Farsang / Fasching
Dieses Jahr
13.02.2024 (Fastnachtsdienstag)Nächstes Jahr
04.03.2025 (Fastnachtsdienstag)Turnus
jährlich
Festausübung
erloschen
Allg. Festbeschreibung
Geografie
Ort
Kreis
Region
Staat
Beschreibung
Der Fasching in Pomáz war ein Brauch der deutschen Minderheit, der bis zur Ausweisung der Deutschen aus Ungarn im Jahre 1946 gefeiert wurde. Schon vor dem Fest hatten die Hausfrauen viel zu tun, denn sie waren mit dem Backen von Faschingskrapfen beschäftigt. Es gab kaum einen Haushalt, in dem nicht gebrutzelt wurde. Die Deutschen in Pomáz hatten zwei Arten von Faschingskrapfen. Zum einen die runden, mit Marmelade Gefüllten und zum anderen die so genannten "ralati Kropfa". Letztere waren, wie auch die runden Krapfen, in Fett gebacken und bestanden aus dem gleichen Teig, doch hatten sie eine ganz andere Form. Aus dem dünn ausgewellten Teig wurden kleine Vierecke von etwa acht auf zehn Zentimeter ausgeschnitten. Diese Vierecke wurden mithilfe eines Rädchens mit zwei bis drei Einschnitten versehen, so dass sie sich während des Backens krümmten und alle möglichen Formen annahmen. Die Ungarn nannten dieses Gebäck nach seiner Form "Forgácsfánk" (Hobelspäne).
In den deutschen Gemeinden Ungarns war der Fasching ein sehr ausgelassenes Fest. Wenn beim Faschingsumzug die "Noan" (Narren) mit ihren "Maschkaraden" (Masken) umhertrollten, war es ratsam, ihnen auszuweichen. Sie versuchten, die Passanten das Fürchten zu lehren und waren mit einem Stock bewaffnet, mit dem sie sich vor allem die zu nahe kommenden Halbwüchsigen vom Leib hielten. Die "Noan" waren nicht zimperlich und es kam schon einmal vor, dass jemand verletzt wurde.
Nach dem Umzug kehrte Jung und Alt beim "Hötj Tauni" (Held-Wirt) ein, wo die Narren mit einem Tusch von der "Rezesbanda" (Blaskapelle) empfangen wurden. Man tanzte, dass die "Kittln" (Röcke) nur so flogen und man vor lauter Staub kaum noch sehen konnte. Es wurde vor allem "Woiza" (Walzer) und die schnelle "Schnöpuika" (Schnellpolka) getanzt. In Pomáz gab es immer einige "Obernarren", die durch ihr närrisches Treiben besonders auffielen. Hier wären vor allem der Semaneck Toni, der Weber Johann und der Kim Vetter zu nennen. Ein sehr schöner und lustiger Brauch war die "Beerdigung" des "Fasching-Franzls" in der Nacht auf Aschermittwoch um Mitternacht, wenn die Stimmung ihren Höhepunkt erreicht hatte. Da wurde unter den Trauermarschklängen der "Musi", der Fasching-Franzl in einen großen Schlachttrog geworfen, mit Sodawasser bespritzt und mit Wein übergossen. Die "Angehörigen" brachen in Wolfsgeheul aus und die anwesenden "Trauergäste" hielten sich vor Lachen den Bauch.
Nachdem der Fasching-Franzl die Tortur überstanden hatte, schaukelte man ihn im Sautrog aus dem Saal und die Narretei hatte für ein Jahr ein Ende. Im Hintergrund standen schon die Gendarmen, die die Einhaltung der Sperrstunde überwachten. Sie verzogen kaum eine Miene, da sie die deutsche Sprache nicht verstanden. Mit dem grauen Aschermittwoch hatte der Ernst des Lebens wieder Einzug gehalten.
Referenzen
Anton Plank/Karl Schleer (Hrsg.): Pomáz im Ofner Bergland. Chronik einer deutschen Minderheit im Umland von Budapest. Den heimatvertriebenen deutschen Pomázern in aller Welt gewidmet. Dunamellék 1982, S. 151.