Fastnacht
Dieses Jahr
08.02.2024 (Donnerstag vor der Fastnacht = Weiberfastnacht), 11.02.2024 (Fastnachtssonntag = Quinquagesima / Estomihi), 12.02.2024 (Fastnachtsmontag = Rosenmontag), 13.02.2024 (Fastnachtsdienstag)Nächstes Jahr
27.02.2025 (Donnerstag vor der Fastnacht = Weiberfastnacht), 02.03.2025 (Fastnachtssonntag = Quinquagesima / Estomihi), 03.03.2025 (Fastnachtsmontag = Rosenmontag), 04.03.2025 (Fastnachtsdienstag)Turnus
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Festausübung
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Beschreibung
Maskenfiguren:
Der Elzacher "Schuttig" mit seinem feuerroten Zottelgewand, dem Schneckenhut mit den Wollbollen und der schreckhaften Holzlarve ist ein später Nachkomme des "Wilden Mannes", der in den Vorstellungen der alpenländischen und alemannischen Volksstämme als ein Wald- und Bergwesen angesehen wurde und als Winterdämon galt.
Die "Wilden Mannen" treten in Süddeutschland im 14. und 15. Jahrhundert bei höfischen Festen und Kampfspielen auf. Ihre Kleidung bestand zunächst aus Flechten, Werg, Flachs, Stroh und Schneckenhäusern. Diese Stoffe fingen leicht Feuer und wurden aufgrund von Unfällen durch Kaiser Josef II. 1781 verboten. Als Ersatz wurden farbige Stoffläppchen ans Narrenkleid genäht.
Bei den von den Schuttig getragenen Holzlarven lassen sich sieben Gruppen unterscheiden.
Unverwechselbares Ausstattungsstück der Hauptnarrenfigur ist der dreispitzartige Schneckenhut. Er stammt aus der Barockzeit und ist nichts anderes als der von den Männern des 17. und 18. Jahrhunderts getragene und nach Narrenart umgekehrt aufgesetzte Dreispitz oder Nebenspalter. Er wurde früher mit krausen Papierbüscheln, heute mit roten Wollrosetten geziert und mit Schneckenhäusern behangen, welche durch ihr früher hohlschepperndes Geräusch eine eigenartige Wirkung hervorbrachten. Als Narrengerät dienen Saublodere und Streckschere, die früher durch Besen und Geiselstöcke ergänzt wurden.
Der "ärmere Bruder" des Schuttig ist der Rägemolli, der die ältere Hutform und statt des Zottelgewandes ein mit schwarzen Tupfen bemaltes Rupfengewand trägt, darauf Sonne und Mond dargestellt sind. Rägemolli nennt man in Elzach den Feuersalamander.
Eine wichtige Funktion haben die "Taganrufer" zu erfüllen. Es sind die eigentlichen Narrenrichter, welche am Taganrufen und bei den Umzügen mit ihren Utensilien auftreten. Sie tragen weite, weiße Hemden mit bunten Streifen und spitze, hohe Hüte, den "Tschako". Auch die Stadtmusik trägt diese Bekleidung, während die übrigen Musikkapellen in nachempfundenen Uniformen des 17. und 18. Jahrhunderts einherschreiten.
Schließlich tritt noch der mittelalterliche Nachtwächter mit Hellbarde und Wächterhorn auf, dem allerdings sein Weib stets auf dem Fuße folgt.
Bengelreiten
Dieser Brauch wurde nach alter Überlieferung alle sieben Jahre am Nachmittag des Fastnachtssonntag abgehalten. Der jüngstverheiratete Ehemann des Ortes musste versuchen, auf zwei Bengeln, d.h. Stangen, die von zwei Männern in blauen Fuhrmannsblusen getragen wurden, zu reiten. Voran marschierte eine Pfeifertruppe, die immer wieder die Bengelreitverse spielte:
"Tri, tra, trallala, Fall nit über de Bengel ra!"
Dann folgten die Elzacher Ehefrauen, deren Aufgabe es war, den Bengelreiter vor den ledigen Frauen zu beschützen, die ihn mit kurzen Holzsäbeln von seinem Sitz zu stoßen versuchten. Am Nikolausbrunnen endete der Zug, und die Narrenzunft lud Sieger und Besiegte zum Festschmaus ein.
Der längere Zeit erloschene Brauch wurde Anfang der 1930er Jahre wieder aufgenommen. Der Ursprung des Brauches soll in der "Gesellentaufe", einem alten Handwerksbrauch, liegen.
Taganrufen
Im ersten Morgengrauen treffen sich die "Schuddig", die Elzacher Narren vor dem Ort auf dem Ladhof. Beim Klang des Betzeitglöckchens vom Kirchturm beginnt der Taganrufer unter Trommelbegleitung, sein Lied zu singen:
"Steht auf im Namen - hätt is g´wißt Wer unter uns Narren der Hauptmann ist. Sechs Uhr ist schon längst vorbei Und wir Narren sind alle frei. Die Sonne steht hoch über den Wolken Und d´fule Mägd hän no nit g´molke (ha-ha-ha, no nit g´molke) Jetzt kommt die liebe Fastnachtszeit, Die uns Narren all erfreut. Und wer no nit erstanden isch Der weiß au nit, daß Fasnet isch. Der Narr, der jetzt in Freuden lebt, Hat Weib und Kind vom Bett erhebt. Hört, ihr Mädchen, laßt euch sagen, Ihr müßt´s mit keinem Gescheiten wagen: Denn was der G´scheite hat getrieben, Das wird schon längst in der Wiege liegen. Das, was aber der Narr getan, Das steht jeder Zeit wohl an. Ihr Mütter, wenn der Narren Zeit rückt an, Hängt euern Töchtern Schlösser an. Und wenn der Narr den Schlüssel hat, So denket, was ich euch gesagt, Ihr Mädchen, nehmt euch wohl in acht, Daß man euch keinen Tambour macht. Trallaho!!!"
Dann liest der Taganrufer aus der Narrenchronik vor, in der gereimt verzeichnet steht, welche Sünden die ElzacherInnen im vergangenen Jahr begangen haben. Dabei wird der Taganrufer von den Schuddig vor aufgebrachten "Versopfern" geschützt. Vom Ladhof aus begibt sich der Zug dann ins Dorf, um vor ausgewählten Häusern Lied und Narrenchronik nochmals zu verlesen.
Die Elzacher Fastnacht wurde 1920 "reanimiert", nachdem sie schon vor dem Ersten Weltkrieg in Vergessenheit geraten war. 1924 wurde die Narrenzunft der "Schuddig" gegründet. Vom Taganrufen berichtet Elard Hugo Meyer bereits um 1900.
Latschariholen
Die Mitglieder des Latschari-Vereins treffen sich am Dienstag, um unter der Leitung des letztjährigen Latschari-Vorstandes den für dieses Jahr zu ernennnen. Hat man sich geeinigt, so zieht man in einem Festzug zum Haus des Erwählten. Dabei nimmt man allerlei Umwege, um den Betreffenden zunächst in falscher Sicherheit zu wiegen. Dann bleibt der Zug plötzlich stehen, und von allen Seiten strömen die Latschari ins Haus, um den neuen Vorstand dingfest zu machen - denn viele fliehen oder verstecken sich vor dem ungeliebten Amt. Der neue Vorstand wird mitgenommen, wie er angetroffen wird. Als Zeichen seiner Würde wird ihm der rotweißbebänderte Zylinder verpaßt, dann wird er mit dem Narrenseil gefesselt aus dem Haus geführt und an den Stuhl auf dem mitgeführten Leiterwagen gefesselt. Dann wird er im Triumphzug ins Gasthaus geführt. Dort bedankt sich der neue Vorstand in einer kurzen Rede für die ehrenvolle Wahl und stößt mit den Vereinsmitgliedern an. Ein gemütliches Zusammensein beginnt, bei dem lustige Reden gehalten werden. Zu Mittag löst sich die Versammlung auf; die meisten Mitglieder des Vereins gehen als "Schuddig" am nachmittäglichen Umzug mit. Der Latschari-Vorstand und seine sechs neu gewählten Kollegen nehmen in der Ehrenkutsche auch daran teil. Seit den 1870er besteht der förmliche Verein, der Brauch soll aber älter sein.
Ablauf:
Der Ablauf der närrischen Tage ist seit vielen Jahrzehnten unverändert:
Schmutzige Dunschtig: 15 Uhr Kinderumzug mit den Schuttig, Narrenkapellen, Närrisches Kunterbunt.
Fasnetsunntig:
12 Uhr Ausrufen der Fasnet durch den Narrenrat und Schuttigsprung,
15 Uhr Großer Schuttigumzug mit Narrenkapellen, den Taganrufern und dem Nachtwächterpaar,
20 Uhr Fackelzug der Schuttig mit Tanz der Teufelschuttig um den Flammenstoß.
Fasnetsmäntig:
5 Uhr Historisches Taganrufen durch die Taganrufer, den Nachtwächter, die Taganrufermusik und die Schuttig.
Fasnetszischtig:
9 Uhr Latschariversammlung im "Löwen" unter Mitwirkung der Latscharimusik,
15 Uhr Großer Schuttigumzug mit Narrenkapellen, den Taganrufern und dem Nachtwächterpaar.
Geschichte:
Die älteste Nachricht über fastnachtliches Geschehen in Elzach stammt aus dem Jahre 1530, als es um die Verabreichung des "Fasnachtsküchlins" geht. 1671 finden bereits Umzüge der Vermummten mit den Spielleuten statt.