Fastnacht

Allensbach

Konstanz

Baden-Württemberg

Deutschland - Germany

Dieses Jahr

06.01.2024 (6.1. Dreikönig /Epiphanie), 11.11.2024 (11.11 Martinstag/), 08.02.2024 (Donnerstag vor der Fastnacht = Weiberfastnacht), 10.02.2024 (Fastnachtssamstag), 14.02.2024 (Aschermittwoch = Fastenbeginn)

Nächstes Jahr

06.01.2025 (6.1. Dreikönig /Epiphanie), 11.11.2025 (11.11 Martinstag/), 27.02.2025 (Donnerstag vor der Fastnacht = Weiberfastnacht), 04.03.2025 (Fastnachtsdienstag), 05.03.2025 (Aschermittwoch = Fastenbeginn)

Turnus

jährlich

Festausübung

N
aktuell

Allg. Festbeschreibung

Geografie

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Ort

Allensbach

Kreis

Konstanz

Region

Baden-Württemberg

Staat

Deutschland - Germany

Beschreibung


Ablauf:
Die Allensbacher Fastnacht beginnt ab dem 11.11., dann geht es mit großen Schritten auf die närrischen Tage zu. Zu Martini treffen sich alle Allensbacher am Mühlenbach, um mitzuverfolgen, wie der Narrenpräsident des Narrenvereins "Alet Allensbach" einen lebendigen Alet-Fisch aus dem Wasser herauszuziehen versucht. Dabei wird der Narrenpräsident mit ortsbekannten Sprüchen angefeuert. Zappelt der Fisch dann im Netz, wird anschließend das Fasnetprogramm der kommenden närrischen Tage verkündet. Gibt es neue Narrenmitglieder, müssen sich diese in den Bach stellen und bekommen vom Narrenpräsident zum Zeichen der Taufe und der Aufnahme als rechtmäßiges Zunftmitglied drei Flossenschläge des noch lebenden Alets ins Gesicht. Danach wird das Fastnachtsprogramm in allen Gaststätten verkündet, wo man sich schließlich zum Fischessen trifft.

In der Zeit vom Dreikönigstag bis zum Donnerstag vor Aschermittwoch gibt es lediglich vereinzelte, lokal begrenzte närrische Aktivitäten wie Narrentreffen und Saalveranstaltungen. An ihnen nehmen mehrere tausend Häs- und Maskenträgern teil.
Die großen Festtage der Fastnacht beginnen dann mit dem "Schmotzigen Dunschtig" frühmorgens mit dem Wecken durch Fanfarenzug und Guggenmusik.
Die umherziehenden Kapellen begleiten die Narren, die zu Kindergärten und Schulen ziehen, um die Kinder vom Unterricht zu befreien und in die närrischen Tage zu entlassen. Das Rathaus wird ebenfalls "gestürmt" (Rathaussturm), der Bürgermeister seines Amtes enthoben und der Rathausschlüssel als Zeichen der Machtübernahme an die Narren übergeben (Schlüsselübergabe). Jetzt wird die Fasnet explizit ausgerufen (Fasnetausrufen).
Nachmittags findet traditionell das "Narrenbaumsetzen" oder "Narrenbaumstellen" durch die Allensbacher "Holzhauergilde" statt, nachdem der Narrenbaum, eine frisch geschlagene, bis zu 30 m hohe Tanne oder Fichte, in der Regel morgens eingeholt, entrindet, bis auf den Wipfel entastet und geschmückt worden ist. Der Narrenbaum wird als Zeichen der Übernahme der Amtsgewalt durch die Narren angesehen und außerdem als "Stammbaum aller Narren" bezeichnet. Das Setzen eines Baumes ohne Wurzeln soll ferner die Sinnlosigkeit symbolisieren. Am Abend des Schmotzigen Dunschtig ziehen die "Hemdglonker" mit ihren weißen Nachthemden, Schlafhauben und Zipfelmützen, mit Laternen und Lärminstrumenten ausgerüstet, durch die Straßen (Hemdglonkerumzug). Danach lassen die Hemdglonker die Nacht auf ihrem Hemdglonkerball ausklingen.
Am Fastnachtssamstag ist der große Tag der Kinder: an diesem Tag finden alljährlich Kinderumzug und -ball statt. Der Abend gehört dann wieder den erwachsenen Allensbachern, die auf dem Lumpenball das beste Kostüm prämieren.

Als Städtenachbar beteiligt sich der Narrenverein Alet Allensbach am Fastnachtssonntag am großen Narrensprung in Konstanz, bevor am Fastnachtsmontag dann in den eigenen Straßen der Narrenumzug steigt. Auch hier beteiligen sich zahlreiche Gastzünfte sowie sonstige Vereine und Gruppierungen. Sie werden musikalisch begleitet von Musikkapellen, Spielmanns- und Fanfarenzügen, Schalmeienkapellen, "Lumpenkapellen" sowie "Guggenmusiken" nach Schweizer Vorbild, die für ihre schräge Musik mit teils jazzigen Rhythmen bekannt sind.
Jede Zunft hat ihren ganz eigenen Narrenmarsch, der die Narren beim Narrensprung begleitet und zu rhythmischem "Jucken", in vorgegebener, ritualisierter Schrittfolge, veranlasst. Während die Narren den Umzug entlang jucken, ertönt der Ruf "Ho Narro".

Der Aschermittwoch setzt dann den Schlusspunkt der Fastnacht. Um 19 Uhr zieht die Trauergemeinde in Frack und Zylinder mit einer Strohpuppe auf einer Trage durchs Dorf. Sie klagen dabei unablässig: "D' Fasnet isch verschwunde, hät ä Löchle gfunde." Ist der Trauerzug am Rathaus angekommen, wird die Strohpuppe am dortigen "Fasnetsloch" verbrannt.

Maskenfiguren:
Der Alet-Fisch gehört zu der Gruppe der Hansele und zieht an den Fastnachtsumzügen durch die Straßen Allensbachs. Um die aus Lindenholz geschnitzte Maske hängen als Haare Teile vom Fischernetz. Die riesigen Fischaugen wirken liebenswürdig und doch gleichzeitig bedrohlich. Auf der Vorderseite seines Oberteils (Kittel) ist ein Seerosenblatt abgebildet, was einen stehenden Rohrsänger (Vogel) zeigt, der in der warmen Jahreszeit hier in großer Zahl brütet. Als weiteres Motiv ist der Eisvogel, der im Winter den Fisch in die Tiefe des Sees jagt, auf dem Häs verewigt. Auf dem Rücken trägt der Hansel eine Malerei, welche auf das Allensbacher Wappen Bezug nimmt und die Zusammengehörigkeit mit den Nachbargemeinden symbolisiert. Die Ärmel sind rot, gemäß den Farben des Ortswappens.
Das Halstuch ist aus grüner Seide gefertigt, der Anzug aus Halbleinen. Die Malerei auf dem Säckle stellt einen Frosch dar, der auf einer Seerose sitzt und sich den Bauch vor lauter Freude über die witzigen Narrenbücher hält. Die Rückseite zeigt eine Libelle über einer Muschel, sie versinnbildlicht den Sommer am See. Dazu trägt das Hansele eine Saubloter (Blase aus Schweinhaut) und weiße Handschuhe. Unter dem Kittel wird ein weißer Rollkragenpullover getragen.

Da zum See nicht nur Fische sondern auch Vögel gehören, wurden die "Galgenvögel" ins Leben gerufen. Sie tragen eine schwarzfarbige Hose, Schuhe, Handschuhe und Oberteil. Die Flügel sind aus vielen bunten Streifen genäht und bilden einen fröhlichen, bunten Akzent zu der schwarzen Häsfarbe. Die schwarze Holzmaske ziert ein roter Kamm, ein gelber großer Schnabel und gelbe Streifen an den großen Augen. Desweiteren gehören zur Zunft der Narrenpolizist, der Sämann, der während den Umzügen den Samen auswirft, damit der Narrennachwuchs wächst und gedeiht, der Fanfarenzug und die Guggenmusik.

Geschichte:
Der Legende nach gab der Alet-Fisch dem Ort Allensbach seinen Namen. Nach den verheerenden Pestjahren, als die meisten Bewohner gestorben waren und keiner mehr den Namen des Ortes wusste, entschloss man sich, den Ort nach dem Fisch zu benennen, der sich bevorzugt an den oberen Wasserschichten des Gnadensees aufhält.
Die erste Erwähnung der Allensbacher Fastnacht geht auf das Jahr 1549 zurück.
Der Hansel soll die Allensbacher Fasnet und den Namen Allensbach nach außen und nach innen hin repräsentieren. Daher gründeten sich 1949 die Hansele als Figur der Narrenzunft Alet von Allensbach.
Die Narrengruppe der "Galgenvögel" blickt auf folgende Geschichte zurück:
Im Jahr 724 wurde die Gemeinde Allensbach vom Fiskus Bodman dem neu gegründeten Kloster Reichenau geschenkt. Da die Reichenau heiliges Land bzw. geweihte Erde war, durfte kein Verbrecher, der zum Tod durch den Strang verurteilt wurde, dort aufgehängt werden. So wurde er mit dem Schiff nach Allensbach zu den "Galgenäckern" gerudert, dass dort die grausige Strafe vollzogen werden konnte. Eine letzte Chance bot sich dem Verurteilte, wenn während der Überfahrt die Kirchenglocken läuteten, so wurde der Verurteilte begnadigt und wieder frei gelassen. Vor diesem Hintergrund entstand auch der Name Gnadensee für diesen Teil des Bodensees.
1962 traf sich schließlich eine Gruppe Allensbacher mit der Idee, eine neue Narrengruppe zu gründen. Da im östlichen Teil der Gnadenseegemeinde die "Galgenäcker" liegen, war der Name der "Galgenvögel" gefunden, die sich 1963 gründeten.

Referenzen

Herbert Berner (Hrsg.): Fasnet im Hegau und Linzgau. Konstanz 1982.