Fastnacht

Haslach im Kinzigtal

Ortenaukreis

Baden-Württemberg

Deutschland - Germany

Dieses Jahr

06.01.2024 (6.1. Dreikönig /Epiphanie) - 14.02.2024 (Aschermittwoch = Fastenbeginn)

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06.01.2025 (6.1. Dreikönig /Epiphanie) - 05.03.2025 (Aschermittwoch = Fastenbeginn)

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Ort

Haslach im Kinzigtal

Kreis

Ortenaukreis

Region

Baden-Württemberg

Staat

Deutschland - Germany

Beschreibung

Der Brauch der Fastnachtsspiele, der erstmals 1839 belegt ist, wird in Haslach bis heute mit großer närrischer Liebe gepflegt. Im Jahre 1850 versammelte man sich im Gasthaus "Zur Kanone", um einen Narrenverein zu gründen. Der erste "Narrenvadder" war dann auch der "Kanonenwirt".
Die Aufführung des Fastnachtsspiels "Weibertreu von Weinsberg" im Jahr 1876 führte zur Gründung der Haslacher Ranzengarde. Das Spiel erzählte von der Belagerung der Burg Weinsberg, bei der man die Bürgerwehr statt in Harnische in Holzfässer steckte.
Die Aufnahme der Narrenzunft in die VSAN fand im Jahr 1924 (Gründungszunft) statt.

Die Termine der aktuellen Fastnachtsveranstaltungen können aus dem unter www.fasnacht.net ab Oktober jedes Jahres von der Vereinigung Schwäbisch- Alemannischer Narrenzünfte (VSAN) veröffentlichten Narrenfahrplan entnommen werden.

Narrotaufe
Die Fasent in Haslach kennt neben den zum Teil traditionellen Narrenfiguren auch einige für Haslach spezielle Bräuche, wie zum Beispiel die Narrotaufe am Rohrbrunnen.
Am Gasthaus "Kanone" verkündet "Jörg Gebele von Waldstein" in entsprechender Kleidung das Verbot der Fastnacht durch die Fürstenberger. Viel närrisches Volk macht großen Lärm, um die Verlesung zu stören und zieht dann zum Marktplatz beim Rathaus. Am Rohrbrunnen fordern die Narreneltern die Hebamme auf, im Brunnen nach dem Närrlein zu suchen. Das Signal dafür gibt der Nachtwächter, der vom Brunnenrand aus verkündet, welche Uhrzeit es geschlagen hat. Die Hebamme fischt das Närrlein aus dem Wasser und es wird der Gettle übergeben, welche wie Getti, Onkel und Tante zur "Taufgesellschaft" gehören. Mit der Geburt des Narren beginnt das närrische Treiben, springen Hemdglunker und Hansele zum Narrenmarsch um den Brunnen. In einem Saal wird dann mit einem bunten Programm der Beginn der Fasent gefeiert, diese beginnt also erst mit der Narrotaufe, zuvor wird kein Narrentreffen besucht und man sieht auch keine Narrenhäser auf der Straße.

Schnurren
Das Schnurren wird am Sonntag vor dem Schmutzigen Donnerstag nachmittags um 16 Uhr durch die Gruppe der Ansager eingeleitet, welches in zehn Lokalitäten stattfindet. Der Schnurrmeister - ein Mitglied des Narrenrates - sorgt dann dafür, daß um 17 Uhr der Umlauf der Schnurrgruppen beginnt. Er, der Schnurrmeister, hat schon im Vorfeld die Schnurrgruppen beraten und das Schnurren geplant. Waren es früher, z.B. zu Hansjakobs Jugendzeit "Einzelschnurranten", so sind es heute Gruppen, die sich der "Sünden" ihrer Mitbürger annehmen und diese vortragen. Zum Haslacher Schnurren gehören aber unbedingt die "Wäschwiiber", die sind am längsten als Schnurranten dabei. Für die Texte und Lieder sind die Gruppen selbst verantwortlich, die Lokalitäten sind meist proppevoll. (Krafczyk)
Kempf schrieb 1926: "Regelmäßig am "Schmutzige Dunschtig" wird der erste Maskenball abgehalten und erstmals in den Wirtshäusern geschnurrt. Das "Schnurren" gilt als Vorrecht der holden Weiblichkeit, und einzeln oder in Gruppen, tief vermummt und unkenntlich, ziehen sie aus. Die Schnurrerinnen werden zwar nicht zu Hyänen, aber wehe dem Unglücksraben, der in die Klauen einer "Schnurrere" fällt. Sie verstellen ihre Stimme, haben ein gut geschmiertes Mundwerk und kramen mit beißender Satire unverholen aus, was der arme Sünder auf dem Kerbholz hat. So geht es bis in die späten Nachtstunden."
Zur Geschichte:
Heinrich Hansjakob schreibt in seinem Buch "Aus meiner Jugendzeit" davon, daß seine Mutter maskiert auf das Schnurren in die Privathäuser gegangen war. Das Schnurren ist ein wichtiger Teil des fastnächtlichen Rügerechtes. Das einst auch übliche Tischschnurren ist leider abgegangen. Vergleiche hierzu auch das "Strählen" in Villingen.

Kleppern
Wenn am Schmutzigen Donnerstag der Ruf durch die Gassen schalt: "Mir sueche an der Fasent! Wo sinn ihr denn, ihr Lütt?", dann ziehen die Klepperlebuebe mit ihren Holzlärminstrumenten durch die Stadt. Dieser Brauch, der von einer Gruppe von Kindern, der sogenannten Klepperlegarde, aufrechterhalten wird, ist älter als der der Ranzengarde. Die Kinder tragen mit ihren einfachen Holzinstrumenten einen Wettbewerb um den Titel eines "Klepperles-Königs" beziehungsweise einer "Königin" aus.
Etwa 30 Ranzengardisten marschieren, angeführt von einem Hauptmann, mit Hellebarden bewaffnet durch die närrische Stadt. Als Schutztruppe des Narrenrats bzw. als Beschützer aller anständigen Närrinnen und Narren spielt die Ranzengarde an der Fasent eine wichtige Rolle. Das Kleppern der Haslacher Jugend findet schon bei Heinrich Hansjakob Erwähnung in seinem Buch "Aus meiner Jugendzeit" und in "Bauernblut" und gipfelt schließlich in dem Eintrag in die Akten des Bezirksamtes anläßlich des "Klepperlekrieges" 1888. Damals musste das Kleppern auf den Straßen ungeahnte Ausmaße erlebt haben und sollte verboten werden. Die Schuljugend besorgt sich die Klepperle (Holzkastagnetten) und schlägt diese in bestimmten Rhythmen zusammen. Wochenlang wird da gekleppert und den Höhepunkt bildet dann der Klepperleswettbewerb, wo König und Königin gekürt werden.
Das Kleppern wird durch einen Klepperlesmeister einstudiert und dieser steht dann für diesen Brauch zu Verfügung.
Der Klepperleswettbewerb findet seit Jahren am Schmutzigen Donnerstag statt. Das Königspaar, wie auch das Prinzenpaar darf dann beim Umzug am Fasentsonntag, bzw. -dienstag auf einem ganz besonderen Wagen mitfahren (Krafczyk).
Schon 1926 wird von Dr. Kempf (Haslach) in einem Aufsatz der Zeitschrift "Mein Heimatland" davon berichtet, dass die "Ranzengarde der Klepperlesbuben" am Fasentmontag durch das Städtchen gezogen sei: "Der Montagvormittag bringt zur Einleitung des Tages den Umgang der Ranzengarde der Kläpperlesbuben. Dieser Aufzug gehört zu den ältesten Bräuchen Haslachs. Schon wochenlang vorher wird auf den Kläpperlen (Kastagnetten) geübt. Kommt dann der große Tag, so versammeln sich die Knaben, in Papiertschako à la Napoleon mit Hahnenfedern geschmückt, im weißen Überhemd vor der Narrenburg zur Kanone. Dort malt dann der Narrenvater Thoma einem jeden einen tüchtigen schwarzen Schnauzer unter die Nase, denn die Hemdglunkergarde will mannhaft aussehen. Unter Vorantritt eines "Gullerreiters", eines riesenköpfigen Ehepaares, eines großen Storchen und Elefanten, lauter höchst urwüchsige Gebilde, wird dann mit Trommelschlag, Musik, Kläppern und unter Gesang des alten einheimischen Narrenspruchs durch die Straßen gezogen: "Hoorig, hoorig, hoorig isch die Katz, und wenn die Katz nit hoorig isch, dann fangt se keine Mäuse."

Der Ursprung und sein Sinn sind unbekannt, die Ersterwähnung findet sich bei Heinrich Hansjakob in "Bauernblut" und in den Akten des Bezirksamtes "zum Verhalten der Schuljugend" von 1888. Verbote drohten dem Kleppern immer wieder, auch im 20. Jahrhundert durch dem Brauch nicht wohlgesonnene Rektoren, doch immer wieder wurde gekleppert. Ganz schlecht stand es um den Brauch zwischen 1970 und 1993, inzwischen geht es wieder stark aufwärts.

Narroverbrennung
Mit der Narroverbrennung geht in Haslach die Fasent zu Ende. Treffpunkt ist bei der Narrenburg "Kanone" und dort formiert sich ein stattlicher Trauerzug, angeführt von der Musikkapelle, dem Spielmanns- und Fanfarenzug, gefolgt vom hohen Gericht, bestehend aus Oberrichter, Verteidiger, Ankläger, Scharfrichter, Gerichtsdiener und weiteren Mitgliedern des Gerichtes. Der Narr wird von der Ranzengarde (ohne Faß) gefesselt mitgeführt, desweiteren folgen, von Fackelträgern begleitet, Hansele, Hemdglunker und allerlei närrisches Volk, mit Leintüchern bewehrt. Vor der Stadthalle endet der eindrucksvolle Zug und nun beginnt die Gerichtsverhandlung, die mit dem Urteil "An den Galgen mit ihm" endet. der Narr löst sich schließlich in einem prächtigen Feuerwerk auf.

Maskenfiguren:
Obwohl der bekannte Pfarrer und Schriftsteller Heinrich Hansjakob berichtet, er habe in der Mitte des vorigen Jahrhunderts Hanselefiguren durch Haslach laufen sehen, lässt er doch nähere Beschreibungen weg. Auch sonst sind keinerlei Überlieferungen bezüglich des Aussehens dieser Figuren vorhanden, so dass 1965 der Maskenausschuss der Narrenzunft ein neues Hansele entwerfen musste. Animiert durch den Haselstrauch im Haslacher Stadtwappen gestaltete man den Haselnarro. Sein Spättlehäs ist mit grünen, braunen und gelben Filzstücken besetzt, die Hosen sind braun. Das Häs soll an einen Haselstrauch erinnern, wobei der Kopf mit Holzlarve und Haube die Haselnuss darstellt. Die Larve, die ein verschmitzt lächelndes Gesicht zeigt, ist braun lasiert. Auf dem Kopf sitzen ein grünes Kelchblatt aus Filz sowie der Stiel der Haselnuss. Ein Stock mit klappernden Haselnüssen dient dieser Figur als Lärminstrument.
Die Ranzengardisten wählten als ihr Häs Holzfässer. Am Fassbauch sitzt den Fässlemännern ein Hahnen, aus dem zur Stärkung der Narren Wein fließt. Eine helle Halskrause, weiße Manschetten und Handschuhe, weiße Hosen und Schaftstiefel vervollständigen das Bild des Fässlemanns. Auf dem Kopf hat er einen hohen spitzen Hut, wie ihn früher Burgfräulein und Magier trugen.
Die Figur des Großen Storchs, der eine Reihe Kinder hinter sich herführt, geht auf ein brauchtümliches Datum zurück, auf den Storchentag, den Peterlestag. Es heißt: "Auf Sankt Peter Fest baut der Storch sein Nest". Zum Kreis der Haslacher Einzelfiguren gehört neben dem Gullerreiter, der ältesten dieser Figuren, das Riesenköpfige Ehepaar. Das Gesamtbild der Fasent wird schließlich abgerundet durch die Närrische Miliz und den Narrenbüttel.

Referenzen

Zur Geschichte der organisierten Fastnacht, Hg. Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte Vöhrenbach 1999.