Festa di San Nicola

Bari

Bari

Puglia

Italia - Italy

Dieses Jahr

07.05.2024 (7.5.), 08.05.2024 (8.5.)

Nächstes Jahr

07.05.2025 (7.5.), 08.05.2025 (8.5.)

Turnus

jährlich

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Geografie

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Ort

Bari

Kreis

Bari

Region

Puglia

Staat

Italia - Italy

Beschreibung


Die Festa di San Nicola, das Fest zu Ehren des Heiligen Nikolaus v. Myra (ital. San Nicola di Bari) ist das wichtigste Brauchereignis im Jahreslauf von Bari, der Hauptstadt Apuliens. Es erinnert an die Überführung der Reliquien des heiligen Bischofs aus seiner Grabeskirche im kleinasiatischen Myra (heute türkisch: Demre), die am Abend des 9. Mai 1087 in Bari ankamen. Dass das Fest heute bereits am 8. Mai gefeiert wird, hängt mit der einstigen mittelalterlichen Tageszählung zusammen, die an jüdischen Vorbildern orientiert war und der zufolge der neue Tag nicht am Morgen mit Sonnenaufgang, sondern bereits am Vorabend mit dem Untergang der Sonne begann.

Heute treffen bereits am Spätnachmittag und Abend des 7. Mai große Massen von Pilgern aus ganz Süditalien in der apulischen Metropole ein. Sie begeben sich zunächst zur Grabeskirche des Heiligen, um an der traditionellen Brotspende (offerta del pane) teilzunehmen. Dieser Ritus erinnert an den im Lauf ihrer wechselvollen Geschichte stark fortschreitenden Verfall der Basilika in Bari, in der man ab einem bestimmten Punkt nicht einmal mehr in der Lage war, wie sonst in Wallfahrtsorten üblich, den ärmsten unter den Pilgern eine Speise zu reichen. Stattdessen konnte man den Pilgern in Bari nur noch ein kärgliches Stück Brot geben.

Nach der offerta del pane, die an vergangene Notzeiten anknüpft, bewegt sich durch die Straßen der Stadt ein prachtvoller historischer Umzug (corteo storico) mit Hunderten von Teilnehmern in aufwändigen Kostümen, mit Rittern, Waffenträgern und Musikkapellen. Der Zug ruft die aus Bareser Sicht legendär überhöhten Ereignisse des Raubs der Reliquien aus Myra und ihres Transports nach Süditalien bis hin zur Erbauung der neuen Grabesbasilika in Bari szenisch in Erinnerung. Das Standbild des Heiligen wird auf einem von Ochsen gezogenen Karren mitgeführt, der im Lauf der Zeit das kleine Segelschiff abgelöst hat, auf dem die Gebeine von Sankt Nikolaus einst in Bari anlangten.

Am Tag darauf, also am 8. Mai, findet als wichtigster Teil der Festlichkeiten die feierliche Prozession statt. Dabei wird die Statue des Heiligen Nikolaus von der Kathedrale bis zum Hafen getragen, wo sie auf ein Fischerboot verbracht wird, das anschließend, begleitet von zahlreichen anderen Booten, ein Stück weit in Richtung offenes Meer fährt. Abends um acht Uhr kehrt das Boot mit der Nikolausstatue dann wieder in den Hafen zurück, um so sinn- und augenfällig an die feierliche Ankunft der Reliquien im Jahre 1087 zu erinnern. Zum Schluss wird die Statue des Heiligen wiederum in einem Prozessionszug in die Basilika zurückgeleitet.

Geschichte
Das Translationsfest des San Nicola di Bari (Heiliger Nikolaus von Myra) im Mai gilt nicht nur einem in ganz Apulien, sondern einem auch in vielen anderen Ländern Europas, ja inzwischen sogar weltweit hoch verehrten Heiligen. Der Heilige Nikolaus, dessen Gedenktag überregional am 6. Dezember, seinem vermutlichen Todesdatum, begangen wird, genoss seit dem frühen Mittelalter große Wertschätzung als Schutzpatron der Seefahrer, weshalb ihm in vielen Hafenstädten Europas bedeutende Kirchen geweiht sind.

Eben wegen seines Seefahrerpatronats verstärkte sich im 10. und 11. Jahrhundert der Wunsch mehrerer wirtschaftlich und militärisch mächtiger Hafenstädte Italiens - nicht zuletzt auch Venedigs, die Reliquien des Heiligen aus seiner ursprünglichen Grabeskirche im kleinasiatischen Myra in den westlichen Mittelmeerraum zu holen. 1087 gelang es einer Gruppe von angeblich 45 Bareser Seefahrern, sich der Gebeine des Heiligen in Myra zu bemächtigen. Die lokale Überlieferung von Bari macht daraus ein militärisches Husarenstück, in Wirklichkeit war zum Zeitpunkt der Reliquientranslation das unter türkischer Herrschaft stehende Myra praktisch verlassen. Lediglich die Venezianer wollten sich mit dem Coup der Bareser nicht abfinden, sondern rüsteten wenig später eine eigene Expedition aus, gruben erneut in der Nikolausbasilika von Myra, brachten ebenfalls Gebeine von dort in den Westen und behaupteten noch Jahrhunderte lang, nicht die Bareser, sondern sie, die Venezianer, hätten die echten Reliquien des Heiligen Nikolaus geborgen. Erst im Zuge der Aufklärung verlor Venedig das Interesse an dem Städtestreit und konzedierte den Konkurrenten aus Bari die Echtheit der dort aufbewahrten Reliquien.

Das Schiff der Bareser Seeleute mit der wertvollen Fracht kam am Abend des 9. Mai im Hafen von Bari an. Die Verantwortlichen der Stadt beschlossen daraufhin, zu Ehren des Heiligen eine große, neue Grabesbasilika für ihn zu bauen, die bereits zwei Jahre später von Papst Urban II. geweiht wurde.
Seither ruhen die Reliquien des Heiligen Nikolaus in der Krypta unter dem Hochaltar.

Referenzen

Werner Mezger: Sankt Nikolaus zwischen Kult und Klamauk. Zur Entstehung, Entwicklung und Veränderung der Brauchformen um einen populären Heiligen, Stuttgart, Ostfildern 1993.