Kirchlein tragen

Am Vorabend von Maria Lichtmess, am 1. Februar versammeln sich gegen Abend die Kinder und auch einige Erwachsene bei der Kirche Maria-Dorn. Alle tragen sie auf Stöcken Kirchenmodelle umher, die aus durchsichtigem Papier gebastelt sind und mit Kerzen von innen beleuchtet sind. Bis zum Anbruch der Dunkelheit hat sich ein langer Zug formiert, der sich durch den Ort bewegt. Dazu wird ein seltsamer Spruch, ein merkwürdiges Kauderwelsch aus slowenischen und lateinischen Worten mit starker rhythmischer Betonung gerufen : "Ante pante populore, Kozelna vrate cvilelore." Es bilden sich verschiedene Gruppen, die den Spruch im Gleichklang, aber gegen die vorhergehenden und nachfolgenden Gruppen kanonartig abgesetzt, rufen. So entsteht für den Zuschauer neben dem märchenhaften optischen ein sonderbar wellenartiges Klangbild. Durch die Vallacher Straße ziehen die Kinder bis zur Brücke an der Vellach, wo die Kirchlein von den Stöcken herunter genommen und dem Wasser übergeben werden. Einige Zeit noch blicken alle den beleuchteten Kirchlein nach, wie sie den Bach hinuntergleiten und, das eine früher, das andere später, verlöschen oder in den Wellen verschwinden. Aus dem Verhalten der schwimmenden Lichter wird vielfach die Zukunft gedeutet. Doch diese Bedeutung ist vielen nicht mehr geläufig, und nur ein ganz kleiner Teil der Modellkirchen wird wirklich dem Wasser überantwortet. Die meisten Buben vollziehen diese Geste nur symbolisch oder überhaupt nicht, um ihre kostbaren Modelle zu behalten und im nächsten Jahr wieder verwenden zu können.