Neujahr

Das alte Jahr ging in Somogydöröcske - im ungarndeutschen Sprachgebrauch Dörötschke genannt - mit einem Silvesterball im Gasthaus zu Ende. Dann zogen die Burschen morgens durch das Dorf, um das Neujahr "anzuschießen", also sehr laut zu begrüßen.
Es wurde freilich nicht mehr, wie früher, geschossen, sondern man zog in die Häuser, wo Mädel waren, und ließ sich das neue Jahr bei Brot, Wein, Gebäck, Fleisch und Gesang gut bekommen. Es war ein kräftiges Frühstück bei gebratenem Speck und duftenden Würsten. Aber auch die Kleinen waren dran. Sie gingen zu Pedr und Gohd, also zu den Pateneltern, um sie zum neuen Jahr "anzuwünschen" und ein kleines Geschenk mit einigen klingenden Geldstücken entgegenzunehmen. Dabei sagten sie kleine Gedichte auf wie zum Beispiel:
"Ich wünsche Euch einen gedeckten Tisch,
in jedem Eck einen gebratenen Fisch,
mitten ein Glas voll Wein,
dabei sollt Ihr recht lustig sein!
Lasst Euch nicht verdrießen,
weil ich nicht kann schießen!
Pulver in der Luft,
tret' ich an die Tür, dann pufft's!
Bin ein kleiner König,
gebt mir nicht so wenig,
lasst mich nicht so lange stehen,
muß ich ein Häuschen weitergehen."

Ein anderes Gedicht lautete so:

"Guten Morgen, Petter und Goht!
Viel Glück zum neuen Johr!
Wir wünsche' Euch Gottes Segen,
und dazu viel Glück im Leben.
Gott lässt Euch in Frieden leben,
wenn Ihr ihm seid stets ergeben.
Jede Stund' und Augenblick bewahrt er Euer Haus,
wo Ihr geht Tag für Tag, in und ein heraus.
Dass Euch kein Unglück soll berühren,
noch Ihr den Armen viel Gut's getan,
so nehmet den Lohn vom Herrn Jesus an.
Dort oben in dem schönen Himmelsgarten,
wird Euch Herr Jesus selber dann erwarten!
Er wird Euch führen in den Himmel hinein,
wo alle die lieben Engel werden sein. Pfifat!"

Es war üblich, ja eine Pflicht in Dörötschke, dass die Schulkinder zum Neujahr dem Lehrer aus Dankbarkeit ein "Neujahrsgeschenk" übergeben sollten. Das waren z. B. Hühnchen, Ente, Gans, Eier, Wein usw.