Drescherbrauch

Noch in den dreißiger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts existierte der Drescherbrauch.In Irlahüll spielte er sich damals folgendermaßen ab: dort wurde beim Dreschen eine Strohpuppe angefertigt. Der Erste, der mit Ausdreschen fertig war, band sie in Form eines alten Weibes und stellte sie, ehe der Nachbar zum Dreschen ging, diesem an das Stadeltor oder warf sie während des Dreschens in dessen Scheune.
Er konnte wohl gesehen werden, durfte sich aber nicht erwischen lassen, sonst erhielt er eine tüchtige Tracht Prügel.
So wanderte die "Alte", wie die Puppe genannt wurde, von einem Hof zum anderen, bis sie zum Letzten kam, der dann verlacht wurde.

Geschichte:
Nach Stickler war der ursprüngliche Volksglaube als Wurzel dieses Brauches wohl der, daß sich in der letzten Garbe ein mythisch verlebendigter Wachstumsgeist verberge. Etwas von dessen Kraft und Bedeutung ginge auf den letzten Schnitter und den letzten Drescher über, der darum auch dessen Namen und - ehedem wohl allgemein - dessen Gestalt, das Strohkleid, annahm und eine besondere Rolle im Brauchtum des Ernteschlußes spielen mußte. Das schimmere dort noch durch, wo er beim Drischmahl zu seiner Ehrung reichlicher bewirtet wurde.
Sonst aber trete diese Gestalt in den Rest- und Spätformen nur noch in scherzhafter und passiver Beteiligung hervor. Vielfach hätten sich diese "letzten" Züge mit anderen Anschauungs- und Brauchbezirken gemischt, in denen der - aus eigener Schuld - zuletzt Kommende, der Palmesel, der Mailümmel, der Pfingstl, als der Säumigste und Faulste verspottet und gehänselt wurde. Auch die Strohpuppe sei in Angleichung an andere Verwendungen, etwa im Bereich der Volksrüge, zur Spottgestalt geworden.