Heilig-Blut-Fest

Bad Wurzach

Ravensburg

Baden-Württemberg

Deutschland - Germany

Dieses Jahr

12.07.2024 (2.Freitag im Juli)

Nächstes Jahr

11.07.2025 (2.Freitag im Juli)

Turnus

jährlich

Festausübung

N
aktuell

Geografie

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Ort

Bad Wurzach

Kreis

Ravensburg

Region

Baden-Württemberg

Staat

Deutschland - Germany

Beschreibung


Das Heilig-Blut-Fest in Bad Wurzach wird alljährlich am 2. Freitag des Monats Juli begangen. Es ist ein öffentliches Glaubensbekenntnis und zugleich ein Fest heimatlich-religiösen Brauchtums im Allgäu und in Oberschwaben.
Die Feier des Heilig-Blut-Festes mit Reiterprozession beginnt um 6 Uhr 30 mit der Aufstellung der Reiter. Um 7 Uhr wird die Heilig-Blut-Reliquie in der Stadtpfarrkirche St. Verena abgeholt. Die Reliquie wird zum ersten Stationsaltar am Portal des Wurzacher Schlosses getragen. Dort wird die erste Reiterabteilung gesegnet. Der Weg der Reiterprozession führt durch die Schloßstraße, Mühltorstraße, Achbergstraße zum zweiten Stationsaltar beim Josenhof und weiter zum dritten Stationsaltar in Truschwende durch die Felder zum vierten Stationsaltar in Reinstein. Von dort kehrt die Reiterprozession zurück zum Gottesberg, an dessen Wegkreuz die zweite Reiterabteilung gesegnet wird.
Um 10 Uhr 30 werden bei der Wallfahrtskirche auf dem Gottesberg im Freien ein feierliches Pontifikalamt und um 14 Uhr 30 eine Bergpredigt gehalten. An der Reiterprozession nehmen ca. 65 Reitergruppen mit über 1600 Pferden teil. Die Heilig-Blut-Reliquie wird von ihrem geistlichen Träger im Heilig-Blut-Wagen, einer vierspännig geführten offenen Kutsche, unter Begleitung von sechs schweizer Gardisten getragen.
Am Sonntag vor dem Heilig-Blut-Fest findet um 21 Uhr eine Lichterprozession von der Stadtpfarrkirche durch die Stadt zum Gottesberg statt.

Den Namen "Gottesberg" führte der bei Wurzach gelegene Moränenhügel seit Menschengedenken.
Vielleicht lag hier schon in früher Zeit eine Kultstätte.
Bleibende Bedeutung erhielt die Anhöhe, als dort 1709 eine kleine Kapelle mit einer Einsiedelei entstand.
Sie enthielt ein Heiliges Grab und eine Heilige Stiege. Zwischen Stadtpfarrkirche und Kapelle wurden sieben Leidensstationen errichtet. Der rasch anschwellende Zustrom von Gläubigen erforderte bereits 1712 den Bau eines größeren Gotteshauses. Im gleichen Jahr wurde die Todesangst-Christi-Bruderschaft gestiftet, die bis heute besteht.
Zunächst galt die Wallfahrt den "Heiligen Drei End" und damit der Bitte um eine gute Sterbestunde. 1764 bezogen mehrere Paulanerbrüder einen Kirchenanbau. Sie brachten aus dem Nachlaß des kurz zuvor verstorbenen Bruders Theophilius Maria Miller von Malkowitz (1699-1763) einen reichen Reliquienschatz mit, darunter die aus dem Privatbesitz von Papst Innozenz XII. stammende Hl.-Blut-Reliquie. Sie wurde in der Folge mehr und mehr das Ziel von Wallfahrern. Nach der Säkularisation ging die Zahl der Pilger jedoch stark zurück.
Neu belegt wurde die Wallfahrt in unserem Jahrhundert, als sich Salvatorianer auf dem Gottesberg niederließen und von 1928 an jährlich am zweiten Freitag im Juli ein Heiligblutfest mit einem Pferdeumritt veranstalteten.
Im Mittelpunkt des heutigen Blutfestes in Bad Wurzach steht die Reliquie des Hl. Blutes. Sie stammt aus dem Privatbesitz von Papst Innozenz XII., der sie im Jahre 1693 einem deutschen Rompilger schenkte.
Das blutgetränkte Tuchstücklein war damals in einer goldenen Kapsel verschlossen und wurde um den Hals getragen. Als diese Reliquie 1763/64 schließlich auf den Gottesberg kam, wurde sie in eine kleine, vergoldete Monstranz eingefügt. Bald wallfahrteten die Leute auch zum Heiligen Blut, das am sogenannten Blutfreitag zum Küssen dargereicht wurde.
Es pilgerten Jahr für Jahr sogar ganze Pfarreien zum Heiligen Blut auf den Gottesberg.
Seit aber das Bruderhaus 1806 im Verlauf der Säkularisation aufgehoben wurde, verfiel die Wallfahrt allmählich. Zu Beginn unseres Jahrhunderts erweckten Kreuzkaplan Finkbeiners geschichtliche Studien und die Bemühungen von Stadtpfarrer Fricker den Wallfahrtsgedanken wieder. Im Jahre 1912 war das Heiligtum durch Schenkung des Fürsten von Zeil an die Kirchengemeinde Wurzach gekommen, worauf Pfarrer Fricker 1913 ein Wallfahrtsbüchlein herausgab. Von da an rissen die Bemühungen der Wurzacher um Belebung der alten Wallfahrt nicht mehr ab und führten schließlich durch den Einzug der Salvatorianer auf dem Gottesberg am 14. September 1921 zum Erfolg.
Die Patres führten ab 1924 wieder die feierliche Verehrung des kostbaren Blutes ein, indem sie jährlich einmal die alte Blutreliquie dem Volk zur Verehrung aussetzten.
In der Folge wurde das Wirken der Salvatorianer auf dem Gottesberg zur eigentlichen Grundlage der Weiterentwicklung der Wurzacher Hl.-Blut-Wallfahrt. Durch die gemeinsamen Bemühungen der Patres, der Stadtgemeinde, des Gewerbevereins und die eifrige Unterstützung des damaligen Kreuzkaplans Pius Scheel konnte im Jahre 1928 die bischöfliche Genehmigung zur Abhaltung des Blutfestes probeweise auf ein Jahr erlangt werden.
Am 13. Juli 1928 konnte das erste Heilig-Blut-Fest in der feierlich geschmückten Stadt abgehalten werden.

Referenzen

Günther Kapfhammer (Hrsg.): Brauchtum in den Alpenländern. Ein lexikalischer Führer durch den Jahreslauf. München 1977. S.