Barbarazweig
Beschreibung
Barbara war ab dem Mittelalter in ganz Mitteleuropa eine wichtige Figur für die stets in Gefahr lebenden Bergbauern.
Am Barbaratag pflegte man darüber hinaus den Brauch, einen Zweig (von einem Kirschbaum) abzubrechen und ins Wasser zu stellen ("Barbarazweig"). Wenn dieser ausschlug, so bedeutete das Glück und Freude. Der Brauch existierte in Ungarn in vielen lokalen Varianten.
Im ungarndeutschen Dorf Budaörs schloss man anhand der Entwicklung des Fruchtbaumzweiges an Weihnachten um Mitternacht auf den Ernteertrag des kommenden Jahres: Wenn der Zeig ausgeschlagen hatte, so war eine gute Ernte zu erwarten.
Nach Bálint ist der Brauch durch die Heiligenlegende inspiriert: Als Christus auf den Kopf der gemarterten Barbara einen Kranz aus Tomatenblüten legt, werden ihre Wunden geheilt. Dieser ist zugleich auch ihr Brautkranz, der auf die mystische Vereinigung mit dem Bräutigam (Christus) verweist.
Geschichte:
Barbara war bekanntlich eine wichtige Figur für die stets in Gefahr lebenden Bergbauern ab dem Mittelalter in ganz Mitteleuropa. Barbara (gest. 306) (ung. Borbál, Borbálya) ist in Ungarn eine der beliebtesten weiblichen Heiligenfigur im Mittelalter sowie in der Volksfrömmigkeit der Barockzeit. Der Feiertag am 4. Dezember taucht bereits im Pray-Kodex (siehe unten) auf. Ihre Legende ist in der Érdy-Kodex (bedeutende Legendensammlung aus der ersten Hälfte des 16 Jahrhunderts) zu finden.
Der Codex Pray, oder Pray Codex, ist eine kleine aber wichtige Sammlung mittelalterlicher Manuskripte und Zeichnungen zu christlichen Themen. Einige Seiten und Buchmalereien stammen noch aus dem späten 12. Jahrhundert, andere aus dem frühen 13. Jahrhundert. Der Codex Pray ist eines der wichtigsten Dokumente, die im Budapester Nationalmuseum aufbewahrt werden. Die Handschrift wurde nach György Pray benannt.
Referenzen
Sándor Bálint: Ünnepi kalendárium [Festkalender]. Budapest 1977, Bd. 1, S. 17-27.