Fastnacht

Spaichingen

Tuttlingen

Baden-Württemberg

Deutschland - Germany

Dieses Jahr

11.11.2024 (11.11 Martinstag/), 06.01.2024 (6.1. Dreikönig /Epiphanie), 08.02.2024 (Donnerstag vor der Fastnacht = Weiberfastnacht)

Nächstes Jahr

11.11.2025 (11.11 Martinstag/), 06.01.2025 (6.1. Dreikönig /Epiphanie), 04.03.2025 (Fastnachtsdienstag)

Turnus

jährlich

Festausübung

N
aktuell

Allg. Festbeschreibung

Geografie

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Ort

Spaichingen

Kreis

Tuttlingen

Region

Baden-Württemberg

Staat

Deutschland - Germany

Beschreibung


Die Fastnacht in Spaichingen ist heute in erster Linie eine durch die Narrenzunft Deichelmaus e.V. organisierte Fastnacht.
Sie beginnt am 11. November. Um 18 Uhr 31 wird auf dem Marktplatz vor dem Rathaus das Prinzenpaar für die kommende "Kampagne" vorgestellt. Die anschließende Feier im Zunftlokal ist nur für den Kader der Narrenzunft und Mitwirkende bestimmt.
Am 6. Januar werden verdiente Narren geehrt, anschließend findet das "Häsabstauben" statt (eine Feier im Zunftlokal), vorher dürfen die Häs bei offiziellen Angelegenheiten nicht getragen werden.
In der folgenden Zeit finden Bälle und Veranstaltungen der Vereine und Gruppen statt.
Die eigentliche Fastnachtswoche beginnt am Samstag mit der Saalveranstaltung der Narrenzunft ("Redoute") - ein Muss für die Honoratioren der Stadt: ein Abend mit Darbietungen der Narrenzunftgruppen und Vereinsgruppen, die humoristische oder artistische Darbietungen vorbereitet haben, anschließend Tanz.
Es folgen bis zum Ende der Fastnacht weitere große Bälle der Vereine, von denen die des Turnvereins und des Kolpingvereins am bedeutendsten sind. Der Ball des TV wird vor allem von der Jugend gut besucht.
Ein wichtiger Tag in Spaichingen ist der "Schmotzige" (Donnerstag). Er beginnt mit der Befreiung der Schüler (die sich anschließend mit nicht unerheblichen Mengen Alkohol eindecken und sich dann auf dem - in der Nähe der Schule liegenden - Marktplatz aufhalten). Um 11 Uhr findet auf dem Marktplatz das Deichelbohren statt, ein Wettkampf der Lehrer der Spaichinger Schulen (Zur Erläuterung: Die Figur der "Deichelmaus" (seit 1966) geht auf den Spaichinger Necknamen zurück, nachdem zwei Zimmerleute beim Bohren einer Deichel (Wasserleitung aus einem Baumstamm) den Erfolg ihres Tuns überprüften, indem sie eine Maus zum einen Ende hineinschickten, um zu sehen, ob sie am anderen Ende wieder herauskäme). Ebenfalls am "Schmotzigen" wird von der Narrenzunft auf dem Marktplatz der Narrenbaum gesetzt. Um 18 Uhr findet am Rathaus die Festnahme des Gemeinderates statt und die Narren besetzen das Rathaus.
Abends gehen die Spaichinger in die Wirtschaften. Wichtigstes Lokal ist hierbei das Zunftlokal der Narrenzunft ("Zum Rößle"). Prinzenpaar, närrische Räte, Hästräger, Guggenmusik, aber auch die Paare, Gruppen und Jugendcliquen ziehen von Lokal zu Lokal, um dort zu trinken und Bekannte zu treffen und neue Bekanntschaften zu schließen. In einigen Lokalen ist auch Tanz. Der Gemeinderat in typischer Verkleidung zieht ebenfalls von Lokal zu Lokal, um dort lokalpolitisch aktuelle Moritaten vorzutragen. Nur noch selten sieht man Dominos (schwarzverhüllte Gestalten), die mit verstellter Stimme ihren lieben Mitmenschen Verfehlungen aber Liebenswürdigkeiten vorhalten. Das verkleidete Ausgehen in die Lokale in der Fastnachtszeit, vor allem am "Schmotzigen" nennt man "maschkeren".
Weiterer wichtiger Höhepunkt ist der große Umzug am Fastnachtssonntag, an dem sich Narrenzunft, Spaichinger Vereine und Gruppen und auswärtige Narrenzünfte beteiligen. Anschließend verziehen sich die Schaulustigen in die Wirtschaften oder in die Wohnungen zu privaten Feiern.
Der Fastnachtsdienstag gehört den Kindern. Die Narrenzunft veranstaltet am frühen Nachmittag einen Kinderumzug, anschließend finden Fasnetsbälle für Kinder statt (z. B. von der katholischen Kirche). Die Fasnet klingt aus mit dem Fasnetsaustreiben im Zunftlokal der Narrenzunft, wo vor dem Lokal pünktlich um Mitternacht eine Strohhexe verbrannt wird.
Während der Fasnetswoche grüßt man sich mit den Worten "Glückselige Fasnet", am Fasnetsdienstag sagt man zueinander immer wieder "s'goht dagega", was heißt: die nächste Fasnet kommt sicher.
In der Spaichinger Fasnet gibt es als offizielle Teile der Narrenzunft: Prinzenpaar, Präsident, 11er-Rat, 9er-Rat, Garde, Hästräger: Schellennarr, Strohhansele, Deichelmaus, älter und nicht offiziell ist das Lumpenhansele und der Domino, Narrenvater (ist für die Kinder beim Kinderumzug zuständig). Charakteristisch für Spaichingen ist die Zwitterexistenz in der Narrenzunft von (wiederbelebter oder neugeschaffener) alemannischer Fastnacht (Häs) und durchaus dominierender Elemente des rheinischen Karnevals (Organisation, Prinzen, Räte, Kappenabend, Umzug).
Seit 1993 hat sich eine freie Gruppe gegründet, die "Funkenhexen e.V." Diese Gruppe hat vor allem Zulauf von jungen Leuten. Seit 1989 gibt es eine Guggenmusik-Kapelle, die bei keiner Fastnachtsveranstaltung mehr fehlen darf ("Bächleshupfer").

Geschichte:
Die Narrenzunft beruft sich auf eine lebendige Fastnachtstradition seit 1445. Das Datum ist jedoch lediglich ein Nachweis für einen Zinstermin und belegt die Abgabe einer Fastnachtshenne an die Herrschaft Hohenberg. Es gibt allerdings Belege über ein Fastnachtstreiben im 18. Jahrhundert (obrigkeitliche Verbote und Einschränkungen desselben). Strohhansele, Lumpenhansele und Domino gab es vermutlich bereits im 19. Jahrhundert, andere Häs sind Schöpfungen des 20. Jahrhunderts.
1902 organisierte erstmals ein Elferrat die Fastnacht, nach offiziellen Verboten und wilden fastnächtlichen Umtrieben der Bevölkerung wurde 1927 eine Narrenzunft gegründet, die die Fastnacht in kontrollierte Bahnen lenken sollte. Die Narrenzunft war hierarchisch streng gegliedert und organisiert und brachte im Jahr ihrer Gründung auch den ersten Fastnachtsumzug zustande (davon existieren Fotos). Nach einer Flaute in der Spaichinger Fastnacht wurde 1965 die Zunft neu organisiert, ein 9er-Rat ergänzt seither die Arbeit des 11er-Rates, ein weiteres Häs wurde geschaffen: die "Deichelmaus". Zudem gelten seither strenge Regeln, vor allem für das Prinzenpaar: Waren Prinz und Prinzessin vorher oft nicht einmal liiert, so sollten die Paare nun mit kirchlichem Segen verheiratet sein. Moralische Verfehlungen des Prinzenpaares während der Kampagne führen zum Ausschluss aus der Zunft.
Heute hat die Narrenzunft eine wichtige soziale Bedeutung: alle wichtigen Familien in der Stadt (oder die sich dafür halten) haben ein oder mehrere Häs. Räte und Prinzen bestehen in der Regel aus bekannten Geschäftsleuten der Stadt.

Referenzen

Beiträge im Spaichinger Heimatbrief (1980, 1984, 1987, 1990).