Kirchweih / Kerwe

Kirchheim/Heidelberg

Heidelberg

Baden-Württemberg

Deutschland - Germany

Dieses Jahr

18.08.2024 (3.Sonntag im August)

Nächstes Jahr

17.08.2025 (3.Sonntag im August)

Turnus

jährlich

Festausübung

N
aktuell

Allg. Festbeschreibung

Geografie

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Ort

Kirchheim/Heidelberg

Kreis

Heidelberg

Region

Baden-Württemberg

Staat

Deutschland - Germany

Beschreibung

Man erzählt sich in Kirchheim, dass ein Lehrer, als er nach den drei höchsten Feiertagen im Jahr fragte, zur Antwort bekam: Kerwe, Kinndaaf, Schlachdfeschd.
Die Kerwe (Kirchweihe) war früher ein richtiges Volksfest. Sie wird auch heute noch am 3. Sonntag im August gefeiert. Alt und Jung sparte schon Wochen vorher. Von den Kindern wurden alte Lumpen und altes Eisen beim Altwarenhändler "versilbert", denn man konnte nicht genug Kerwegeld haben. In den Wirtschaften war Kerwetanz. Alle, die tanzen konnten und auch schon durften, wollten auf keinen Fall den "Ersten" versäumen; war doch nur viermal im Jahr Tanz und zwar an Neujahr, Fastnacht, 1. Mai und Kirchweih. An Kerwe war außer sonntags auch noch montags Tanz. Jeder machte "bloo" und schon früh morgens traf man sich in der Wirtschaft zum Frühschoppen. Man ging natürlich nur ins Stammlokal. Danach wurden auch die Burschen genannt; es gab die "Rosewerds-, Körners-, Herschewerds-, Lindewerds-, Adlerwerds- und Ochsenwerdsborschd". Wagte es z.B. ein "Körnersborscht" in die Rose zu gehen, so konnte er gewiss sein, dass er von den "Rosewerdsborschd" ganz anständig verhauen und aus der Wirtschaft hinausgeschmissen wurde. Für jedes Mädchen war es selbstverständlich, dass es für Kirchweih ein neues "Kerwegload" bekam. Die Mädchen standen beim Tanz an den Wänden und warteten darauf, zum Tanz geholt zu werden. Nach jedem Tanz wurde das Mädchen eingeladen, mit an den Tisch des Burschen zu kommen. Dort trank es aus dem zweiten Glas, das jeder vor sich stehen hatte, einige Schlückchen. Daraufhin wurde das Mädchen vom Tänzer wieder von dem Tänzer wieder an seinen "Stehplatz" gebracht. Im Tanzlokal gab es Flaschenzwang, d.h. es gab nur Flaschenweine, kein Bier und kein Sodawasser. Auch war es in einigen Lokalen einfach undenkbar, daß jemand seinen Kittel oder die Krawatte auszog, weil es ihm zu heiß war.
Auf dem "Kerweplatz" hinter dem Rathaus waren die "Reitschule", die Schießstände, die Gutselstände und der "Haut-den-Lukas" aufgebaut. Wer sich bei dem letzteren drei oder vier Lorbeerblätter "zusammengeschlagen" hatte, galt als Held. Die "Kerweständ" standen auf der Hegenichstraße bis zum Gasthaus zur Rose hin und auf der damaligen Hauptstraße (heute Schwetzinger Straße) bis zum heutigen Fernsehgeschäft Sauter.
Zur Kirchweih gehörte, dass man die Bekannten und Verwandten aus nah und fern einlud. Viele Kuchen, v.a. Gwegschdekuche (Zwetschgenkuchen) und Bisquit wurden gebacken. Auf dem Kerweplatz aß man Sardinen aus Holzfässchen.
Auf die Kirchheimer Kirchweih freute sich nicht nur die einheimische Bevölkerung, sondern auch die Burschen aus den umliegenden Ortschaften. Sogar die Studenten kamen mit Landauern angefahren, um mit den als schön bekannten Kirchheimer Mädchen zu tanzen.

Seit einigen Jahren wird die Kirchweihe wieder groß gefeiert. Immer ein Kirchheimer Verein baut ein großes Zelt auf und richtet die Kerwe aus. Die "Kerweschlumpel" wird am Bahnhof abgeholt, hängt dann von Samstag bis Dienstag im Zelt und wird am Dienstagabend verbrannt. Tanz in zwei noch verbliebenen Sälen (Hirsch und Rose) gibt es nicht mehr. Die Reitschule mit den hölzernen Pferden wurde durch den Autoscooter ersetzt. Trotz alledem kommen an Kirchweih noch viele auswärtige Kirchheimer hierher, um sich mit ehemaligen Schulfreunden und Bekannten zu treffen und von vergangenen Zeiten zu erzählen.

Referenzen

Stadt Heidelberg, Amt für Öffentlichkeitsarbeit, Postfach 105520, 69045 Heidelberg.