Fastnacht

Schramberg

Rottweil

Baden-Württemberg

Deutschland - Germany

Dieses Jahr

11.02.2024 (Fastnachtssonntag = Quinquagesima / Estomihi)

Nächstes Jahr

02.03.2025 (Fastnachtssonntag = Quinquagesima / Estomihi)

Turnus

jährlich

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N
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Geografie

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Ort

Schramberg

Kreis

Rottweil

Region

Baden-Württemberg

Staat

Deutschland - Germany

Beschreibung


Am Fastnachtssonntag erklingt gegen 14.30 Uhr der von der Stadtmusik gespielte Schramberger Narrenmarsch, und über dreihundert Hansel, Brueli und Narros lassen, von einem Bein auf das andere hüpfend, ihre Schellen erklingen. Dazwischen drängen sich die Gruppen der Bach-na-Fahrer in blauem Hemd mit schwarzer Zipfelmütze.
Immer nach dem Rhythmus des Narrenmarsches zieht die riesige Schar rund um die Stadt. Der Zug endet beim Rathaus und die Weißnarren stürmen hinein. Drinnen stehen reihenweise gestapelte Kisten voll von duftenden Brezeln. Die Hansel, Narros und Brueli stecken sie auf die mitgebrachten Stangen und eilen auf den Rathausplatz zurück. Wer jetzt eine Brezel ergattern will, muss hüpfend einen Vers aufsagen, zum Beispiel das Sprüchlein mit der "hoorigen Katz".
Zur fortwährenden Musik des Narrenmarsches wird in der brodelnden Menge gehüpft und geschrien. Brezel fliegen über Köpfe hinweg und das Glockengeschell ist ohrenbetäubend. Nach Stunden sind die Brezelberge abgetragen und zum Betzeitläuten müssen die Hansel nach altem Gesetz ohnehin ihr Geschell ablegen.

Am Nachmittag des Fastnachtsmontag findet der Höhepunkt der Schramberger Fastnacht statt: das Bach-na-Fahren. In fastnächtlich umgestalteten Waschzubern fahren die mit blauem Hemd und Zipfelmütze bekleideten Narren die Schiltach hinunter. Ganz Schramberg samt den Gästen von außerhalb bewundert das Bach-na-Fahren in den phantasievoll gestalteten Zubern. Des öfteren endet die Fahrt unfreiwillig in den kalten Fluten der Schiltach. Dann und wann kann es vorkommen, dass die Fahrt auf den eisigen Wogen wegen Hochwassers abgesagt werden muss. Doch zum Trost führen die Bach-na-Fahrer ihre Zuber dann im Umzug mit.

Maskenfiguren:
Die Figur des Hansel in ihrer heutigen Form gibt es seit Ende der 1920er Jahre. Der Hansel folgt der Tradition der Weißnarren auf der Baar. Sein Häs aus hellem Leinenstoff ist mit verschiedenen Motiven bemalt: Auf der Jackenvorderseite befinden sich Hase und Fuchs, auf der Rückseite das Schramberger Stadtwappen; die Vorderseiten der Hosenbeine zeigen Löwe und Bär, die Hinterseiten Hans mit Narrenwurst und Gretel mit dem Strählkamm. Eine Sonnenuhr sitzt auf dem Gesäß. Um den Leib trägt der Hansel einen Schellenriemen. Die farbenprächtige Masche und eine gelbe Halskrause mit schwarzen Bobbeln trennen Häs und Larve. Die Holzlarve, am oberen Rand mit einem Streifen aus gekräuseltem Roßhaar abgeschlossen, ist eine Glattlarve, und an ihr ist der obligatorische Fuchsschwanz befestigt. Als Besonderheit zeigt die Larve einen kleinen Kinnbart.
Die Brezeln, die der Hansel nach dem Hanselsprung verteilt, stecken auf einer Holzstange mit geschnitztem Salatkopf als Griff.
Eine weitere Figur der Schramberger Fastnacht ist der Narro. Sein Häs ähnelt dem des Hansels: Auch er trägt ein bemaltes Leinengewand, einen overallartigen Anzug mit Bolero. Auf der Brust sind das Stadtwappen in einem Zahnrad zu sehen sowie Symbole aus der Heimat wie Fohrenzapfen oder Schmetterlinge. Ein Trachtenpaar verziert die Vorderseiten der Hosenbeine, zwei Schramberger Originale die Hinterseiten. Wie beim Hansel trennen auch hier Masche und gelbe Halskrause Häs und Larve. Letztere ist ebenfalls aus Holz geschnitzt und zeigt ein weises, die Welt belächelndes Gesicht. Auffallend sind die gelb, schwarz und weiß geringelten Hörner der Larve, die je eine kleine Schelle tragen. Gleich zwei Fuchsschwänze umrahmen das Narrogesicht. In seiner Strohtasche bewahrt der Narro neben Bonbons auch sein Narrenbuch auf, aus welchem er seinen Mitmenschen deren Streiche vorhält.
Der unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg noch vor dem Narro geschaffene "Brüele" stellt einen traurigen Narren dar. Das Wort "brüele" bedeutet in Schramberger Mundart weinen. Große Tränen kullern über sein hölzernes Gesicht, die Mundwinkel sind pessimistisch nach unten gezogen. Über der Maske sitzt ein Strohhut mit schwarz-gelbem Hutband. Das Häs besteht aus Rupfenstoff. Am unteren Jacken- und Hosensaum sind schwarz-gelbe Blätzle aufgenäht. Die "hoorig Katz" sitzt auf dem Jackenrücken. Zu den Attributen des Brüele gehört neben dem großen Taschentuch, um die Tränen abzuwischen, der mit Süßigkeiten gefüllte Henkelkorb und der bei jedem Wetter aufgespannte Regenschirm.
Unter den Fastnachtsfiguren Schrambergs finden sich auch die beiden Einzelfiguren Endivie-Butz und Kehraus. Der Butz stellt den Narrenbüttel dar. Er ist ein Schramberger Original. Der Kehraus marschiert beim großen Narrensprung am Fasnetmontag vor dem Zug her und kehrt mit seinem großen Besen den Winter aus den Straßen.
Die Katzenmusikkapellen gehören zu den ältesten Gruppen der Schramberger Fastnacht. Bei ihrem Preisspiel am Vormittag des Fasnetmontag kann man äußerst originelle Instrumente bewundern.
Die Kleidung der Bach-na-Fahrer erinnert an die alte Flößertracht. Das Hemd ist blau mit weißen Streifen, die Hose schwarz. An den Füßen sitzen dunkle Rohrstiefel. Die Holzlarve trägt die Züge des Zahnarztes, der diese Wasserfahrt ersonnen hat. Als Kopfbedeckung dient eine schwarze Zipfelmütze. Ein kleiner Holzzuber hängt an einem Gurt um den Leib und trägt die aus dem Schramberger Narrenmarsch stammende Aufschrift: "Da Bach na, mit Kummer un mit Sorga, bis am Asch-, bis am Asch-, Aschermittwochmorga."

Geschichte:
Die Fastnacht in Schramberg hat eine alte Tradition. Wie alt das närrische Treiben tatsächlich ist, lässt sich nicht feststellen. Aus dem Jahr 1699 ist überliefert, dass es "Rauff- und Schlaghändel bey Barthel Stammelbach während der Fastnacht bey öffentlichen Danz" gegeben habe.
Wie aus anderen Narrenorten bekannt, finden sich auch in Schramberg Hinweise auf Verbote: Ein königliches Dekret vom 29. Januar 1809 beinhaltet ein ausdrückliches Verbot fastnächtlicher Aktivitäten.
Anfang der 50er Jahre des 19. Jahrhunderts plagte Schramberg eine Hungersnot. Die im Schloss residierenden Grafen von Bissingen halfen den Schrambergern durch Mehlspenden. Man buk Plätzchen und verteilte sie hauptsächlich an die Kinder. Heute verteilen die Hansel in Anlehnung an diese Geschichte Brezeln an die Kinder, wenn sie beim Hanselsprung am Fasnet-Sonntag durch die Straßen ziehen.
Vor dem ersten Weltkrieg waren Umzug und Brezelsegen noch keine Programmpunkte in der Schramberger Fastnacht. Wie überall herrschten damals vor allem die Maskenbälle vor, wobei den Hansel, Dominos und anderen "unanständigen Masken" sogar der Besuch der Vereinsbälle und einiger Wirtschaften untersagt war. Für die Bälle hatte man sich nun einmal elegant zu kostümieren - Maskierung war weniger gefragt. Allerdings gab es damals schon die Figur des Dominos mit schwarzem Umhang und ebensolcher Stofflarve, die vor allem vom weiblichen Geschlecht dargestellt wurde.
1924 gründeten Fastnachtsbegeisterte hier die Fastnachtszunft. Ein Jahr später erschien dann neben Prinz Carneval und einer Trachten- und Kostümschau im Umzug erstmals der neu geschaffene Schramberger Hansel. Wegen mehrerer Fastnachtsverbote in dieser Zeit, die nur den Narrenstädten mit "Uraltem, überliefertem Fastnachtsbrauchtum" Fastnachtsfeiern gestatteten, stellte sich die Fastnachtszunft damals die Aufgabe "lokal-historische, gute Fastnachtsgebräuche" weiterzuführen und zu pflegen.
Von jetzt an wurden regelmäßig Hanselsprung und Brezelsegen abgehalten, und man bemühte sich, die Umzüge der verschiedenen Vereine zu einem großen, gemeinsamen Zug zusammenzufassen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg verschwand der Domino fast vollständig, dafür eroberten die "alten Weiber" die Ballsäle und Lokale. Der Elferrat erließ eine Hanselordnung, nach der - auch heute noch - Masken und Häs der Hansel erst nach eingehender Prüfung zugelassen werden. Eine neue Figur, der Brueli, mit traurigem Holzgesicht und tränenden Augen erschien auf der Szene, und bald darauf schuf man den Schramberger Narro mit seinen eigenwilligen Hörnern auf dem Kopf.
Neue Farbtupfer werden der Schramberger Fastnacht durch neugegründete Gruppen verliehen. 1974 wurden beispielsweise die Falkenhexen gegründet, die am Fastnachtssamstag ihren Hexentanz vorführen. Neu sind auch die Hirschbrunnenweiber mit ihrer Frauenfasnet
Die Aufnahme der Narrenzunft in die VSAN fand im Jahre 1924 (Gründungszunft) statt.

Die Termine der aktuellen Fastnachtsveranstaltungen können dem, von der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN) veröffentlichten, Narrenfahrplan entnommen werden.

Referenzen

Zur Geschichte der organisierten Fastnacht, Hg. Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte Vöhrenbach 1999.