Nikolausumzug

Biberach (Baden)

Ortenaukreis

Baden-Württemberg

Deutschland - Germany

Dieses Jahr

05.12.2024 (5.12. Abend vor Nikolaus)

Nächstes Jahr

05.12.2025 (5.12. Abend vor Nikolaus)

Turnus

jährlich

Festausübung

N
aktuell

Geografie

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Ort

Biberach (Baden)

Kreis

Ortenaukreis

Region

Baden-Württemberg

Staat

Deutschland - Germany

Beschreibung


Der Nikolausumzug besteht hier aus drei Figuren: dem Biggesel, der auch von einer Frau dargestellt werden kann, dem Ruprecht und dem Nikolaus. Der Biggesel ist eine Tiergestalt, die einen etwa ein Meter langen kegelförmigen Kopf, hergestellt aus einem mit Papier ausgestopften Leintuch, trägt. Der mit Papier ausgestopfte Kopf hängt schlaff und unregelmäßig geformt an der Astgabel. An den Gabelenden wird das Leintuch einfach zu Ohren abgebunden. Aus rotem Flanell sind zwei ovale, schräggestellte Flecke als Augen und ein längerer Streifen über die Schnauzenspitze genäht, die als Gabel oder Lebensrune wirken sollen. Ein zweites Leintuch umhüllt die Gestalt des Eseldarstellers, der darunter ein weißes Nachthemd und lange schwarze Hosen an hat. Der Ruprecht trägt schwarze Schaftstiefel und darüber einen langen, grauen, zweireihigen Zivilmantel mit angenähter Kapuze. Sein Gesicht ist weder mit einer Maske bedeckt noch geschwärzt; er trägt lediglich einen angeklebten schwarzen Bart. Über Ruprechts Schultern und Rücken hängt ein geflochtener Tragkorb mit vielen Rutenbündeln. Er hat dunkle Handschuhe an. In der rechten Hand hält er eine Kette, in der linken ein Rutenbüschel. Der Biberacher Nikolaus trägt eine echte Albe, darüber einen kostbar bestickten weißen Rauchmantel und eine eigens von einer Paramentennäherin gefertigte Mitra. Dazu einen langen Flachsbart und einen prächtigen Bischofsstab. Ein Bischof fast wie aus dem Märchenbuch, der mit seinem Popm die Sphäre des Volkstümlichen eigentlich schon hinter sich gelassen hat.
In Biberach deutet vieles daraufhin, daß der Nikolausumzug seit Jahrzehnten einem sinnfälligem Wandel unterworfen ist. In diesem Wandel stünden als wirkende Kräfte auf der einen Seite das Bedürfnis nach Verfeinerung und christlicher Vertiefung, weil sich die Kläuse nach den aufgeklärten, bürgerlich-gehobenen Vorstellungen zu wild gebärdeten, auf der anderen Seite aber beharrliches Festhalten an der Gestalt des Biggesels und an der Herstellung seines Kopfes mit einer gewachsenen Astgabel.
Die Wildheit der Kläuse wurde von dem Augenblick an als störend empfunden, als auch die Bewohner einer ländlichen Gemeinde anfingen den Wert eines gepflegten Heimes zu schätzen. Die Kläuse haben - es müssen nach den Schilderungen früher oft mehrere gewesen sein - in den Stuben oft auch so auf die Kinder eingeschlagen haben, daß sie von den Eltern aus dem Haus gejagt werden mußten. Nach dem ersten Weltkrieg setzte in Biberach eine Neuformung des Klausenumgangs ein, die die Gruppe auf die drei Gestalten Nikolaus, Biggesel und Ruprecht festlegte. Der Brauch wurde zeitweilig auch mit dem öffentlich-geselligen Leben des Ortes in Verbindung gebracht. So wurde zum Abschluß des Umgangs die neueingeführte silber-bronzierte Rute als Zeichen einer erstrebenswerten bürgerlichen Kindererziehung auf einem Vereinsabend des Kegelklubs um 20 Mark versteigert. Gleichlaufend mit dieser Verbürgerlichung des Brauches ging der Versuch einer stärkeren kirchlichen Ausdeutung.

Referenzen

Wilhelm Kutter: Martin und Nikolaus und ihre Begleiter in Südwestdeutschland. In: Schwäbische Heimat 11/1960, S. 225-231 Heimatbuch Dietingen 1200 Jahre, Geiger Verlag Horb 1986.