Naumburger Hussiten-Kirschfest

Naumburg

Saale

Sachsen-Anhalt

Deutschland - Germany

Dieses Jahr

29.06.2024 (ltz. Wochenendsamstag im Juni)

Nächstes Jahr

29.06.2025 (ltz. Wochenendsonntag im Juni)

Turnus

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Festausübung

N
aktuell

Geografie

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Ort

Naumburg

Kreis

Saale

Region

Sachsen-Anhalt

Staat

Deutschland - Germany

Beschreibung

Ablauf: Das Naumburger Hussiten-Kirschfest wird auf der städtischen Festwiese, der Vogelwiese, gefeiert. Auf diesem Festplatz werden von verschiedenen Naumburger Vereinen und Persönlichkeiten Festzelte aufgestellt und Veranstaltungen organisiert. Der Höhepunkt des Festes ist der historische Festumzug und die Peter-Pauls-Messe, an denen jedes Jahr viele freiwillige Darsteller teilnehmen.
Am ersten Festtag, dem Donnerstag, beginnt das Fest mit der Eröffnungs-Rede um 15.00 Uhr auf der Marktbühne. Anschließend spielt die "Big Band" der Musikhochschule "Heinrich von Veldeke" dort das Eröffnungskonzert. Der Festauftakt erfolgt durch den Zug des Oberbürgermeisters mit seinem Gefolge zur Vogelwiese. Mit dem Bierfassanstich ab 17.00 Uhr beginnen die feierlichen Unterhaltungen in allen Festzelten. Außerdem werden vom Bahnhof hin zur Vogelwiese Erlebnisfahrten mit der Naumburger Straßenbahn angeboten.
Am zweiten Festtag, dem Freitag, ist der Tag der Kinder, an dem verschiedene Attraktionen, wie die Hussitenspiele, Kindertheater, Tänze und Handwerk zum Mitmachen für die Kleinen angeboten werden. Am frühen Abend findet das Konzert der "Naumburger Chöre" auf der Marktbühne statt. Anschließend wird das Kirschfestspiel "Der Geschichtsfälscher Johann Georg Rauhe" vom Theatro Nuwenburgensis aufgeführt. Und um 20.00 Uhr zieht der Lampionumzug mit dem Fanfarenzug "Großjena" am Domplatz los.
Am Samstag, dem dritten Tag des Festwochenendes, findet bereits gegen 10.00 Uhr morgens der große historische Festumzug auf dem Marktplatz statt. Bei diesem Umzug sind alle Teilnehmer altertümlich verkleidet. Der ganze Tag ist dazu mit verschiedenen musikalischen Darbietungen durchgestaltet
Am Sonntag des Festwochenendes wird die "Peter-Pauls-Messe" mit dem Festgottesdienst auf dem Marienplatz abgehalten. Der Tag wird ebenfalls von Musikanten und Gauklern begleitet und zur Unterhaltung wird das Jubiläumsturnier mit dem Kirschfest-Skat-Turnier veranstaltet, bei dem der legendäre Hussiten-Pokal errungen werden kann.
Am letzten Tag des Festes, dem Montag, klingen die Festlichkeiten des Naumburger-Hussiten Kirschfest in allen Festzelten aus.

Geschichte: Der Ursprung des Kirschfestes ist nicht völlig klar. Historiker streiten sich, ob es auf einer wahren Begebenheit beruht, oder ob findige Naumburger Kaufleute dieses Fest erfunden haben, um ihren Umsatz anzukurbeln. Auf jeden Fall kann man sagen, dass es sich um eines der schönsten und traditionsreichsten Feste Mitteldeutschlands handelt.
Nach der Überlieferung geht das Kirschfest auf die Belagerung der Stadt Naumburg im Jahre 1432 durch die Hussiten zurück. Der einzige Hacken ist die Tatsache, dass sich die Hussitenscharen nicht in der Nähe Naumburgs aufgehalten haben. In der Überlieferung der Geschichte wird berichtet, dass nachdem Jan Hus (tschechischer Reformator 1370 - 1415) hingerichtet worden war, seine Anhänger, die Hussiten, durch Europa zogen und seine Hinrichtung rächten. Die Stadt Naumburg, die wegen ihrer starken Mauern und bewehrten Stadttore nicht so leicht einzunehmen war, wurde deshalb belagert. Nach einiger Zeit litten die Menschen in Naumburg an Hunger und es bestand die Gefahr von Seuchen. Nach der Überlieferung war es schließlich der Schullehrer, der seinen kleinsten Schülern Leichenhemden anzog und diese Kinder vor die Tore der Stadt zum Heerführer der Hussiten, Prokop dem Großen schickte. Dieser konnte den Anblick der ausgemergelten Kinder nicht ertragen und da es Juni war, gab er den Kindern Kirschen zu essen. Außerdem kommandierte er sein Heer von der Stadt Naumburg weg, nachdem er zuvor mit dem Bürgermeister der Stadt einen Vertrag über den Waffenstillstand geschlossen hatte. Nach der Überlieferung haben der Bürgermeister und Prokop der Große ihren Waffenstillstands-Vertrag durch das Lehren eines Bechers Wein besiegelt.
Nirgends in den Chroniken und mittelalterlichen Geschichtswerken wird von einer Belagerung Naumburgs in den Hussitenkriegen etwas erwähnt. Inzwischen ist es zur Gewissheit geworden, dass die Hussiten niemals vor Naumburg gestanden haben. Und doch bildet die Kirschfestsage in ihren verschiedenen Ausschmückungen das kollektive Bewusstsein der Naumburger. Was also ist wahr am Kirschfest? Als ältestes Zeugnis gilt eine Ratsrechnung von 1526, die Ausgaben für Kirschen für ein Schulfest aufzeichnet. Die Kirschfest-Tradition ist wahrscheinlich noch älter, doch wurde sie erst später mit der Hussiten-Sage zusammengeführt. Erstmals ca. 1685 finden sich in Caspar Eulenbergers "Chronicon Numburgense", wo die Geschichte von der Errettung Naumburgs durch die Kinder erzählt wird also rund 250 Jahre nach dem Ereignis. Von da an wird das Kirschfest stets unter dem Hussiten-Motto gefeiert. Zu jener Zeit blieb das Kirschfest und seine Sage auf den Bereich der Schulen beschränkt.
Am bekanntesten wurde das (damals durchaus ironisch gemeinte) Kirschfestlied von Karl-Friedrich Seyferth, durch das heute jedes Naumburger Kind die Kirschfestsage kennt. Das Singen des Liedes zum Naumburger Hussiten- Kischfest hat eine lange Tradition. Auch wenn sich der Text im Laufe der Jahre vor dem Hintergrund der jeweiligen politischen Situation mehrfach geändert hat, wird doch heute wieder der originale Text gesungen. Die Melodie ist eingängig und bleibt jedem Besucher des Kirschfests recht schnell im Gedächtnis.

Kirschfestlied.

1. Die Hussiten zogen vor Naumburg
über Jena her und Camburg;
auf der ganzen Vogelwies`
sah man nichts als Schwert und Spieß,
an die Hunderttausend.

2. Als sie nun vor Naumburg lagen
kam darein ein großes Klagen;
Hunger quälte, Durst tat weh,
und ein einzig Lot Kaffee
kam auf sechzehn Pfenn`ge.

3. Als die Not nun stieg zum Gipfel,
faßt` die Hoffnung man beim Zipfel;
und ein Lehrer von der Schul`
sann auf Rettung und verful;
endlich auf die Kinder.

4. "Kinder", sprach er, "ihr seid Kinder,
hoffnungsvoll und keine Sünder;
ich führ¿ euch zum Prokop hin,
der wird nicht so grausam sin,
euch zu massakrieren."

5. Dem Prokopen tät es scheinen,
Kirschen schenkte er den Kleinen;
zog darauf sein langes Schwert,
kommandierte: "Rechtsum kehrt!
Hinterwärts von Naumburg!"

6. Und zu Ehren des Mirakel
ist alljährlich ein Spektakel:
Kennt ihr nicht das Kirschenfest,
wo man¿s Geld in Zelten läßt,
Freiheit und Viktoria!