Fronleichnam

Bamberg

Bamberg

Bayern

Deutschland - Germany

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30.05.2024 (Fronleichnam = 2. Donnerstag nach Pfingsten)

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19.06.2025 (Fronleichnam = 2. Donnerstag nach Pfingsten)

Turnus

jährlich

Festausübung

N
aktuell

Allg. Festbeschreibung

Geografie

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Ort

Bamberg

Kreis

Bamberg

Region

Bayern

Staat

Deutschland - Germany

Beschreibung


Unter den Fronleichnamsfesten des mitteleuropäischen Raumes gehört das Bamberger Fronleichnamsfest zu den aufwendigsten in der Gestaltung und zu den traditionsreichsten in der Ausprägung. Die nach dem Hochamt abgehaltene Prozession umfasst bis zu 30 ordentliche Gruppierungen auf einer Länge bis zu ca. drei Kilometern. Insgesamt sind nach Angaben der Literatur gegenwärtig etwa 3000 Messteilnehmer und jeweils 10000 bis 15000 Besucher zugegen. Ihr Verlauf dauert heute etwa drei Stunden, bis vor 1964 noch etwa vier Stunden. Das Fest ist hier - als eines der ganz wenigen in Mitteleuropa - schon seit dem ausgehenden 13. Jahrhundert belegt (nach 1289). Die Prozession dazu ("Umbgang") wurde 1390 gestiftet.

Ablauf:

Eine Beschreibung des Festes aus dem Jahre 2000 ist wissenschaftlich publiziert. Demnach sieht die Prozessionsaufstellung vor, dass der Zug mit folgenden Gruppen geht: Oberbürgermeister mit Stadträten, die Repräsentanten der Bezirksregierung und der Justiz, die Mitglieder des Metropolitankapitels, die "Maria-Ward-Schwestern" und mehrere weitere Gruppierungen von Ordensfrauen, die Abordnungen der Pfarreien, die "Familiaren des Deutschen Ordens", die "Ritter vom Heiligen Grab zu Jerusalem", die Studentenverbindungen, sodann die Abordnungen der Berufsstände, der Zünfte und Bruderschaften mit den Teilnehmern der "Unteren Gärtnerei", der "Oberen Gärtnerzunft" und der "St.-Anna-Bruderschaft", der "Häckerzunft" (Weinhäcker), der "Unteren Schifferzunft" und "Fischerzunft", der Metzger-Innung, der Müller, der Bäcker, außerdem diejenigen der "Fünf-Wunden-Bruderschaft", auch die Mitglieder der "Bamberger Krippenfreunde", schließlich Gruppierungen der öffentlichen Vorsorge und Wohlfahrt (wie z. B die verschiedenen Feuerwehren) sowie verschiedene Trachtengruppen auch aus der näheren Umgebung. Die Pfarreien: "Obere Pfarre"; "St. Martin". Im Zentrum des Zuges befinden sich das Allerheiligste in einer Sonnenmonstranz und das Domkreuz.
Vier Stationen werden auf der Route durch die Innenstadt angelaufen.
1. Station: Domplatz/ Residenzstrasse (Hauptgebet: "um Gottes Segen für die heilige Kirche Gottes");
2. Station: Markusbrücke/ Markusstraße (Hauptgebet: "Um Gottes Segen für Volk und Vaterland");
3. Station: Rathaus/ Maxplatz (Hauptgebet: "Um Gottes Segen für die Früchte der Erde und die Arbeit");
die 4. Station hält wiederum am Domplatz (Hauptgebet: "um Gottes Segen für die Gemeinde und ihre Bewohner").

Geschichte:

Nach der Einrichtung der Prozession durch bischöfliches Dekret vom 5. August 1390 und nochmaliger testamentarischer Bekräftigung mit Stiftung eines Zinses für die teilnehmenden Kanoniker wird zum 15. Jahrhundert die typische spätmittelalterliche Demonstrationsfunktion und Prachtentfaltung bemerkbar:
Sie diente der Reliquienschau und der figürlichen Wahrnehmung der lokal wichtigen Heiligenpatrone, insbesondere der Gründerfiguren Bambergs, Kaiser Heinrich (II.) und Kunigunde. Neben der Repräsentation der einzelnen Stadtpfarreien erwähnen zeitgenössische Schilderungen auch das Mittragen der Leuchter und Kerzen der Zünfte, Beleg für die Verfasstheit der Berufe in der Stadt. Aus dem 15. und frühen 16. Jahrhundert ist eine weitere, kleinere Prozession innerhalb des Domes bekannt, ebenso die Feier des Oktavtages. Wie andernorts auch sollte das Fronleichnamsfest in Bamberg nach dem Trienter Konzil eine eindrucksvolle Demonstration der Gegenreformation sein. Die seitdem anwachsende barocke Fülle geriet erst im ausgehenden 18. Jahrhundert effektiv in Kritik. Bamberg war seinerzeit einer der Fokuspunkte der Diskussion um den Sinn der vielen religiösen Feiertage. Nach der Säkularisation 1803 und der Einführung der Gewerbefreiheit (was restringierende Auswirkungen auf den Fortbestand der Zünfte und ihren Aufzug in der Prozession hatte) wurde die Prozession mit weniger Gepränge an den Gewändern fortgesetzt (Dekret des Erzbischofs zur Prozession 1822). Eine neue Prozessionsordnung mit der Festlegung des Weges und mit der Reihenfolge der Abordnungen der aus den alten Zünften hervorgegangenen "Handwerks-Vereinen" ist aus dem Jahre 1858 überliefert. Sie blieb unter geringfügigen Veränderungen bis ins 20. Jahrhundert hinein gültig. Auch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts nahmen an der Prozession ca. 10000 Menschen teil (A. Treiber).
In der NS-Zeit kam es, unter dem Druck staatlicher Stellen, zu neuerlichem Abbau von Ornamentik und Symbolgebrauch, allerdings blieb die Prozession der wichtigste Ausweis von "Glaubenstreue und Glaubensbewusstsein" in Bamberg (L. Göller). So konnte sie nach 1945 in verstärkter Ausdehnung stattfinden. Nach den Bestrebungen zu mehr Nüchternheit im Verfolg des II. Vatikanischen Konzils ist 1989 letztmals eine erneuerte Prozessionsordnung erschienen.

Das Besondere:
Das Besondere an der Bamberger Prozession besteht nicht nur darin, dass hier noch die Sachkultur der Barockzeit zur Geltung gebracht wird - die barocken, über Gestellen getragenen Heiligenfiguren, die Fahnen und Standarten, die geschmückten und gedrechselten Prozessionsstäbe -, sondern dass die Teilnehmer und insbesondere die Träger in einer aus dem Barock kommenden Festtagskleidung gehen, an der die Handschuhe und die vom jesuitischen Volksschauspiel herrührenden Blumenkränze um die Häupter der Träger ein besonders signifikantes, singuläres Zeichen bilden. Die Beibehaltung gemäß der in der Tradition des Barock stehenden Phänomenologie beruhte auf einer Mitte der 1960er Jahre (nach dem II. Vatikanischen Konzil) nicht unumstrittenen, nachmals jedoch unumschränkt akzeptierten Entscheidung des Bamberger Metropolitankapitels.

Referenzen

Angela Treiber: Die Bamberger Fronleichnamsprozession. Beharrung im Wandel. In: Jahrbuch für Volkskunde, N. F. 27 (2004), S. 95-118.