La Madonna che scappa

Sulmona

L'Aquila

Abruzzo

Italia - Italy

Dieses Jahr

29.03.2024 (Freitag vor Ostersonntag = Karfreitag), 30.03.2024 (Samstag vor Ostersonntag = Karsamstag), 31.03.2024 (Ostersonntag)

Nächstes Jahr

18.04.2025 (Freitag vor Ostersonntag = Karfreitag), 19.04.2025 (Samstag vor Ostersonntag = Karsamstag), 20.04.2025 (Ostersonntag)

Turnus

jährlich

Festausübung

N
aktuell

Allg. Festbeschreibung

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Geografie

Ort

Sulmona

Kreis

L'Aquila

Region

Abruzzo

Staat

Italia - Italy

Beschreibung

Den Höhepunkt der populären Osterbräuche in Sulmona bildet am Ostersonntagmorgen die Madonna, die ausreißt (la Madonna che scappa), um ihrem auferstandenen Sohn entgegenzulaufen. Trägerin und Organisation des Aufsehen erregenden Ritus ist die Confraternita Lauretana (= Lauretanische Bruderschaft). Das österliche Brauchereignis wird nur verständlich aus dem Kontext der gesamten Dramaturgie der Karwoche (Settimana santa) in Sulmona.

Am Abend des Karfreitags zieht die Lauretanische Bruderschaft, die sich bis ins 15. Jahrhundert zurückverfolgen lässt, in Prozessionsordnung von der Kirche der Allerheiligsten Dreifaltigkeit (chiesa della Santissima Trinità) in die Stadt. Die Bruderschaftsmitglieder (i confratelli) geleiten den "tronco", ein großes, karmesinrot verhülltes Kreuz, das mit Weinreben und silbernen Trauben verziert ist. In der Hand tragen sie charakteristische Lampions, welche die Szene erhellen, und die Symbole der Passion. Es folgt die "Schola Cantorum", die das "Miserere" intoniert. Schließlich kommt der Klerus, hinter dem die Bahre mit dem toten Christus (Cristo Morto) und die in Trauergewänder gehüllte Statue der Madonna getragen werden. Die nächtliche Prozession bewegt sich langsam in einer feierlichen Schrittfolge, die "struscio" genannt wird.

Am Abend des Karsamstags wird die trauernde Madonna, die in einer Kapelle der Basilica der Madonna di Loreto bewacht worden war, von der Confraternita Lauretana in die Kirche des heiligen Philipp Neri (chiesa di San Filippo Neri) geleitet, wo sich die Brauchabläufe des Folgetags abspielen.

Wenn am Ostersonntag gegen 12 Uhr die feierliche Ostermesse beendet ist, treten die Bruderschaftsmitglieder mit ihren charakteristischen grünen Umhängen (mozetto verde) aus der Kirche heraus und tragen die Statuen des auferstandenen Christus (Cristo risorto), des heiligen Johannes (San Giovanni) und des heiligen Petrus (San Pietro) ins Freie. Die Madonna steht indessen trauernd auf einer Sänfte mit fünf Trägern im Innern der Basilica di San Filippo Neri. Dann klopfen die zwei Apostel (Petrus und Johannes) ans geschlossene Portal der Kirche, um der Mutter Gottes die Auferstehung Christi mitzuteilen. Aber sie müssen lange insistieren, bis ihnen Glauben geschenkt wird und die Madonna begreift, dass die Auferstehungsbotschaft wahr ist. Dann allerdings öffnet sich mit einem Schlag die Kirchentür, und die Statue der Madonna schickt sich an, die auf den Platz geströmte Menschenmenge zu teilen. Beim Herauskommen erblickt die Madonna am anderen Ende des Platzes den auferstandenen Christus und reißt daraufhin aus (scappa), um ihrem Sohn zu begegnen und allen Schmerz und alle Trauer hinter sich zu lassen: Das ist der Moment, in dem die Sänftenträger mit vereinten Kräften losrennen und in atemlosem Lauf auf den Baldachin zusteuern, wo der Auferstandene steht. Die enthusiastisch applaudierenden Zuschauer auf dem Platz stieben auseinander und geben den Weg frei. Von der Statue der Madonna fällt der schwarze Trauerumhang herunter, der bis dahin ihr grünes Freudengewand und die Rose in ihrer Hand bedeckt hat. Von der Basis der Statue fliegen zwölf Tauben in den Himmel, und das Geläut der Kirchenglocken begleitet den festlichen Augenblick.

Geschichte
Die theatralischen Aufführungen der Karwoche sind am Karsamstag noch nicht zu Ende. In vielen Teilen Italiens gibt es auch am Ostersonntag Prozessionen mit Elementen geistlichen Schauspiels. Entweder wird dabei die Statue des auferstandenen Christus durch die Straßen getragen, oder es wird, wie in Sulmona seit Menschengedenken üblich, die Begegnung zwischen der Madonna und dem Auferstandenen in Szene gesetzt. In früheren Jahrhunderten waren es lebende Akteure, die das biblische Geschehen der Karwoche nachspielten, was die Zuschauer emotional noch weit mehr berührte als die heutige Inszenierung. Gelegentlich konnte es dabei auch zu regelrechten Exzessen kommen, wie zum Beispiel einmal, als nach der mündlichen lokalen Überlieferung der Darsteller des Judas, ein Armer, wegen seines Verrats an Jesus von der aufgebrachten Menge verprügelt wurde.