Drescherbrauch

Kösching

Eichstätt

Bayern

Deutschland - Germany

Turnus

jährlich

Festausübung

N
erloschen

Geografie

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Ort

Kösching

Kreis

Eichstätt

Region

Bayern

Staat

Deutschland - Germany

Beschreibung


Noch in den dreißiger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts existierte der Drescherbrauch.
In Kösching, wo der letzte Schlag und sein Drescher sowie die letzte Garbe "Bindl" genannt wird, wurde eine Strohpuppe angefertigt, welcher man noch eine Drischel beigab und die der Bindl zu befördern hatte.
An der Puppe wurde ein Zettel angebracht mit folgendem Wortlaut:

"Ich bin gekommen in größter Eil',
Warum seid ihr heuer gar so faul.
Ich bin gekommen zum Dreschen aus,
Schickt mich wieder in ein ander Haus."

Wurde der "Bindl" eingeholt, mußte er sich gefallen lassen, stundenlang in einen Saustall gesperrt zu werden.
Danach wurde er noch mit Ruß geschwärzt und tüchtig mit Wasser übergossen. Eine Tracht Prügel beendete den Spaß.
Glimpflicher verfuhr man, wenn der Bindl eine Magd war. Sie wurde in die letzte Garbe eingebunden und mußte Schnaps bezahlen.

Geschichte:
Nach Stickler war der ursprüngliche Volksglaube als Wurzel dieses Brauches wohl der, daß sich in der letzten Garbe ein mythisch verlebendigter Wachstumsgeist verberge. Etwas von dessen Kraft und Bedeutung ginge auf den letzten Schnitter und den letzten Drescher über, der darum auch dessen Namen und - ehedem wohl allgemein - dessen Gestalt, das Strohkleid, annahm und eine besondere Rolle im Brauchtum des Ernteschlußes spielen mußte. Das schimmere dort noch durch, wo er beim Drischmahl zu seiner Ehrung reichlicher bewirtet wurde.
Sonst aber trete diese Gestalt in den Rest- und Spätformen nur noch in scherzhafter und passiver Beteiligung hervor. Vielfach hätten sich diese "letzten" Züge mit anderen Anschauungs- und Brauchbezirken gemischt, in denen der - aus eigener Schuld - zuletzt Kommende, der Palmesel, der Mailümmel, der Pfingstl, als der Säumigste und Faulste verspottet und gehänselt wurde. Auch die Strohpuppe sei in Angleichung an andere Verwendungen, etwa im Bereich der Volksrüge, zur Spottgestalt geworden.

Referenzen

Michael Stickler: Drescherbräuche um den letzten Schlag. In: Bayerische Hefte für Volkskunde 12/1939 , S. 40.