Luca napja / Luzientag

Tolmács

Rétsági

Nógrád

Magyarország - Hungary

Dieses Jahr

13.12.2024 (13.12. Luziatag)

Nächstes Jahr

13.12.2025 (13.12. Luziatag)

Turnus

jährlich

Festausübung

N
erloschen

Allg. Festbeschreibung

Geografie

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Ort

Tolmács

Kreis

Rétsági

Region

Nógrád

Staat

Magyarország - Hungary

Beschreibung


Die Bräuche und abergläubischen Handlungen, die in der kleinen katholischen Siedlung Tolmács, im Norden Ungarns gelegen, mit dem Luzientag verbunden waren, nahmen bereits am Vortag, dem 12. Dezember, ihren Anlauf.
Seit den 1960er Jahren liefen die älteren Jungen in der Nacht vor dem Luzientag heimlich im Dorf herum. Die Jungen besuchten in dieser Nacht oft die Mädchen, die ihnen gefielen, auch um sie zu ärgern. Sie hatten einen kleinen Eimer mit Kalkmilch und einen Pinsel bei sich und malten damit den Vornamen "LUCA" (ungarisch für Luzia) an das große hölzerne Eingangstor oder kalkten das ganze Tor an. Manchmal verwendeten sie sogar weiße Farbe, damit es noch schwieriger war, das Tor wieder zu reinigen. Wenn sie Geräusche hörten, schlichen sie leise davon, denn die Person, die das Tor beschriftete, sollte immer unerkannt bleiben. Manchmal fanden die Bewohner des Hauses am nächsten Tag zwei oder mehrere "LUCA"-Aufschriften am Tor. Dort, wo mehrere Mädchen in der Familie waren, versuchte man dann zu erraten, von wem die Aufschrift kam und wem die Ehre galt.

Es ist bekannt, dass sich um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert nicht nur Jungen, sondern auch mutige Mädchen in der Nacht vom 12. zum 13. Dezember durch das Dorf schlichen. Damals strich man die Fenster an der Stirnseite des Hauses vollständig und möglichst dick an. Am nächsten Tag mussten die Mädchen so schnell wie möglich den Kalk vom Fenster waschen. Als die Häuser nicht mehr direkt an die Straße, sondern im Hof gebaut wurden, d. h. durch Zaun und Tor geschützt waren, waren die Fenster nicht mehr erreichbar. Man hat deshalb ab den 1960er Jahren allmählich angefangen, die Tore statt der Fenster zu bestreichen.
Der Luzientag war auch mit zahlreichen Aberglaubensvorstellungen verbunden. Bereits am Vortag hatte man alle Gegenstände, die man im Laufe des Jahres an Bekannte ausgeliehen hatte, wieder nach Hause geholt oder zurückgegeben. Zum Luzientag musste alles aus der Hauswirtschaft zu Hause sein, ansonsten glaubte man, der Ertrag des nächsten Jahres wäre dadurch gefährdet. Vor dem Abendessen verteilte der Vater Knoblauch an die Familienmitglieder, der gegessen werden musste, um Krankheiten fernzuhalten.
Früh am Morgen des Luzientages schickte man bis in die 1950er Jahre die kleinen Jungen zu den Verwandten zum so genannten "Luziengrüßen". Der erste Besucher sollte an diesem Tag ein Mann sein, es galt als ein schlechtes Vorzeichen für das kommende Jahr, wenn eine Frau als erster Besucher kam. Er sagte einen Spruch für die Vermehrung des Viehes:

Acélt hoztam magoknak,
tyúkok-ludak jó' tojjanak,
fazekak-tálak ne cserbojjanak,
kötelek-láncok ne szakadjonak,
asszonyok-lyányok jó fingósok legyenek,
tyúkok-lúdak jó' heverjenek!

Dafür erhielt er etwas Geld, Nüsse oder Obst.
Am Luzientag durften die Frauen keine schwere Arbeit verrichten, weder waschen noch nähen. Die Hausfrau sollte zu Hause bleiben, nirgendwo hingehen und möglichst viel sitzen, am Nachmittag sogar schlafen, damit die Hühner fruchtbar werden und viele Eier legen. Auch das Vieh wurde von den Männern versorgt.
Am Abend gingen die Mädchen und jungen Frauen zueinander zum so genannten "Federschleißen". Dies bot den Männern die Gelegenheit, für kleine Scherze und Streiche zu spielen. Vor den Fenstern versuchten die jungen Männer, sie zu erschrecken, ließen Vögel ins Zimmer fliegen, damit die Federn durcheinander kamen. Um die Mädchen zu ärgern, hängten sie häufig das kleine Tor vor den Häusern heraus, verriegelten die Türen, damit die Hausbewohner nicht aus dem Haus konnten, brachten die Pferdewagen aus dem Stall und beluden sie mit allerlei Gegenständen, die sie im Hof fanden. Noch in den 1980er Jahren fanden manchmal die Hausbewohner ihre Gebrauchsgegenstände auf dem Hausdach wieder. An diesem Abend schälten viele Frauen Bohnen oder rebelten Mais, damit das Geld im nächsten Jahr nicht ausgehen würde. Auch Weissagungen über den künftigen Ehemann gehörten zum Abend. Beim Federschleißen warfen die Frauen Klöße, in denen Zettel mit Männervornamen versteckt waren, in kochendes Wasser und nahmen sie, als sie an die Oberfläche kamen, der Reihe nach aus dem Wasser. Jede Frau erhielt einen Kloß und sollte einen Mann mit jenem Vornamen erwarten, der auf dem Zettel stand.

Die Erklärungen über den Brauch des Ankalkens von Fenstern und Toren gehen auseinander. Es galt nicht nur als Ausdruck des Gefallens oder Ärgernwollens, sondern es wurde geäußert, dass die Heilige Luzia eine Frau war, die viel kalken musste, oder dass das Fenster dann angekalkt wurde, wenn ein Mädchen im Heiratsalter in jenem Jahr nicht geheiratet hatte. Vor der Gregorianischen Kalenderreform war der Luzientag der kürzeste Tag des Jahres, die lange Nacht bot Anlass zu abergläubischen Handlungen. Von diesen ist besonders das Näh- und Spinnverbot mit der Luziengestalt verbunden, weil die Heilige während ihres Märtyrertodes durch glühende Nadeln und Spindeln gefoltert worden sei. Die Handlungen am Luziatag wurden jedoch durch nichtchristliche, mythische Motive dominiert.

Mit der Aufschrift "Luca" bemalte Tore konnte man in Tolmács am Luzientag bis vor etwa vier bis fünf Jahren sehen, in den letzten Jahren allerdings nicht mehr (Stand 2006).

Geschichte:
Die frühchristliche Heilige Luzia (gestorben um 304) lebte in Syrakus in Sizilien und gelobte Jungfräulichkeit, als sie um die Genesung ihrer Mutter betete. Sie starb den Märtyrertod unter Kaiser Diokletian, um ihr Gelöbnis einhalten zu können: Laut Legenden riss sie sich mit eigenen Händen die Augen aus, deren Schönheit ihr Brautwerber, ein Heide, bewunderte. Sie wurde vor allem von Augenkranken um Hilfe gebeten. Die in Ungarn weit verbreiteten Bräuche am Luzientag drehen sich jedoch häufig nicht so sehr um die Gestalt der Heiligen Luzia, sondern vielmehr um ein vorchristliches dämonisches Wesen, das mit dem wachsenden Licht, mit Hexerei und Fruchtbarkeitszauber in Verbindung steht.

Referenzen

Zomborka Márta: Luca napja Tolmácson [Der Lucientag in Tolmács], In: Kultúra és tradíció [Kultur und Tradition], hg. von Gyula Viga, Budapest, 1992, S. 259-267.