Kirwabuschn

Alfeld

Nürnberger Land

Bayern

Deutschland - Germany

Turnus

jährlich

Festausübung

N
aktuell

Allg. Festbeschreibung

Geografie

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Ort

Alfeld

Kreis

Nürnberger Land

Region

Bayern

Staat

Deutschland - Germany

Beschreibung


Alfeld liegt malerisch in einem engen Tal. Über dieses Tal hinweg, hoch über die Dächer der Stadt, wird ein 240 Meter langes Seil gespannt, vom Schneiderberg auf der einen zum Kegelberg auf der anderen Seite. Und an diesem Seil hängt in der Mitte der "Buschn", ein zirka 2 Meter hohes zylindrisches Gebilde aus Goldpapier mit kegelförmiger Spitze, das in seinem Innern ein kleines Tannenbäumchen birgt. Am unteren Ende des "Buschn" ist dann an einem langen Band eine vergoldete Schweinsblase befestigt. Der "Buschn" soll nach Möglichkeit direkt über dem Wipfel des Majabaums hängen, der sich immer am gleichen Platz in der Ortsmitte erhebt. Er wird am Samstag ohne Feierlichkeit eingeholt und von den Burschen mit einem schönen, "angeschifteten" Wipfel bei Einbruch der Dunkelheit aufgestellt. Ein Kapitel für sich ist das Aufziehen des "Buschn". Eine Kartoffel, an der eine lange Schnur befestigt ist, wird über Dächer und Leitungen geworfen und das lange Seil dann nachgezogen. Sind geschickte Werfer am Werk (sie beginnen am Sonntag bei Tagesgrauen) ist in knapp einer Stunde alles in Ordnung und die Kirchgänger werden bereits vom ragenden Maibaum mit dem "Buschn" darüber begrüßt.
Am Montag findet dann, wie anderswo auch, der Tanz um den Maibaum statt. Drei Wirte gibt es im Ort, jedoch immer nur einer "hat die Kirwa" (immer im Wechsel). Der Majabaum steht immer am gleichen Platz.
Einzelburschenschaften gibt es nicht, alles kommt beim Platzwirt zusammen. Hier werden die Paare zusammengestellt, bekommen mit Kreide eine Nummer auf den Rücken gemalt und dann geht es mit Musik auf den Platz, der Tanz beginnt; ein Blumenstrauß wechselt von Paar zu Paar. Während des Tanzes wird der "Buschn" von je 3-4 Burschen auf den beiden Höhen geschwungen und kommt immer tiefer, um aber immer, wenn man nach ihm greifen will, in die Höhe zu schnellen. Plötzlich kracht ein Schuss. Das Tanzpaar mit dem Strauß in der Hand ist Gewinner und bekommt den "Buschn". Dem Mädchen überreicht der Platzknecht ein Wäschestück, das er bisher auf seinem Hut getragen hatte; dem Burschen aber wird "der Hut hinaufgehaut", d.h. der Hut wird ihm ziemlich derb um den Kopf geschlagen und nicht nur vom Platzknecht. Dann geht es mit Musik zurück zum Wirtshaus, wo die Gewinner "dreitanzen" dürfen, d.h. sie haben das Recht auf 3 Extratouren. Dann erfolgt nach kurzem, allgemeinen Tanz ein Marsch durchs Dorf, der Buschn wird vorausgetragen, zu den Eltern des gewinnenden Mädchens, von denen die Burschen bewirtet werden. Deshalb muss schon dafür gesorgt werden, dass die "Richtigen" gewinnen.

Geschichte:
Die von der ostfränkischen Bauernkirchweih abweichende Form der Alfelder Kirwa ist historisch begründet. Nach dem Landshuter Erbfolgekrieg wurde das Dorf 1505, dem Dorfbach folgend, der Länge nach geteilt. Die östliche Hälfte blieb bei der bayerischen Oberpfalz, während die westliche Hälfte an die Reichsstadt Nürnberg fiel. Damit entstand zwischen den beiden Dorfhälften eine Art "eiserner Vorhang" mit mancherlei Schwierigkeiten und Schikanen, die erst ihr Ende nahmen, als vor rund 200 Jahren Nürnberg an Bayern fiel. Jetzt endlich war Alfeld wieder vereinigt und die Freude darüber fand ihren sichtbaren Ausdruck in der Verbindung der einst feindlichen Dorfhälften durch das die ganze Ortschaft überspannende und zusammenschließende Seil mit dem "Buschn" in der Mitte über dem Majabaum.
Die Schweinsblase ist Symbol eines Alfelder Handwerkszweiges, dem besondere Bedeutung zukommt: der Alfelder Wurstwaren.