Madonnafest

Ablauf:
Beim Madonnafest in Calw handelt es sich um ein Fest italienischer Migranten aus Mirabella Imbaccari auf Sizilien. Am Nachmittag findet ein Gottesdienst zu Ehren der Madonna in der katholischen Kirche statt. 2006 wurde die Predigt sogar vom Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst, gehalten. Anschließend brechen die Gläubigen zur Prozession durch die Stadt auf. Angeführt wird der Zug von italienischen Würdenträgern, die Fahnen tragen. Es folgen die Ministranten, die Rosenblätter streuen und so den Weg für die Madonna bereiten. Das geschmückte Bild der Madonna wird von vier italienischen Honoratioren, ausschließlich Männern, getragen. Im Jahr 2006 führten der Bischof, der katholische Pfarrer sowie der italienische Generalkonsul und der Calwer Oberbürgermeister den Zug an, gefolgt von der Calwer Stadtkapelle, die für die musikalische Umrahmung der feierlichen Prozession sorgt. Dahinter reihen sich die anderen Prozessionsteilnehmer ein. Einige gehen zum Zeichen der Buße sogar barfuß mit. Um die Madonna ranken sich zahlreiche Wundergeschichten. So glauben viele daran, dass mit der Prozession ein besonderer Wunsch in Erfüllung gehe. Während der Prozession wechselt sich die Musik der Kapelle mit dem Gesang der Gemeinde ab. Unterwegs gibt es zwei Stationen: An der ersten Station wird eine Ansprache auf Italienisch gehalten, die zweite Station ist vor der evangelischen Stadtkirche, wo die Gläubigen vom Landrat und vom evangelischen Dekan empfangen werden. Dann kehrt der Zug zurück zur katholischen Kirche, wo abschließend ein Fest abgehalten wird.

Geschichte: Ursprünglich stammt das "Madonnafest" aus Mirabella Imbaccari in der Provinz Catania auf Sizilien. Dort hat es eine alte Tradition, die auf das Jahr 1784 zurückgeht. Das Originalbild der Madonna, das immer in der vierten Augustwoche bei einer Prozession verehrt und durch die Stadt getragen wird, stammt aus dem Jahr 1708 von einem Künstler namens Gerolamo Pompejo Batoni. Es zeigt die Gottesmutter Maria mit ihrem Sohn Jesus. In Calw, wo derzeit ca. 800 Italiener leben, viele davon eben aus Mirabell Imbaccari, wird das Fest seit 1988 gefeiert. Dabei nehmen nicht nur die in Calw und Umgebung ansässigen aus Mirabella selbst stammenden Italiener, sondern alle Mitglieder der italienischen Gemeinde sowie zahlreiche Gläubige anderer Nationen teil. Die Muttergemeinde Mirabella stiftete eigens eine Kopie ihres Madonnabildes. Wegen der unterschiedlichen Sommerferienregelungen in Deutschland und Italien wird die Madonna in Calw immer am vierten Sonntag im September verehrt. Das Madonnafest der Italiener ist für die überwiegend evangelische Stadt Calw zu einem Symbol für Integration und Ökumene geworden, weil hier nicht nur Gläubige verschiedener Nationen miteinander feiern, sondern weil speziell auch die evangelische Gemeinde miteinbezogen wird. Bereits anderthalb Jahrzehnte nach Einführung des Festes sprach der katholische Pfarrer i. R. und Seelsorger der italienischen Gemeinde, Georg Duldinger, daher von einem "doppelten Brückenfest".