Feuerrad sprengen / Fasmdrad
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Festausübung
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Allg. Festbeschreibung
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Beschreibung
Gleich nach Neujahr gehen die Schuljungen der letzten Klassen von Haus zu Haus, um Stroh zu sammeln. Dieses wird zu Büschel gebunden: etwa ein Meter lang und mannsbeindick. Die Büschel werden dann ringsum auf einem alten Wagenrad befestigt, bis es einen Durchmesser von 3-4 Metern hat. Durch die Nabe steckt man schließlich eine lange, glatte Stange. Am Fastnachtsdienstag ziehen alle Einwohner zum Dorf hinaus. Die Erwachsenen bleiben wartend am Ortsausgang stehen, während einige junge Männer das Fasmdrad auf den Berg hinauf tragen, gefolgt von den Kindern, die lange Stöcke mit Strohwischen am Ende haben. Oben auf dem Berg wird das Rad in Brand gesetzt, die Strohwische werden daran angezündet, und alle folgen dem herunterrollenden Rad, um unten im Dorf gemeinsam zu feiern.
Walter beschreibt die Fackeln der Kinder als aus geklopftem, ölgetränkten Eichenschälholz bestehend.
Den ersten schriftlichen Beleg für einen Feuerbrauch dieses Typs in Deutschland bietet die Chronik des Klosters Lorsch. Am 21. März 1090 vernichtete ein Feuer große Teile des Klostergebäudes, hervorgerufen durch eine brennende Holzscheibe, die als Volksbrauch zur Frühlingstagundnachtgleiche in die Luft geschleudert wurde. Ein solcher Brauch ist auch heute noch als Scheibenschlagen bekannt.
Im 19. Jahrhundert wurden in der Moseleifel brennende Räder von Bergen und Hügeln heruntergerollt, während zeitgleich ein Strohmann verbrannt wurde. Unter anderem für Wittlich ist dieser Brauch belegt, wo er zum Michaelsfest am 29. September ausgeübt wurde. Bei Gerolstein wurde er bis ins Jahr 1816 praktiziert. Hier wurde ein brennendes Rad von einer Anhöhe zum Fluss Kyll hinunter gerollt. In Oberstadtfeld wurden brennende Räder am ersten Fastensonntag gerollt. Ebenso wurde bei Konz zum Invocavitfeuer ein Feuerrad ins Moseltal herabgerollt. Im niederdeutschen Sprachraum wurde das Rollen von Feuerrädern hingegen nicht mit der Fastenzeit und den Invocavitfeuern, sondern mit den Osterfeuern verbunden. Solche Osterräder finden bis in die heutige Zeit Verwendung.
Auch zum vierten Fastensonntag, dem Laetare, wurden in Teilen Deutschlands Feuerräder gerollt, so beispielsweise bei Eisenach und in Franken. Den Brauch bei den Franken beschreibt auch Jacob Grimm 1854 in seinem Werk Deutsche Mythologie:
"Sie flechten ein Wagenrad voller Stroh, tragen es auf einen hohen […] Berg, haben darauf, so sie vor Kälte mögen bleiben, den ganzen Tag ein[en] guten Mut, mit vielerlei Kurzweil, singen, springen, tanzen […]. Um die Vesperzeit zünden sie das Rad an und lassen es mit vollem Lauf in das Tal laufen. Das gleich an zu sehen ist, als ob die Sonne von dem Himmel lief."
Es wird angenommen, dass das Feuerrad in vorchristlichen Zeiten ein Frühlingsbrauch zum Äquinoktium gewesen ist, der sich nach der Christianisierung in die Verbindung mit der Fastenzeit in Südwestdeutschland und mit der Osterzeit im nördlichen Deutschland aufspaltete. Noch heute sind beide Ausprägungen zu finden. Auf ein solches Fest zum Frühlingsäquinoktium weist auch der eingangs beschriebene Klosterbrand am 21. März, also genau zum Termin der Tagundnachtgleiche, hin.