Grenzgang – Buchenau

Dautphetal/Buchenau

Marburg- Biedenkopf

Hessen

Deutschland - Germany

Turnus

0

Festausübung

N
aktuell

Geografie

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Ort

Dautphetal/Buchenau

Kreis

Marburg- Biedenkopf

Region

Hessen

Staat

Deutschland - Germany

Beschreibung


In Buchenau findet alle sieben Jahre das so genannte Grenzgangfest statt. Das letzte Fest gab es im Jahre 2006 und das nächste wird vom 11. Juli bis 15. Juli 2013 stattfinden.

Die Vorbereitung:
Ungefähr zwei Jahre vor dem Fest bilden sich nach den Stammlokalen benannte Mädchen-, Frauen-, Burschen und Männerschaften. In offener Wahl ermittelt jede Gesellschaft ihren Führer. Die eigentliche Vorbereitung, Leitung und Durchführung des Festes liegt in den Händen des 1937 gegründeten Grenzgangvereins mit dem Bürgeroberst und dem Komitee an der Spitze. Das Komitee setzt sich aus Vertretern der einzelnen Gesellschaften zusammen. Gewählt werden Komitee und Bürgeroberst in einer Bürgerversammlung. Vom Komitee werden dann auch anhand der eingegangen Vorschläge und Bewerbungen der Mohr und die Wettläufer - die Symbolfiguren des Grenzganges - gewählt. Zwei Sappeure - mit Äxten bewaffnete Bürger - sorgen dafür, dass der Grenzgangweg frei von Hindernissen ist.

Mohr und Wettläufer:
Unter Peitschenknallen laufen die Wettläufer neben dem Zug her und suchen sich Bürger und Gäste aus, um ihnen gründlich die Grenze zu zeigen. Unter dem Tusch der Kappelle wird man dreimal hochgehoben und wieder sanft auf den Grenzstein zurückgesetzt. Der Mohr sagt dazu den Satz: "Der Stein, die Grenze, in Ewigkeit." Als Dank für diese Ehre gibt man dem Mohren eine Geldspende in die Kasse. Dieses "Zeigen der Grenze" ist eine Funktion, während eine andere Deutung berichtet, dass mit dem Mohren und den peitschenknallenden Wettläufern die bösen Geister von der Grenze vertrieben werden sollen.


Der Abschied:
Beendet wird das Fest am Montag mit einem zünftigen Frühschoppen, der sich allerdings bis zum Abend ausdehnt. Am Nachmittag wird dann der Grenzstein noch vergraben und es heißt, wieder sieben Jahre warten bis zum nächsten Grenzgang.
Nach einem alten Brauch soll zum Grenzgangsfest alter Streit begraben werden, der zwischen den Bürgern herrschte - selbst wenn er schon sieben Jahre andauerte.


Als exemplarischer Ablauf nun die Festfolge des letzten Grenzgangfestes im Jahr 2006:

Donnerstag, 13. Juli 2006
18.00 Uhr
Böllerschießen vom Burgberg, Gedenkfeier am Ehrenmal,
Kommers und Volksfest mit Tanz auf dem Festplatz bis 23.00 Uhr mit der Stadtkapelle Wetter

Freitag, 14. Juli 2006
05.30 Uhr
Wecken und Böllerschießen

06.30 Uhr
Begrüssung beim Rathaus

07.00 Uhr
Abmarsch zur Grenzbegehung mit Frühstück auf der Ebenheit

17.00 Uhr
Aufstellung beim Rathaus und Abmarsch zum Festplatz
Volksfest und Tanz bis 23.30 Uhr mit dem Aalbachtal-Express

Samstag, 15. Juli 2006
05.30 Uhr
Wecken und Böllerschießen

06.30 Uhr
Begrüßung beim Rathaus

07.00 Uhr
Abmarsch zur Grenzbegehung mit Frühstück auf dem Dornochsenberg

18.00 Uhr
Aufstellung beim Rathaus und Abmarsch zum Festplatz
Volksfest und Tanz mit dem Aalbachtal-Express

Sonntag, 16. Juli 2006
13.30 Uhr
Aufstellung des Festzuges und Umzug durch Buchenau zum Festplatz, Bühnenspiel der teilnehmenden Musikgruppen im Festzelt und Volksfest.

20.00Uhr
Tanz und Unterhaltung mit den Allgeier

Montag, 17. Juli 2006
10.30 Uhr
Frühschoppen im Festzelt. Anschließend Volksfest und Tanz bis 18.00 Uhr mit den Allgeier

Geschichte:
Bereits im 17. Jahrhundert gab es schon Grenzbegehungen in Buchenau. Sie waren notwendig, um den großen und wertvollen Waldbesitz der Gemeinde zu sichern, um Grenzstreitigkeiten mit den benachbarten Gemeinden an Ort und Stelle zu bereinigen und die Grenze durch natürliche Zeichen festzulegen. An den Grenzbegehungen beteiligten sich alle Bürger des Ortes. Der Grenzgang war für sie ein wichtiges Ereignis, das sie im Laufe der Zeit zu einem Heimatfest ausgestalteten und alle sieben Jahre feierten. Wie aus vorhandenen Unterlagen hervorgeht, fand bereits im Jahre 1665 einen Grenzbegehung statt.
Als man alle Gemarkungs- und Waldgrenzen abgesteint hatte, waren die Grenzbegehungen nicht mehr durch die Behörde vorgeschrieben. Das Begehen der Grenze durch die Einwohner Buchenaus findet seit dieser Zeit freiwillig statt.
Der genaue Zeitpunkt der Entstehung des Grenzgangfestes in seiner heutigen Form lässt sich nicht mehr exakt datieren. Schriftliche Aufzeichnungen liegen nicht vor. Die ältesten Einwohner erzählen noch heute von den Grenzgängen ihrer Eltern und Großeltern. Schriftlich erwähnt ist erstmals ein Grenzgangfest aus dem Jahr 1886;
damals gründeten auch die Buchenauer Bürger einen Grenzgangverein. Die Dorfchronik Buchenaus, die erst im Jahre 1900 von dem damaligen Bürgermeister Reitze Muth begonnen wurde, gibt die erste ausführliche Beschreibung eines Buchenauer Grenzgangfestes. Der Bericht des Chronisten soll im Folgenden im Wortlaut wiedergegeben werden: "Am 9. 10. Und 11. Juli 1909 wurde nach 23-jähriger Unterbrechung erneut das hiesige Grenzgangfest gefeiert. Zur Vorfeier fand am 8. Juli abends vor dem Rathaus bei dem Kriegerdenkmal ein Konzert der hiesigen Musikkapelle statt. Die Aufstellung des Festzuges erfolgte am 1. Festtag morgens 6 Uhr beim Rathaus. Nachdem eine fotografische Aufnahme stattgefunden hatte, hielt der Bürgermeister eine kurze Ansprache. Anschließend setzte sich der Festzug in Bewegung, und es erfolgte die Grenzbegehung entlang der Brungershäuser, Warzenbacher, Treisbacher und Katzenbacher Gemarkungsgrenze zurück zum Dorf. Auf der Ebenheit wurde das Frühstück eingenommen, bei welchem der Festwirt Karl Scheu in vorzüglicher Weise für Speisen und Getränke gesorgt hatte.
Am 2. Festtag wurde vormittags die Grenzbegehung fortgesetzt an der Kombacher Gemarkungsgrenze entlang der Friedensdorfer, Allendorfer und Elmshäuser Grenze zurück nach dem Dorf. An diesem Vormittag wurde das Frühstück unter den Buchen am Dornochsenberg eingenommen, wo selbst sich das fröhliche Treiben entwickelte wie am Tag zuvor. An allen Nachmittagen fanden Volks- und Tanzbelustigungen auf dem Festplatz auf der oberen Bleiche statt, und war besonders der letzte Tag sehr stark von auswärtigen Gästen namentlich aus der Stadt Biedenkopf besucht. Als an diesem Nachmittag der Festzug auf dem Festplatz ankam, hielt der erste Lehrer Schmidt eine Ansprache, in welcher er auf die Bedeutung des Grenzgangs hinwies. Der Verlauf des ganzen Festes war ein friedlicher, und es fehlte auch diesmal der Mohr nicht, welcher es sich sehr angelegen sein ließ, den Festteilnehmern die Grenzsteine zu zeigen und sie nach älterem Brauch kräftig zu hopsen." Durch den 1. Weltkrieg wurde die Tradition unterbrochen, 1928 beging man die Grenze wieder in althergebrachter Weise. In guter Erinnerung sind noch die Grenzgänge 1937, 1952, 1957, 1964, 1971, 1978, 1985 und 1992 bis zum letzten Fest im Jahre 1999.