Bochselnacht
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18.12.2025 (Donnerstag vor dem 4. Advent)Turnus
jährlich
Festausübung
aktuell
Geografie
Ort
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Region
Staat
Beschreibung
Ablauf:
Am Donnerstag der letzten ganzen Woche vor Weihnachten findet ein großer Umzug der Primar- und Sekundarschüler mit "Räbenlichtern" durch den Kern von Weinfelden und die Außenquartiere statt. Die Primarschüler treffen sich auf dem Hof der Pestalozzischule, um dann in Richtung Rathausbrunnen loszuziehen. Die Sekundarschüler sammeln sich auf dem Marktplatz und schließen sich dann an. Alle Teilnehmer tragen an langen, teils gegabelten Stecken die "Bochseltiere": ausgehöhlte Rüben, die mit Fratzen beschnitzt und von innen erleuchtet sind. Die Straßenlampen sind ausgelöscht. Vor dem Abmarsch und später auf dem Rathausplatz singen die Schüler Lieder. Dann werden die Bochseltiere noch einmal hochgehoben bevor die Schüler zu den Schulhäusern zurückmaschieren und mit Wurst und Brot belohnt werden. Vor und nach dem Umzug dürfen von den Kinder, mit Erlaubnis der Eltern, Zigaretten und Stumpen geraucht werden. Nach dem Ende des Umzugs führen die Kinder der Sekundarschule ein Theaterstück auf. Zudem findet findet auch noch eine Prämierung der Bochseltiere statt. Von den Primarschülern wird der sogenannte "Bochselwalzer" vorgeführt. Die Erwachsenen sitzen an diesem Tag in den Wirtshäusern zusammen um „Bölewegge“ (Zwiebelbrot) eine speziell für diesen Tag gebackene Spezialität zu essen und „einen Jass zu klopfen“. Auch der Gemeinderat kehrt nach der Bochselnachtsitzung zum Essen und Trinken in ein Gasthaus ein.
Geschichte:
Zur Herkunft der Bochselnacht gibt es unterschiedliche Meinungen. Von den alten Weinfeldern wird die Entstehung der Bochselnacht durch die Kellerchronik von 1864 hergeleitet. Dort ist aufgezeichnet, dass 1629, zu Zeiten des schwarzen Todes, die jungen Männer aus Weinfelden ihr Dorf verließen und den Trinkgelagen nachzogen. Sie glaubten sie seien hauptsächlich durch den Genuss von Wein dem Tod entronnen. Daher hielten sie jedes Jahr für den Gott des Weins ein Bacchusfest, also Bochselfest, ab. Diese Geschichte wird auch von Boccaccio in „Decamerone“ erzählt.
Hermann Heinrich Stähelin, der erste Konservator des thurgauischen Museums brachte 1886 die Bochselnacht jedoch nicht mit der Pest in Verbindung. Er deutete das Herumtragen der Räbenlichter als „Freudenfeuer“ das andernorts für den Gott Donar angezündet wurde.
Der Weinfelder Kronenwirt Walter Seeger behauptete 1931 die Bochselnacht sei Anfang des 17. Jahrhunderts von Zürich gekommen. Die Tatsache, dass die Zugteilnehmer von manchen mit Äpfeln, Nüssen und Birnen beschenkt wurden bevor man dann zu Wurst und Brot überging, deutete er als ein Anzeichen für ein Fruchtbarkeitsritus. Das Singen von Weihnachtsliedern und die Geschenke verstärkten zudem den Eindruck, dass es sich um ein christliches Fest und einen Adventsbrauch handelte. Belege hierfür gab es jedoch keine.
Referenzen
Rolf Thalmann: Das Jahr der Schweiz in Fest und Brauch. Artemis Verlag, Zürich und München, S. 27-28.