Nachbarschaftstrunk

Überlingen

Bodenseekreis

Baden-Württemberg

Deutschland - Germany

Dieses Jahr

24.06.2024 (24.6. Johannistag /), 29.06.2024 (29.6. Peter und Paul /)

Nächstes Jahr

24.06.2025 (24.6. Johannistag /), 29.06.2025 (29.6. Peter und Paul /)

Turnus

jährlich

Festausübung

N
aktuell

Geografie

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Ort

Überlingen

Kreis

Bodenseekreis

Region

Baden-Württemberg

Staat

Deutschland - Germany

Beschreibung


Termine für das Nachbarschaftsfest sind heute Sommerjohanni (24. Juni), Peter und Paul (29. Juni) oder ein anderer Sommertag. Obwohl es nach wie vor einen Gassenpfleger gibt, der die Nachbarschaft zusammenruft, verläuft das Fest heute zwangloser: Am Nachmittag trifft sich die Nachbarschaft. Es gibt Wein und eine gute Vesper. Kinder sagen Gedichte auf oder spielen etwas vor. Es wird gesungen und abends, wenn die kleineren Kinder nach Hause gebracht sind, klingt das Fest mit einem Tanz aus. Das Wichtigste ist und bleibt jedoch das nachbarschaftliche Gespräch, auch mit den von Meyer angesprochenen Möglichkeiten und Konsequenzen, die ein Vermerk aus dem Jahre 1732 ebenfalls benennt: "...so pflegen wir dies, um nach der heiligen, guten Meinung unseres Stifters und lieben Voreltern all nachbarliches Vertrauen, Liebe, Freud und Einigkeit zu continuieren, und jeder, so etwa im verwichenen Jahr mit seinem Nachbar in Zerrüttung geraten ist, soll sich bei einem Glase Wein mit ihm versöhnen, die alte gute Nachbarschaft und damit den reichen Segen Gottes auf sich und alle herunterziehen. Gleichfalls wird auch samt und sonders daran erinnert, daß so etwa Feinds-, Feuer- oder Pestgefahr sich allda ereignen sollte, keiner den anderen verlassen , sondern ihm soviel wie möglich nachbarlich beispringen und verhilflich sein soll."
1936 gab es in Überlingen 15 Nachbarschaften, d.h. Zweckverbände von Anwohnern eines Stadtteils mit Verpflichtung zur Gegenseitigen Hilfe. Weckerle führt als Beleg für das Alter dieser Einrichtung eine Satzung der Nachbarschaft St. Jodok von 1747 an.
Nach Meyer stellt der Nachbarschaftstrunk ein Versöhnungsmahl dar mit dem Zweck Eintracht zu halten und etwaige im Laufe des Jahres entstandene Streitigkeiten zu schlichten. Er nennt als Termin den Samstag nach Johanni. Zur Organisation der Nachbarschaften sagt er, daß jeder Nachbarschaft ein Gassenpfleger vorstünde, der das aus Stiftungen und Einkaufsgeldern zusammengeflossenen Vermögen verwaltet und die Messen für die lebenden und verstorbenen Nachbarn und das mit Weib und Kind besuchte Mahl bestreitet.
Mehrere der 15 Überlinger Nachbarschaften haben ihr Vermögen dem Schulfonds geschenkt, doch am Versöhnungsmahl, das nach der Pest des Winters 1610/11 gestiftet worden sein soll, halten noch alle Nachbarschaften fest.
Früher war der Ablauf des Festes folgendermaßen: Die Nachbarschaften, also Bewohner eines Stadtviertels treffen sich zur Nachbarschaftsmesse, wobei Erscheinen Pflicht ist. Abends treffen sich dann alle in einem Wirtshaus ihres Bezirks. Der Gassenpfleger hält eine Ansprache zur Begrüßung, bei der er auf den Sinn des Treffens hinweist und der Verstorbenen des vergangenen Jahres gedenkt. Nach eventuell gemeinsam Beten beginnt ein geselliges Beisammensein mit Tanz, Musik, kleinen Darbietungen der Anwesenden. Als Johanni noch ein kirchlich gebotener Feiertag war, wurde der Nachbarschaftstrunk an diesem Tag gehalten. Später wurde er auf Peter und Paul gelegt, kann aber je nach Abrede auch an einem anderen Tag stattfinden.

Referenzen

Ernst Weckerle: Die Nachbarschaften und der Nachbarschaftstrunk zu Überlingern. In. Badische Heimat 23/1936. S. 237 ff. Elard Hugo Meyer: Badisches Volksleben im 19. Jh. Reprint der Ausgabe 1900. Stuttgart 1984. S. 491. Karlheinz Schaaf: Volkskundl