Gertlisstrecken

Heute wird das Gertlistrecken nur noch selten geübt und dann überwiegt die Gaudi.

In früheren, mageren Zeiten gab das Schlachtfest den Nachbarn Gelegenheit, das "Gertli zu strecken". Diesen nahrhaften Brauch vollzogen die jüngeren Nachbarsleute sobald es dunkel geworden war. Das Gertli ist eine lange Stange, an der oben ein Säckchen angebunden wird, in dem sich der sogenannte "Metzgerbrief" befindet. Dieser ist in humorvoller Weise auf die Hausbewohner zugeschnitten und glossiert deren Vorzüge und Schwächen, wobei in nicht zu übersehender Weise um eine ordentliche "Metzgete" gebeten wird. Ist der Brief geschrieben und alles vorbereitet, so schleichen sich die Bittsteller zum Haus und klopfen mit der Gerte an ein Stubenfenster, lassen die Gerte stehen und verstecken sich schnellstens in der Nähe des Hauses. Von den Hausbewohnern wird das Säckchen nun hereingeholt, mit Würsten und Fleisch gefüllt und wieder vor das Fenster gestellt. Selbstverständlich will man nun wissen, wer das Gertli gestreckt hat und legt sich auf die Lauer. Für die Gertlistrecker heißt es jetzt, das Säckchen in einem unbewachten Augenblick in die Hand zu bekommen und dann zu verschwinden. Gelingt dies nicht und man erwischt die Gertlistrecker, so werden sie mit Hallo in die Stube geholt, wo es dann noch lustig zugeht.