Fasnacht /Schemenlaufen

Imst

Imst

Tirol

Österreich - Austria

Turnus

alle 4 Jahre

Festausübung

N
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Geografie

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Ort

Imst

Kreis

Imst

Region

Tirol

Staat

Österreich - Austria

Beschreibung

Das Schemenlaufen in Imst in Tirol, dessen Spuren auf das 17. Jahrhundert zurückgehen, zählt zu den schönsten und vitalsten Fasnachten des Alpenraums. Seit 2012 steht die Imster Fasnacht auf der „Repräsentativen Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit“ der UNESCO. Für die kulturelle Identität der Einwohnerinnen und Einwohner der Bezirkshauptstadt Imst ist das Schemenlaufen, das alle vier Jahre stattfindet, von größter Bedeutung. Mehr als 900 Imster Männer nahmen 2020 am Schemenlaufen teil. Rechnet man die zwischen dem Schemenlaufen stattfindende „Buebefåsnåcht“ (Fasnacht der 6–15-jährigen Knaben), die ebenfalls im Vierjahresintervall stattfindet, mit ein, so erlebt man in Imst jedes zweite Jahr einen großen Fasnachtsumzug, der bis zu 20.000 Menschen aus Nah und Fern anlockt.

Im Zentrum des Umzugs stehen die „Roller“, jeweils ausgestattet mit einem Rollschellengurt, glatter Larve und einem Wedel (genannt „Pemsl“), und die „Scheller“ mit ihren mächtigen Kopfputzen, den an der Leibesmitte umgehängten Kuhschellen und den blau-weiß gestreiften, mit Brezeln behangenen Stäben. Die beiden treten (mit Ausnahme des den Zug anführenden „Vorrollers“) paarweise auf und vollführen einen Spring- bzw. Schreittanz, den man „Gangl“ nennt. Zusammen bilden sie einen genau geordneten „Kroas“ von mehr als 50 Paaren. Ihrem Zug folgen die sogenannten „Laggeroller“ und „Laggescheller“, ausgestattet mit Holzglocken, die wie stark gealterte Parodiefiguren der eleganten Roller und kräftigen Scheller wirken.

Die den Kreis umlaufenden „Ordnungsmasken“ – gemeint sind die Gruppen der „Sackner“, „Spritzer“ und „Kübelemajen“, denen sich die Bären und Bärentreiber mit Tambourinern, Schwegelpfeifern und Affen anschließen – erfüllen einerseits die Funktion, den Kreis der Roller und Scheller vom Publikum abzuschirmen, und bilden andererseits eine vor Farben, Formen und Bewegungen strotzende Ergänzung der Hauptmasken. Sie waren entsprechend einer bildlichen Darstellung des Tiroler Künstlers und Heimatkundlers Karl von Lutterotti bereits um 1840 ähnlich, wie sie noch heute existieren, ausgebildet. „Vogelhändler“, „Kaminer“, die mit ihren Leitern auf Hauswänden hochklettern, „Ruaßler“ und die Verkäuferinnen der Fasnachtszeitung „D’Rouf’n-Kathl“ komplettieren den bunten Zug.

Zu den markantesten Masken neben den Rollern und Schellern zählen die Hexen mit ihrer rund 50-köpfigen „Hexenmusik“, dargestellt von 6–15-jährigen Knaben. Die Hexen tanzen zu vier überlieferten sogenannten „Hexenmarschlen“, nämlich klangrhythmischen Stücken aus Viertel- und Achtelnotenwerten, die auf allerhand ausrangierten Blechblas- und Perkussionsinstrumenten der Stadtkapelle schon Wochen vorher geprobt werden müssen.

Nicht zu vergessen ist die „Labara“. Diese satirische Sängergruppe besteht in Imst aus 12–16 Männern in Frack und Zylinder und mit Gesichtsmaskierung und erfüllt die Funktion einer unterhaltsamen Rügegerichtsbarkeit, indem sie in Bänkelsängermanier peinliche Vorkommnisse, Schildbürgerstreiche und Missgeschicke, die sich in den abgelaufenen vier Jahren in Imst ereignet haben, in Verse und Musik setzt. Wie in anderen vergleichbaren Fasnachten des Tiroler Oberlandes, die mit größter Wahrscheinlichkeit unter dem Einfluss des Imster Vorbildes entstanden sind, marschiert auch beim Schemenlaufen die Musikkapelle mit.

Der vorliegende Film zeigt wesentliche Teile des Imster Schemenlaufens am 9. Februar 2020: den Aufzug der Masken und aufwendigen, prachtvollen Fasnachtswägen, den „Kroas“ der Roller und Scheller mit den Ordnungsmasken und Begleitern, die Hexen mit ihrer Musik und das „Einführen“ von Gästen aus dem Publikum durch die Roller-Scheller-Paare sowie Hexen/Hexenmusikanten. Man sieht auch Szenen der Pause (ab etwa 15 Uhr), des erneuten Beginns des Umzuges und vom letzten Kreis. Die „Labara“, die am Umzugstag in den Gasthäusern auftritt, konnte vom Berichterstatter trotz intensiver Suche an jenem Tag nicht ausfindig gemacht werden. Ihr großer Tag ist der Fasnachtsmontag bzw. „Tag der Nåchfåsnåcht“, wenn die Akteure des Schemenlaufens – nun aber ohne Gesichtslarven und in „wilder“ Maskierung – die Imster Fasnacht ausklingen lassen.

Thomas Nussbaumer

Referenzen

Thomas Nußbaumer: Fasnacht in Nordtirol und Südtirol. Von Schellern, Mullern, Wudelen, Wampelern und ihren Artgenossen, Innsbruck 2010, S. 22–47. – Luis Schlierenzauer (Hg.) / Manfred Thurner (Red.) / Melitta Abber (Ill.): Fasnacht in Imst, Imst 2008. – Manfred Waltner: Imster Schemenlaufen, in: Hans Gapp (Hg.), Die großen Fasnachten Tirols, Innsbruck, 2. Aufl. 2003, S. 66–113.