Hexenfastnacht

Obernheim

Zollernalbkreis

Baden-Württemberg

Deutschland - Germany

Dieses Jahr

11.02.2024 (Fastnachtssonntag = Quinquagesima / Estomihi), 08.02.2024 (Donnerstag vor der Fastnacht = Weiberfastnacht)

Nächstes Jahr

02.03.2025 (Fastnachtssonntag = Quinquagesima / Estomihi), 27.02.2025 (Donnerstag vor der Fastnacht = Weiberfastnacht)

Turnus

jährlich

Festausübung

N
aktuell

Allg. Festbeschreibung

Geografie

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Ort

Obernheim

Kreis

Zollernalbkreis

Region

Baden-Württemberg

Staat

Deutschland - Germany

Beschreibung


In Obernheim findet der "Hexensabbat" am Schmotzige Doarschtig, an dem der Teufel seine Hexen zu Spuk, Spiel und Schabernack auffordert und am Fasnetssonntag der "Hexenprozess" und der "Hexentanz" um den Hexenbaum statt.
Am Fastnachtssonntag erscheint Ritter Konradin mit Gemahlin am Ortseingang aus Richtung Wehingen, wo er vom Zunftrat, dem Prinzenpaar, der Prinzengarde und der Hofkapelle abgeholt wird. Er ist in Begleitung von Hofdamen, Landsknechten und Hexen, die den Hexenbaum mitführen, der auf dem Rathausplatz aufgestellt wird. Im Gefolge des Ritters befindet sich außerdem die Hexe "Unholda Moserin", die gefesselt dem hochnotpeinlichen Halsgericht übergeben wird. Nach dem Geständnis unter Folter wird das Urteil verkündet: einfach Feuerstrafe. Sodann wird von den Landsknechten der Scheiterhaufen angezündet und eine symbolische Hexe unter dem Wehgeheul der übrigen Hexen und zu den Klängen des Hexenmarsches verbrannt.

Maskenfiguren:
Die Hauptfigur der Obernheimer Fasnet, die Hexe, trägt einen roten oder grünen Rock aus Sackleinen, darüber eine Schürze aus naturfarbener Sackleinwand. Der Kittel ist hellbraun, dunkelbraun oder grau. Jede Hexe trägt ein nach eigenen Entwürfen gestaltetes leinenes Schultertuch. Auf diesem Schultertuch, dem Stolz einer jeden Hexe, befinden sich handgestickte Motive aus der Fasnet, der Gemeinde oder der heimischen Flora. Selbstgestrickte Ringelsocken, handgeflochtene Strohschuhe, Handschuhe und Reisigbesen gehören ebenfalls zur Obernheimer Hexenfigur. Die Holzlarve ist handgeschnitzt, rechts und links hängen handgeflochtene Strohzöpfe herab. Über dem Kopf trägt die Hexe ein schwarzes Wolltuch mit Fransen.
Die zweite Figur der Obernheimer Fasnet ist der Teufel. Er fungiert als Anführer der Hexenbrut, und seine Holzmaske ähnelt der Hexenlarve. Das Gewand, das mit Fransen aus grobem Sackleinen verziert ist, ist in den Farben Rot und Schwarz gehalten. Als Teufelsattribute trägt diese Einzelfigur eine Zweizackgabel und ein Buch, in welchem all jene eingetragen sind, die an Fastnacht als Hexen laufen.
Dem Brauch des alljährlichen "ge hexa ganga", also "zum Hexen gehen", ist seit jeher bei der Obernheimer Bevölkerung beliebt. Bereits in den Wochen vor Fastnacht waren die Einwohner früher maskiert in den Straßen und Lokalen unterwegs, um zu "hexen". Das Gesicht verhängten sie dabei mit einem Vorhangstoff, in den sie Sehschlitze geschnitten hatten. Als Häs trug man die alten Kleider der Großmutter und band sich ein Kopftuch um.
In der Nachfolge von Hexenwahn und Hexenverfolgung des 16. bis 18. Jahrhunderts entwickelte sich nach und nach das "Fastnachtsspiel".

Geschichte:
Obernheim ist eng mit dem Hexenglauben verbunden. Der nahe der Gemeinde gelegene, 950m hohe Hexenbühl gilt als einer jener drei Orte in Deutschland, wo Hexen in früheren Jahren ihr Unwesen getrieben haben sollen. Dort sollen sich alljährlich zur Walpurgisnacht die Hexen aus der näheren und weiteren Umgebung getroffen haben.
Vom Schwäbischen Albverein wurde vor Jahren wieder die Hexeneiche auf der sagenumwobenen Stätte als Symbol der Hexenfastnacht eingesetzt. Während man sich früher während der Fastnacht mit planlosem Hexenspringen in willkürlicher Verkleidung begnügte, hat man vor ca. 40 Jahren unter Berufung auf die alte Tradition das Fastnachtstreiben geordnet und mit geschichtlichem Inhalt erfüllt. Dazu wurden von einem Schwarzwälder Maskenschnitzer eigens Hexenmasken angefertigt, und auch die Kleidung wurde vereinheitlicht mit farbigem, langem Rock und Schürze, Ringelstrümpfen, Strohschuhen, buntem Kopftuch, Strohzopf und Besen. Zur musikalischen Umrahmung des Narrentreibens wurde der "Obernheimer Hexenmarsch" komponiert, den die Hofkapelle spielt.
Mit einbezogen in das Spiel wurde auch der erste, 1281 in der Ortschronik erwähnte Vertreter des Ortsadels, Ritter Konradin von Oberhan, dessen Burg neben dem Hexenbühl auf dem 980m hohen Burgbühl stand und der im Namen des Grafen von Hohenberg die Gerichtsbarkeit ausübte. Der im Volksmund als "Schelmenwasen" bezeichnete Platz am Fuße des Hexenbühls lässt auf eine Hinrichtungsstätte schließen. Auf diese Gerichtsbarkeit deutet ebenfalls die Bezeichnung des "Stühl" für den zentralen Ortsplatz in Obernheim hin, wo auch nach mündlicher Überlieferung der Richterstuhl gestanden haben soll. Daran knüpft die heutige Obernheimer Hexenverbrennung an.
Schriftliche Zeugnisse über Hexensagen und was damit zusammenhängt finden sich für die Heuberg-Region bereits in der "Schwäbischen Chronik", die der Tübinger Professor Martin Crusius vor dem Jahr 1600 herausgegeben hat. Darin heißt es: "Nicht weit von Balingen ist der berühmte Berg, den man Heuberg nennet, und von welchem man schreibt, daß die Hexen auf demselben zusammen kommen und ihre Teuffels-Spiele haben. Das ist gewiß, daß im Jahre 1589 im Herbst, etliche dergleichen Weiber und der fürnehmste Ratsherr zu Schömberg verbrannt worden, die alle bekennet haben, daß sie gewohnt des Nachts auf diesem Berge zusammen zu kommen, mit den Teuffeln zu tanzen, zu thun zu haben, Menschen und Vieh zu beschädigen." Genaueres erfährt man aus den "Beiträgen zur Geschichte der Stadt Rottweil", in denen der ehemalige Hofgerichts-Assessor von Langen im Jahre 1821 schreibt: "Noch gehet die Sage von dem sogenannten dürren Bäumlein, zwischen Obernheim und Deilingen, da die Hexentänze gehalten worden seyen, darum es niemals Laub getrieben habe, ob es gleich immer grün gewesen." Der Assessor nennt hier den sogenannten "Hexenbuckel", einen 970 Meter hohen Berg, auf dem bis heute das "Hexenbäumle" steht. Wen wundert es bei solchen Zeugnissen, dass in Obernheim, dem höchstgelegenen Narrenort in Südwestdeutschland, die ganze Fastnacht auf Hexen ausgerichtet ist.
Die Aufnahme der Hexenzunft in die VSAN war im Jahr 1974.

Die Termine der aktuellen Fastnachtsveranstaltungen können aus dem unter www.fasnacht.net ab Oktober jedes Jahres von der Vereinigung Schwäbisch- Alemannischer Narrenzünfte (VSAN) veröffentlichten Narrenfahrplan entnommen werden.

Referenzen

Zur Geschichte der organisierten Fastnacht, Hg. Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte Vöhrenbach 1999.