Karfreitagsprozession

Rottenburg am Neckar

Tübingen

Baden-Württemberg

Deutschland - Germany

Dieses Jahr

29.03.2024 (Freitag vor Ostersonntag = Karfreitag)

Nächstes Jahr

18.04.2025 (Freitag vor Ostersonntag = Karfreitag)

Turnus

jährlich

Festausübung

N
aktuell

Geografie

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Ort

Rottenburg am Neckar

Kreis

Tübingen

Region

Baden-Württemberg

Staat

Deutschland - Germany

Beschreibung


In Rottenburg begann der Umzug nachmittags gegen 14 Uhr 30 nach der Grabespredigt Christi in Rottenburg-Ehingen den sogenannten Graben hin zum Klösterle, das jetzt ein Wirtshaus ist, und der Jesuitenkirche zu. Es war ein Passionszug, der das ganze Leiden Christi mit seinen Vorbildern im Alten Testament aufführte. Alle Personen, die bei der Kreuzigung anwesend waren, kamen vor. Die Spitalbuben stellten die Juden dar und geißelten Christus. Den Vorausreiter machte Pilatus, ganz morgenländisch gekleidet. Die alttestamentlichen Vorzeichen wurden teils mitgetragen, teils auf Wagen mitgefahren. So z.B. Jonas im Maul eines Walfisches aus Pappendeckel, daneben Christus im Grab. Ebenso war das Paradies dargestellt. Das Alte Testament übernahmen meist Kinder, das Neue Testament spielten Buben von 16-17 Jahren. Christus wurde von einem Erwachsenen gespielt. Der Zug ging sehr langsam. Den Nachzug bildeten die Kreuzschloapfer in blauen Hemden mit Kapuzen, die Schuhschnallen mit Papier verbunden. Sie waren lauter Herren des guten Standes und wollten unerkannt bleiben. Beim Mesner zogen sie sich an, der bei einem Eid versprechen mußte, sie nicht zu verraten. Meist war es eine Bußübung, ein teil unterzog sich des Kreuzschleifens wohl freiwillig. Die Büßer trugen große Kreuze oft 11-12 ' lang, teils hohle, teils massiv gezimmerte, ganz nach Wunsch und Befehl der Jesuiten. Da die Kreuze oft zu schwer waren, hielt die Prozession mehrmals an. Die allerletzten im Zug waren ganz früher die Flagellanten. Sie trugen weiße Hemden, im Rücken hingen florartige Lappen, die mit einer Schnur auf- und zugezogen werden konnten. Sie beteten den schmerzhaften Rosenkranz und bekamen bei jedem "Gegrüßet seist du Maria" einen Streich vom Hintermann auf den bloßen Rücken. Mißbräuche hoben die letztere Sitte auf. Auch der Christus wurde einmal (?) so arg gepeitscht, daß er das Kreuz wegwarf und davonlief, woraufhin die Sitte aufhörte.

Referenzen

Anton Birlinger: Aus Schwaben. Sitten und Rechtsbräuche. Wiesbaden 1874.