Kirchweih

Schnait/Weinstadt

Rems-Murr

Baden-Württemberg

Deutschland - Germany

Turnus

jährlich

Festausübung

N
aktuell

Allg. Festbeschreibung

Geografie

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Ort

Schnait/Weinstadt

Kreis

Rems-Murr

Region

Baden-Württemberg

Staat

Deutschland - Germany

Beschreibung


Der Höhepunkt der Kirbe war und ist heute noch das Aufhängen des Kirbetraubens. Er wurde einst von den Kirbemädchen angefertigt, meist aus "Kammerze"-Trauben. Nur wenn die Kirbe spät und der Jahrgang sehr früh war, konnten im Wengert Trauben geschnitten werden. Seit neuerer Zeit kauft man ausländische dazu. Soweit man sich heute zurückerinnern kann, wird der Kirbetrauben von der Familie Pfizenmayer am Eck mittels eines eigens dafür vorhandenen Gestells hergestellt. Bei der Kirbe 1932 wog der Trauben 30 kg; heute kann er ein Gewicht von bis zu 75 kg erreichen.
Der halbe Flecken ist beim Kirbeumzug am Sonntagnachmittag dabei. Früher trugen alle Kirbebuben und die gleichaltrigen Kirbemädle an diesem Tag Schnaiter Tracht und dazu rote Halstücher. Heute reichen die alten Trachten nicht mehr für alle. Die Mädchen tragen Dirndlkleider. Rote Halstücher gehören immer noch dazu. Zwei der Burschen, denen die noch zur Verfügung stehenden gelben Lederhosen passen, tragen unter Begleitung des ganzen Jahrganges den Trauben an einer Stange vor das Gasthaus, in dem der Kirbetanz stattfindet, und hängen ihn dort auf. Vormals war dies das "Lamm", der "Hirsch" oder der "Ochsen" (heute Bäckerei Stahl). Seit es die Schnaiter Halle gibt, wird dort der Trauben aufgehängt und gefeiert. Beim Traubenaufhängen paffen die Burschen auf ihren krummen Pfeifen wie die Alten, und der Kirbejahrgang singt gemeinsam "Schön ist die Jugend" und "Im Remstal, im Remstal" (nach der Silcher-Melodie "Am Neckar, am Neckar"). Nachdem der Trauben aufgehängt ist, wird ein Kirbemädchen auf der Traubenstange ins Lokal getragen.
Am Kirbemedich (=Montag) war die Saukirbe. Die Kirbebuben tobten sich noch einmal richtig aus, wobei oft allerlei Übertreibungen vorkamen. Bis heute ist es in Schnait Brauch, dass die 19-20jährigen die Kirbe veranstalten. Dieser Jahrgang bildet praktisch für ein Jahr einen Verein, wobei sich seine Aktivitäten nicht mehr nur auf die Kirbewochen beschränken. Schon vorher gibt es den "Tanz in den Mai" und andere Veranstaltungen. Mit Spruchbändern und Plakaten wird geworben, um möglichst viele Besucher anzulocken. Für die Bezahlung der Spielleute und der Vergnügungssteuer wurde schon früher beim Kirbetanz ein Eintrittsgeld erhoben. Seit neuem fühlt man sich nicht mehr an den traditionellen 13. Sonntag nach Trinitatis gebunden, sondern richtet den Kirbetermin nach der Urlaubszeit und anderen Veranstaltungen in Weinstadt aus.

Die Kirbe (Kirchweih) war seit Jahrhunderten ein wichtiges Ereignis im Jahresablauf. Ursprünglich war sie - wie der Name sagt - ein kirchliches Fest, an dem der Jahrestag der Kircheneinweihung begangen wurde. Früher war fast an jedem Sonntag irgendwo Kirchweih. Die Schnaiter Kirbe fand und findet am 13. Sonntag nach Trinitatis statt, weil im Jahr 1748 an diesem Sonntag die Kirche in ihrer jetzigen Form nach einem Umbau eingeweiht worden ist. An diesem Sonntag wurde noch beharrlich festgehalten, als durch Verfügungen von oben in den Jahren 1804 und 1852 alle Kirchweihfeiern im Land auf einen Tag, den 3. Sonntag im Oktober, gelegt worden sind.
Demnach waren die Kirchweihen früher ausschweifende Feste gewesen. Auch Auswärtige, Verwandte und Bekannte kamen und feierten mit. Nach den Erzählungen der Großeltern wurden zuvor in den alten Backöfen bei den Häusern (seit 1859) unglaubliche Mengen Kirbekuchen gebacken. Verglichen mit den Produkten unserer heutigen Backkünstlerinnen, waren es sehr einfache Apfel-, Zwetschgen- oder Grießkuchen. Zu diesen trank man Neuen Most (aus Äpfeln) und zur Feier des Tages sogar Wein.
An der Kirbe feierten die jungen Männer zwischen neunzehn und zwanzig, die in diesem Jahr einrücken, also Soldat werden mussten, Abschied von der Jugendzeit. Schon in der Woche vorher zogen sie abends singend und johlend durch das Dorf. Vor den Gasthäusern stellten sie Birken auf, wofür sich die Wirte mit einem Krug Wein bedankten. Seit einigen Jahrzehnten fahren die Kirbebuben schon Wochen vor der Kirbe auf Schlepperanhängern durch die Umgebung, und geben mit Rätschen, Singen und Jauchzen kund, dass in Schnait Kirbe sei.

Referenzen

Heinz E. Walter: "Schnait im Remstal" Ein Ortsbuch herausgegeben im Auftrag der Stadt Weinstadt, Verlag S. Walter, Leingarten-Schluchtern. (auf homepage im Internet)