Marienprozession
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Beschreibung
Der Auffahrtsabend vor dem Fest Christi Himmelfahrt steht in Endingen ganz im Zeichen einer mehrhundertjährigen Marienverehrung. Bei Einbruch der Dunkelheit versammeln sich die Gläubigen der Stadt und nahen Umgebung in der Wallfahrtskirche St. Martin zur gemeinsamen Jahresfeier der "Weinenden Muttergottes von Endingen". Nach dem Gottesdienst formieren sich Klerus und Gläubige zu einem Prozessionszug durch die nächtlichen Straßen der Altstadt. Brennende Kerzen in den Händen der Teilnehmer und auf den Fensterbänken der Anwohner hüllen die Stadt in ein flackerndes Meer hunderter farbiger Lichter. Zwei Doppelreihen, nach Alter, Geschlecht und Rang gegliedert, bewegen sich über den Marktplatz und Hauptstraße im Bogen zum Ausgangspunkt zurück.
Dieser Brauch nimmt seinen Ausgang im weit bekannten "Endinger Tränenmirakel" von 1615. Der Ablauf der Ereignisse schildert für den 28. Mai 1615 das Weinen des hölzernen Marienbildees in der Martinskirche, welches von zahlreichen herbeigerufenen Zeugen im Verlauf einer Stunde beobachtet wurde. Als Zeitungslied fand das Mirakel weite Verbreitung. Schon vor dem Ereignis besaß Endingen eine eigene Marienwallfahrt, deren Pflege sich vor allem eine Handwerksbruderschaft verschrieben hatte. Bis zum Jahre 1783 erfreute sich die Wallfahrt sehr großer Beliebtheit. Im tatkräftigen Wirken des Endinger Pfarrers Eiermann erhielt die Marienverehrung neue Impulse. Neben der Begründung einer örtlichen Schönstadtbewegung rief er 1934 die Wallfahrt der "Weinenden Muttergottes" als lokalen ideologischen Kontrapunkt zum NS-Regime wieder ins Leben. Nach einer kurzen Pause des Rückgangs in den 50er Jahren erfreut sich die Endinger Marienverehrung wieder großer Beliebtheit.
Referenzen
Bernhard Oeschger: Zwischen Santiklaus und Martinsritt. Strukturen jahreszeitlicher Brauch-phänomene in Endingen am Kaiserstuhl. Frankfurt am Main 1981. S. 128 f.