absolvieren.
Eröffnet wird der Parcours mit dem Passieren der Zeitschranke, dem Springen mit ein oder zwei Hindernissen wie Glocke anschlagen, Bändel abreissen oder ähnlichem. Dann folgt das Fahnenziehen: drei in einer Linie, etwa 50 cm aus dem Boden ragende Fanions müssen vom Pferd herab erfasst und aufgeworfen werden, und das im vollen Galopp.
Dann ist Eulalia, eine aus Stroh gefertigte Puppe, aus ihrem Fauteuil aufs Ross zu zerren, mit ihr ein Hindernis zu nehmen und sie anschließend in gezieltem Wurf aufs Bett zu schleudern.
Das Kernstück des Spiels beginnt mit dem Ergreifen des schweren Kavalleriesäbels, der in einem Strohballen steckt. Er ist übrigens ein Originalstück von 1889 aus der alteingesessenen Benkemer Familie Heyer, die jeweils die Matte für die Apfelhauet zur Verfügung stellt. Mit dem Säbel müssen dann die drei am Galgen aufgehängten Äpfel geschlitzt, aber nicht abgeschlagen werden - ein Teil des Apfels muss an der Schnur hängen bleiben. Nach dem Passieren der Galgen ist der Säbel in ein Fass zu werfen. Eine ganze Anzahl weiterer, von Jahr zu Jahr wechselnder Aufgaben kommen als Zutaten hinzu.
Jeder Reiter, der den Parcours zu Ende geritten hat, erhält einen Flot (eine Rosette) und einen Naturalpreis.
Außerdem wird das zahlreich anströmende Publikum mit einem Unterhaltungsprogramm während der Pause, mit Musik und kulinarischen Leckerbissen in der Festwirtschaft und nicht zuletzt auch mit den erheiternden Kommentaren des Speakers bei Laune gehalten.

Bei der Apfelhauet handelt es sich ursprünglich um eine militärische Übung, bei der der Dragoner einen an einer Schnur hängenden Apfel mit einem Säbelhieb zu teilen hatte. Von 1812 an ist das Apfelhauen jedenfalls als offizielle, mit der jährlichen Musterung verbundene und mit Preisen ausgestattete Übung in den Basler Militärakten bezeugt. Die Musterung fand im Werkhof hinter dem alten Zeughaus zwischen der Spalenvorstadt und dem Petersgraben statt, während Zugschule und Apfelhauen auf der Schützenmatte abgehalten wurden. Die verliehenen Preise wurden aus dem Militäretat bewilligt. Ein Bericht aus der "Basellandschaftlichen Zeitung" vom 19. September 1861 zeigt, dass im Baselbiet auch nach der Kantonstrennung die Verbindung von militärischer Musterung und Apfelhauen fortgedauert hat, bis das Aussetzen von Preisen der Sparsamkeit der Regierung zum Opfer fiel. Der 1879 entstandene Reiterclub hat dann die Tradition wieder aufgegriffen. Mit dem Anwachsen seiner Mitgliederzahl und der schrittweisen Aufteilung in Sektionen hat das Apfelhauen in der ganzen Nordweststrecke Verbreitung gefunden, wobei seit etwa 1970 auch das Fricktal dazugekommen ist. Die ursprünglich einfache soldatische Übung ist dabei im Laufe der Jahrzehnte immer mehr mit spielerischen Zutaten ausstaffiert worden. Während früher Militäruniform oder korrekter Reiteranzug vorgeschrieben waren, gehören jetzt auch zur Belebung des Spektakels Kostümierungen dazu, und längst ist die Teilnahme von Frauen selbstverständlich.

Referenzen

Edith Schweizer-Völker: Butzimummel, Narro, Chluri. Bräuche in der Regio, Basel 1990, S. 41.