Fastnacht

Lindau

Lindau

Bayern

Deutschland - Germany

Dieses Jahr

09.02.2024 (Freitag vor der Fastnacht)

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28.02.2025 (Freitag vor der Fastnacht)

Turnus

jährlich

Festausübung

N
aktuell

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Geografie

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Ort

Lindau

Kreis

Lindau

Region

Bayern

Staat

Deutschland - Germany

Beschreibung


Am "Rußigen Freitag", nach Einbruch der Dunkelheit, versammeln sich die Lindauer Narren auf dem Platz vor dem Alten Rathaus, um der alljährlichen Zeremonie des "Hahnentanzes" beizuwohnen. Am Galgen in der Mitte des Platzes sitzt in dem dort hängenden Weidenkorb ein Hahn. Er soll den Pflasterbuzen als Opfer dienen. Doch ihr Tanz um den Galgen währt nicht lange, da taucht der Buzenteufel auf, der nur zu diesem Ereignis auftritt. Er will das Opfer für sich selbst haben, aber gemeinsam gelingt es den Pflasterbuzen schließlich, den Teufel zu bekämpfen. Im Triumph tanzen die Pflasterbuzen erneut um den Galgen, den Hahn töten sie jedoch nicht.

Maskenfiguren:
Der Moschtkopf geht auf die Tatsache zurück, dass im vorigen Jahrhundert die Bewohner der umliegenden Ortschaften die Lindauer als "Moschtköpf" verspotteten. Auch stellt die Figur die Wiedergeburt der alten Lindauer Weinbauern dar, die im 19. Jahrhundert wegen einer Rebkrankheit auf Obstanbau umstellen mussten. Die Holzgesichter der Moschtkopflarven sollen alten Lindauern ähnlich sehen und deren "eigenbrötlerischen und missmutigen" Züge tragen. Die Maske des Moschtkopfs stellt einen Apfel oder eine Birne dar und ist wohl der einzige Maskentyp aus Vollholz im schwäbisch-alemannischen Bereich. Als Häs dient dem Moschtkopf ein grüner Bauernkittel, auf dessen linker Brustseite das Wappen der Narrenzunft Lindau aufgenäht ist. Maske und Häs trennt ein rotes Baumwolltuch. Ebenfalls aus Leinen ist die braune Überfallhose, die unterhalb vom Knie endet. Der Moschtkopf trägt einen roten und eine grünen Strumpf. In der Hand hält diese Figur eine Holzrätsche, mit der man früher Vögel aus den Weinbergen vertrieb.
Einer alten Sage nach lebten im Schilf am Ufer des Bodensees die Binsengeister. Diese stiegen immer zur Fastnachtszeit an Land, um die Menschen zu necken und ihnen den "Altagsgrant" zu vertreiben. Der 1964 ins Leben gerufene gutmütige Fastnachtsgeist trägt im Gegensatz zu den schweren Holzmasken der Moschtköpf eine leichte grüne Kordsamtmaske. Mund, Nasenlöcher und Augen sind ausgeschnitten. Letztere sind mit goldgelber Brokatborte brillenförmig eingefasst. Etwa dreißig Zentimeter lang ist der Rüssel, der in einer stilisierten Libelle ausläuft. Ein cremefarbenes Fransenband läuft quer über die Stirn, und auf dem Kopf steht aufrecht ein Büschel Binsen. Das weitere Häs des Binsengeistes besteht aus einem gerade geschnittenen grünen Kordsamtkittel, über dessen Vorderseite senkrecht zwei Bortenstreifen verlaufen. Je eine in Filzblätter gehüllte Kupferschelle hängt an den Bortenenden. Bunte Borte und cremefarbene Fransen schließen auch die Hose ab. Übellaunige Mitbürger staubt der Binsengeist mit seinem in Leder gefassten Binsenwedel ab.
Der bereits im Zusammenhang mit dem Hahnentanz erwähnte Pflasterbuz ist Winterdämonen nachempfunden. Die Holzlarve zeigt betonte Augenbrauen über den hervorgehobenen Augen. Aus dem geöffneten roten Mund ragen zwei große Zähne; die Nase ist gewaltig. Tiefe Furchen durchziehen Stirn und Mundpartie. Ein zottiges Tierfell dient als Maskenhaube. Bekleidet ist der Pflasterbuz mit schwarzem Kordsamtkittel und Hose. Beide sind mit roten Fransen, die Hose zusätzlich mit schwarzen Schellen besetzt. Der Kittel reicht bis kurz über die Knie. Jede Figur trägt einen geschnitzten Pflasterstein an einer Kette um den Hals sowie eine schwarze Umhängetasche aus Kordsamt.
Auf die mittelalterliche Zunft der Kornhändler, deren Handel damals in höchster Blüte stand, geht die Figur des Kornköffler zurück. Diese Fastnachtsgestalt trägt eine Holzlarve, die zwar rustikal geschnitzt ist, aber zum Typ Glattlarve gehört. Ähren, deren Stiele über den Nasenrücken laufen, bilden die Augenbrauen. Verschmitzt lächelt der Kornköffler mit leicht geöffnetem Mund. Die Grübchen und Falten verstärken den lieblichen und fröhlichen Eindruck. Ein Hanfzopf, in dem Kornblumen und Mohnblüten stecken, dient als Maskenabschluss. Die Mitglieder der Kornköffler besticken ihr Häs selbst mit pflanzlichen Motiven: Ähren, Mohnblumen, Kornblumen und Lindenblättern, die eine Anspielung auf das Lindauer Wappen darstellen. Das Gewand besteht aus weißem Baumwollköper. Eine einfarbige Borte schließt sie Säume und Nähte ab. Die Weißnarrenfigur trägt zudem zwei gekreuzte Schellengurte, die besonders beim "Köfflerjuck", einem am Rußigen Freitag dargebotenen Bändeltanz, zur Geltung kommen.
Ältere Narren, die nicht mehr unter der Maske gehen können oder wollen, bilden die Gruppe der Laufnarren. Entstanden ist diese Gruppe, deren Mitglieder Fuhrmannskittel und Zunfthut tragen, aus dem früheren Zunftrat. Als weitere Figuren der Lindauer Fastnacht sind noch die Narreneltern und der Narrenbüttel zu nennen.

Geschichte:
Das Fastnachtbrauchtum Lindaus tritt - anders als in den übrigen Bodenseestädten mit vorherrschend katholischer Bevölkerung - in den Quellen nur spärlich belegt und ausschließlich in Verboten hervor.
Aus Ratsprotokollen aus den Jahren 1617, 1621, 1624 ergibt sich trotz aller Knappheit einige charakteristische Züge:
Das Brauchtum wird vor allem von Zünften getragen. Mummereien, "Butzen" und Schellenträger werden besonders hervorgehoben. Ihr Treiben erstreckt sich auf die Zunftstuben und Wirtshäuser, aber auch auf die Gassen, in denen sie tanzend und lärmend umherziehen, sich wohl auch zu regelrechten Umzügen zusammenfanden. Bei den Küfern tritt eine Art Schäfflertanz als geprägte Tanzform hervor.
Im weiteren 17. Jahrhundert und auch das 18. Jahrhundert hindurch schweigen die Quellen.
Erst im Ratsprotokoll von 1802 findet sich wieder eine Notiz, die auf ein Fortleben der Fastnachtsbräuche in den Kreisen der Zünfte schließen lässt.
Der Fastnachtsbrauch des Hahnentanzes lässt sich bereits für das Jahr 1617 belegen: Ein Lindauer Ratsprotokoll aus jener Zeit verurteilt einen Hahnentanz, der zur Fastnacht abgehalten wurde.
Dieses Zeugnis fastnächtlichen Treibens ist jedoch nicht das früheste. Aus einer Zunftordnung von 1554 gehen bereits "Faßnachten und Mumereyen" in Lindau hervor. Damals trugen die Zünfte diese Aktivitäten.
Schon in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts existierte eine Faschingsgesellschaft, eine Narrenzunft gibt es aber erst seit 1964. In jenem Jahr wollte man das alte Brauchtum, das äußere Einflüsse wie der bayerische Fasching immer mehr verdrängten, wiederbeleben und gründete die Lindauer Narrenzunft.
Die Aufnahme der Narrenzunft in die VSAN war 1980.

Die Termine der aktuellen Fastnachtsveranstaltungen können aus dem unter www.fasnacht.net ab Oktober jedes Jahres von der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN) veröffentlichten Narrenfahrplan entnommen werden.

Referenzen

Zur Geschichte der organisierten Fastnacht, Hg. Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte Vöhrenbach 1999.