Fastnacht / Fasnet

Singen

Konstanz

Baden-Württemberg

Deutschland - Germany

Dieses Jahr

11.11.2024 (11.11 Martinstag/), 08.02.2024 (Donnerstag vor der Fastnacht = Weiberfastnacht), 11.02.2024 (Fastnachtssonntag = Quinquagesima / Estomihi), 12.02.2024 (Fastnachtsmontag = Rosenmontag), 13.02.2024 (Fastnachtsdienstag)

Nächstes Jahr

11.11.2025 (11.11 Martinstag/), 27.02.2025 (Donnerstag vor der Fastnacht = Weiberfastnacht), 02.03.2025 (Fastnachtssonntag = Quinquagesima / Estomihi), 03.03.2025 (Fastnachtsmontag = Rosenmontag), 04.03.2025 (Fastnachtsdienstag)

Turnus

jährlich

Festausübung

N
aktuell

Allg. Festbeschreibung

Geografie

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Ort

Singen

Kreis

Konstanz

Region

Baden-Württemberg

Staat

Deutschland - Germany

Beschreibung


Die Fasnet wird am 11.11. in der Zunftbeize mit Martinisitzung und mit eigenem Zeremoniell eröffnet. Im Vorfeld der eigentlichen Fastnacht finden ein Zunftball mit Maskenprämierung und ein Altennachmittag statt.
Der Schmutzige Dunschdig hat sich inzwischen zum Haupttag der Singener Fastnacht entwickelt. An diesem Tag wird der Narrenbaum gefällt, werden die Schulen geschlossen, ziehen die Hemdglonker mit dem Narrenbaum durch den Ort und anschließend findet der Hemdglonker und Lumpenball, sowie der Tanz des Hoorigen Bären und der Blätzlihansele statt.
Am Fasnet-Samschdig findet ein Kinderumzug statt, der traditionsgemäß mit dem Verteilen von Wurst und Wecken an die Kinder endet.
Des weiteren gehören noch ein Jahrmarkt am Fasnachtssonntag sowie das "Wurstzipfelessen" am Fasnetzieschdig zu den närrischen Bräuchen.
Zum Abschluss der Fasnet sammelt der Poppele die Narrenkappen der Räte ein, die er im nächsten Jahr an Martini wieder austeilt. An Mitternacht des Fasnachtsdienstag findet in der Scheffel-Halle das Fasnetbegraben statt: einer der Poppele steigt in sein dumpfes Grabverlies.

Die Poppele-Zunft zählt derzeit ca. 1000 Mitglieder, davon 450-480 Aktive. Der Gruppe der Rebwieber gehören ca. 200 Mitglieder an, die Zunftgesellengruppe zählt ca. 150 Mitglieder und ca. 60 Personen tragen das Häs des Blätzli-Hansele bzw. des Hoorig-Bär. Beim Fanfarenzug spielen 35 Mann, und dem Rat gehören 30 Personen an. Mit wenigen Ausnahmen ist der Narrenfahrplan Jahr für Jahr der gleiche.

Maskenfiguren:
Der Poppele trägt eine Hose und ein Wams, die grüne und rote Längsstreifen aufweisen. Der rote Kragen und die roten Ärmelenden sind mit weißen Rüschen verziert. Ein grüner Gürtel sitzt um den Leib und auf dem Rücken trägt die Figur eine kurze Pelerine. Schwarze Stulpenstiefel und ein dunkler Hut mit Feder gehören zur kompletten Ausstattung des unverlarvten Poppele.

In Begleitung des Poppele findet man die zweite Traditionsfigur, das Eierwieb. Sie erinnert an einen Streich des Schalks, den dieser mit einer Eierfrau getrieben haben soll. Der Sage nach setzte sich die schon ältere Frau mit ihrem gefüllten Eierkorb auf einen Baumstumpf am Wege. Sie war müde und wollte sich ausruhen, als der Baumstumpf ihr einen Schups gab und sie mitsamt den Eiern ein Stück den Berg hinab kullerte. Beim Einsammeln der Eier bemerkte sie, dass keines zu Bruch gegangen war. Hinter einem Busch hörte sie das Lachen des Poppele. Hinter der unverlarvten Fasnetsfigur im rot-weiß karierten Marktfrauenkleid verbirgt sich ein Mann.

Auch die Zunftgesellen gehören zu den Traditionsfiguren der Singener Fasnet. Schon bald nach der Jahrhundertwende traten sie in ihren Fuhrmannsgewändern als die "Schaffer" in Erscheinung. Zu ihrer Hauptaufgabe gehört das Fällen und Setzen des Narrenbaums.

Eine sehr alte Tradition weisen auch die Narreneltern auf. Sie gehören zu den ältesten Fasnetsgestalten der Singener Zunft. Eine Anzeige aus dem "Höhgauer Erzähler" vom 15. Februar 1860 lässt annehmen, dass es bereits vor dem Jahr 1805 Narreneltern gab, die sich um den Narrensamen zu kümmern hatten. Zwei Männer stellen sowohl "Narrenvadder" als auch "Narrenmodder" dar. Die Modder trägt die sonntägliche Tracht der Bauersfrauen vom Ende des 19. Jahrhunderts mit rotem einteiligem Kleid, gemusterter Pelerine, Hut mit schwarzer Schleife und weißen Handschuhen. Der Vadder steckt in Gehrock und blauem Zylinder aus der Biedermeierzeit.

Der Narrenbolizei, ebenfalls eine Traditionsfigur, steckt in einem blauen zwei reihigen Uniformrock, dessen Enden in zwei Schwalbenschwänzen auslaufen. Dazu trägt er eine weiße Hose und eine hohe Schirmmütze. Ein Säbel baumelt am weißen Lederbandelier, und in seiner Hand hält er die Dorfschelle, mit der er die Bürger zu sich ruft, um seine Mitteilungen zu machen.

Wie in vielen Dörfern Südwestdeutschlands üblich, gab es im 19. Jahrhundert auch in Singen die Fasnetsfigur des Strohbären, der den kalten Winter darstellen sollte. Sogenannte "Blätzlebuebe" trieben den Strohbären mit dem Ruf: "Hoorig, hoorig, hoorig isch dä säll! Und wenn dä säll it hoorig wär, so däht mär it wissä wär hoorig wär!"
Nachdem man Singen jedoch zur Stadt erklärte, verschwand diese eher ländliche Fasnetfigur. Erst 1949 rief man den Hoorige Bär wieder ins Leben. Man ersetzte das früher verwendete Roggenstroh beim neuen Häs durch Erbsenstroh. Damit man nicht, wie zuvor üblich, den Bären jedes Jahr aufs neue mit Stroh einbinden musste, nähte man es auf Drillichanzüge. Seit 1955 trägt der Hoorige Bär eine Holzlarve.

Zusammen mit dem Bären belebte man auch den Blätzlihansel wieder neu. Diese den Frühling verkörpernde Figur ist ebenfalls im 19. Jahrhundert belegt. Das Häs besteht aus Hose und Kittel, die mit gleichförmigen Filzblätzle in den Farben Rot, Gelb, Grün, Blau und Braun in bestimmter Reihenfolge besetzt sind. Jedes gelbe Blätzle ist mit einer kleinen Schelle besetzt. Das Gesicht der nur von Männern dargestellten Figur steckt hinter einer schwarzen Stoffmaske mit rot eingefassten Mund- und Augenöffnungen. Ein Schweif mit Fuchsschwanz sowie eine "Suublooder" gehören ebenfalls zum Blätzlihansel. Aus dem letzten Jahrhundert weiß man, dass die Blätzlihansel in ihrer Funktion als Frühlingsfiguren eine regelrechte Jagd auf den Hoorigen Bär veranstalteten, um diesen sprich den Winter zu vertreiben.
Seit 1962 führen Bären und Hansele einen Tanz auf, der dieses Winteraustreiben symbolisiert.

Die weiblichen Mitglieder der Zunft beteiligen sich als Hohentwieler Rebwieber am närrischen Treiben. Sie erinnern an die Frauen, die früher in den Rebbergen am Hohentwiel bei der Weinlese halfen. Die Rebwieber sind unverlarvt, ein Kopftuch dient als Kopfbedeckung. Sie tragen ein Vespersäckle mit Speck, Brot und Schnaps bei sich.
Zu den aktiven Gruppen der Poppelezunft zählen auch der Fanfarenzug und der Narrenrat.

Geschichte:
Erste Hinweise auf ein fastnächtliches Treiben in Singen finden sich bereits für die 1820er Jahre. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts weiß man vom Schlagen eines Narrenbaumes. Diesen stellten die Singener Narren auf dem Hohgarten auf. Einfache Fasnetsspiele, aber auch Theaterstücke oder Umzüge, gibt es seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Am Fasnetsundig führte man diese dem närrischen Volk vor.

Zum ältesten Bestandteil der Singener Fasnacht gehören neben den Narreneltern, die nach alter mündlicher Tradition früher "überall im Hegau verbreitet gewesenen", wohl am ehesten die als Winterdämon zu deutenden "Hoorig-Bären". Als Treiber der in Erbsenstroh gekleideten Singener "Hoorig-Bären" fungierten die "Blätzlihansele" mit ihrem aus bunten Stoffstücken zusammengesetzten Häs und den Saublotere in ihren Händen. Städtischen Vorbildern nachempfunden, lassen sich die Blätzligewänder im Dorf Singen allerdings erst seit dem beginnenden 19. Jahrhundert nachweisen. Daneben waren in der dörflichen Fasnet in Singen sicher viele verschiedenartigen, individuell gestaltete, einfache Vermummungen üblich. Nach Hans Maier und Herbert Berner dürfte auch der "Narrenpolizei" zu den alten Singener Fasnachtsfiguren gehören. Alle anderen Masken und Gruppen der Singener Fasnacht (Fellbär und Treiber, Poppele, Eierwieb, Hemdglonker, Rebwieber, Zunftgesellschaft und Fanfarenzug) sind erst nach der Gründung der "Narrengesellschaft Singen" im Jahre 1860 eingeführt worden. Die 1860 mit einer Fasnet-Anzeige ins Leben getretene "Narrengesellschaft Singen", benennt sich bereits 1862 in "Narronia" Singen um. 1885 dann wurde die "Narronia" in "Poppele-Verein", 1886 in Narrenverein/Narrengesellschaft Poppele umgetauft.
Um die Jahrhundertwende waren die Narreneltern, wobei die Narrenmutter immer von einem Mann verkörpert wurde, die wichtigsten Fasnachtsfiguren und die Hochzeit der Narreneltern gehörte zu den immer wiederholten fasnächtlichen Vorführungen. Der "Schmutzige Dunschdig" galt früher noch nicht als der Haupttag der Fasnet, die sich im wesentlichen auf die drei Tage von Fasnet-Sonntag bis Fasnet-Dienstag konzentrierte und als Charakteristikum Fasnetsspiele, närrischen Jahrmarkt und seit Beginn der 20er Jahre unseres Jahrhunderts zunehmend Umzüge bot. Die Fasnachtsspiele glossierten aktuelle politische oder kriegerische Ereignisse, wie Kamerun 1890, der französische Krieg 1897, Burenkrieg 1903 und Dollar-Finanzierung 1921. Der Rathaussturm hingegen und damit verbunden die Absetzung der Obrigkeit und Machtübernahme durch die Poppele-Zunft fand zum erstenmal 1938 und dann seit 1949 statt. Immer aber wurde kräftig gegessen und getrunken, das Tanzbein geschwungen und in närrischer Verkleidung die "Gegenwelt" fastnächtlich praktiziert und erlebt. Am Aschermittwoch fand die "Usfegete" mit einem Schnecken-Essen statt. Mit dem Aufkommen der Hemdglonker ergab sich eine Veränderung dergestalt, dass der heute Bög genannte Strohmann als Abschluss der Hemdglonkerumzuges am Schmutzigen Donnerstag schon auf dem Hohgarten in Flammen aufgeht.
Die heutige Narrenzunft besteht in ihrer Form seit dem Jahr 1933. Seit jener Zeit ist auch der Poppele vom Hohenkrähen Leitfigur und Schutzgeist der Singener Zunft. Der Poppele erinnert an Popolius Mayer, welcher im 13. Jahrhundert auf der Burg Hohenkrähen als Burgvogt lebte. Dieser Tunichtgut existiert in der Sagenwelt weiter, es heißt, er ärgere die Menschen mit seinen Streichen.
Die Aufnahme der Poppelezunft in die VSAN fand im Jahr 1934 statt.

Die Termine der aktuellen Fastnachtsveranstaltungen können aus dem unter www.fasnacht.net ab Oktober jedes Jahres von der Vereinigung Schwäbisch- Alemannischer Narrenzünfte (VSAN) veröffentlichten Narrenfahrplan entnommen werden.

Referenzen

Franz Götz: Fasnet in Singen und Im Hegau vor 1860. In: Hoorig Bär und Blätzlihansel. 125 Jahre Poppele-zunft. Singen 1985. S. 12-51.