Mariä-Geburts-Prozession

Oberlana

Bolzano

Südtirol-Trentino

Italia - Italy

Dieses Jahr

08.09.2024 (8.9. Mariä Geburt)

Nächstes Jahr

08.09.2025 (8.9. Mariä Geburt)

Turnus

jährlich

Festausübung

N
aktuell

Geografie

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Ort

Oberlana

Kreis

Bolzano

Region

Südtirol-Trentino

Staat

Italia - Italy

Beschreibung


Das Fest Mariä Geburt wird in Oberlana am darauffolgenden Sonntag mit einer feierlichen Prozession begangen. Um neun Uhr ist der Platz vor der Kapuzinerkirche mit feiertäglich gestimmten und feiertäglich gekleideten Menschen gefüllt. In feierlicher Prozession wird das wundertätige Mariahilfbild aus der festlich geschmückten Gnadenkirche herausgetragen. Der erste Altar steht vor der Kapuzinerkirche. Dann geht der Prozessionsweg hinauf über den Grieß zum Oberwirt, wo das zweite "Evangel" gehalten wird. Es versteht sich, dass die Häuser und Straßen von Lana den schönsten Schmuck tragen: Fahnen schwingen von den Häusern und in den bekränzten Fenstern stehen Heiligenbilder. Der Prozessionsweg führt durch tannengrüne Triumphbögen, die mit Fähnchen geschmückt sind, und vorbei an eigens aufgestellten, mittelhohen Säulen, hier "Mandln" genannt. Sie sind ebenfalls mit grünen Zweigen und Blumengewinden umwunden und bilden eine fortlaufende Reihe zu beiden Seiten des Weges. Bunte Bänder und kleine Fähnchen sind eingebunden. Grüne, frische Alberzweige, so groß wie kleine Bäumchen verkleiden die Vorderseite der Häuser. Dem Zug voraus flattert die große Mariahilffahne von Oberlana, von einem starken Burschen in Burggräfler Tracht getragen. Dann kommt das "Kinderferggele", Jesus als Kind. Es wird von den Schulkindern getragen. Vier Burschen, ebenfalls in Tracht, haben den Schutzengel geschultert. Dann folgt der "Buabnerfahn" von Niederlana. Die Träger haben rote Mäntel an und altertümliche, rote Hüte auf. Einst von mit Kränzen geschmückten Jungfrauen, jetzt aber auch von Burschen getragen, sieht man schon Maria, die Himmelskönigin. An sie reihen sich St. Michael und der Schützenpatron St. Sebastian. Träger mit grünem Mantel und grünem Hut bringen nun die "Manderfahn" von Niederlana. Danach kommt der Weinheilige St. Urban.
Ein Bub stellt den Erzengel Michael in Helm, Fittichen und seidenem Mäntelchen dar. Mehrere Buben sind in Weiß und Grün als Schäfer, die Mädchen als Genien verkleidet. Sie begleiten den Erzengel. Weiter folgen die heilige Familie, die Skapuliermuttergottes, die Herz-Jesu-Gruppe und das Wunderbild von Oberlana.
Dann ist die Geistlichkeit da. Besonders ins Auge fallen die weißen Mäntel der Deutschordenspriester mit dem schwarzen Zackenkreuz. Auch hier in Lana geht der Fahnenschwinger der Musik voraus. Hinter dem Kirchenchor naht das Allerheiligste unter einem reich mit Gold und Silber besticktem Traghimmel. Vier Bauern tragen ihn und vier weitere Bauern begleiten das Allerheiligste als Tarzenschildträger. Den Schluss bilden die Jungfrauen der Marianischen Kongregation mit Fahne und die Statue der Unbefleckten Empfängnis, von Jungfrauen getragen. Die Andächtigen sind zwischen diesen Ferggelen und Fahnen erteilt. Voran die Schuljugend, dann die Burschen und die Männer; hinter dem Allerheiligsten die Jungfrauen und Frauen. Weiter zieht die Prozession über die Falschauerbrücke. Es geht dem dritten "Evangel" entgegen, wofür der Altar an der Abzweigung der Ultner von der Gampenstraße errichtet wurde. Der letzte, vierte "Evangel" ist vor der Johanneskirche am Grieß.
Früher wurden auf der ganzen Wegstrecke an vielen Stellen Pfirsiche, Trauben und andere Früchte feilgeboten. In Lana selbst gab es kleine Stände mit Zuckerbäckereien und frischem aus Rahmmilch zubereitetem Käse (Buina).
War die Prozession wieder bei der Kapuzinerkirche angelangt, so löste sie sich auf. Nun ging es zum Platz beim Oberwirt, wo zu den weltlichen Klängen der Musik der Fahnenschwinger seine Künste zeigte.

Am Platz der heutigen St. Johannes-Kirche am Grieß zu Oberlana stand um 1640 noch die kleine Schießhütte der Lanaer Schützen. Sonntag für Sonntag wanderte damals der Kapuzinerpater Angelikus von seinem Meraner Kloster nach Lana, um zu predigen. Als er wieder einmal an der Schießhütte vorbeiging, schlug er an der Tür ein Mariahilfbild an und betete davor. Jedesmal, wenn er an diesem Bild vorbeiging, machte er Halt zu einem innigen Gebet. Andere Leute folgten seinem Beispiel. Bald stellten sich Gebetserhörungen ein und immer mehr Leute pilgerten an diese Stelle. Pater Angelikus drang in die Schützen, den Schießstand in eine Kapelle umzuwandeln. Dies geschah. Ein Herr von Wolfsturm stiftete das Altarbild nach der Passauer Mariahilf. Nach fünf Jahren riss das Wildwasser die Kapelle nieder. Nur das Bild wurde gerettet. Nun erbauten die Leute von Lana die heutige St. Johannes-Kirche, die aber 1786, in der josefinischen Zeit, wieder gesperrt wurde. Da übertrug man das Gnadenbild auf den Hochaltar der neuen Mariahilfkirche der Kapuziner in Oberlana. Und von diesem Kapuzinerkirchlein ging von nun an die große Prozession aus, an der die ganze Umgebung regen Anteil nahm.

Referenzen

Friedrich Haider: Tiroler Volksbrauch im Jahreslauf, Innsbruck/Wien/München 1968, S. 267f.