Ochsenritt

Bichl

Bad Tölz-Wolfratshausen

Bayern

Deutschland - Germany

Turnus

jährlich

Festausübung

N
erloschen

Allg. Festbeschreibung

Geografie

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Ort

Bichl

Kreis

Bad Tölz-Wolfratshausen

Region

Bayern

Staat

Deutschland - Germany

Beschreibung

Am Kirchweihsonntag fand in Bichl früher der Ochsenritt statt. Der folgende Bericht von Rattelmüller datiert in das Jahr 1950: "Schon lange Wochen vorher hatten es die Buben ganz wichtig, denn es war noch gar nicht sicher, wer überhaupt mitmachen durfte. Schließlich gab es immer mehr Buben als Ochsen. Reiten durften nur drei Buben, die anderen haben ihre Ochsen führen müssen. Das größte Gerangel entsponn sich immer um den letzten Reiter, denn nach den festen Spielregeln hat derjenige, der den letzten Ochsen reitet, im nächsten Jahr den mittleren und wieder ein Jahr später den ersten reiten dürfen. Den Anspruch auf den letzten Ochsen hat seinerzeit offiziell derjenige, der auf die längste Beteiligung am Ochsenritt zurückblicken konnte. Aber das sind meist mehrere, weshalb entweder gelost wird oder das Recht des Stärkeren gilt. Aber nicht nur die Wahl des letzten Reiters beschäftigt die Gemüter, es geht zunächst einmal darum überhaupt einen Ochsen zu bekommen, d.h. sich einen bei einem Bauern auszuleihen. Sind die Unterhandlungen mit dem Bauern geführt und ein "Ochsenleihvertrag" abgeschlossen, dann müssen noch Glocken besorgt werden. Auch die Kronawittstecken, also die Wachholderstecken, müssen mit Weidenruten mehrfach umflochten werden, bis sie schön genug sind. Von den Buben will natürlich jeder den größten und schönsten Kronawittstecken haben. Schließlich zerren schon Tage vorher die Buben die Ochsen an Stricken um die Häuser herum; es will ja schließlich geübt sein, wenn sie am Kirchweihsonntag und -montag Schritt halten und die Tiere dirigieren sollen.
Am Kirchweihsonntagmorgen treffen sich die Jungen mit ihren Ochsen, nachdem sie diese noch gestriegelt haben, am Galgenbichl, wo sie sich zum Zug formieren. Für die drei Reiter heißt es nun aufgesessen. Der Reiter der ersten "Speis", ein junge im weißen Hemd, einer dunkelgrünen Joppe, den mit einem roten Nagel gezierten Velourhut auf dem rechten Ohr schwingt mit einem lauten Juchzer seinen Kronawitterstecken über dem Kopf - die zwölf Ochsen mit den Speisglocken trotten hinterdrein. Dann folgt der Reiter mit der ersten "Haf'n", und hinter ihm zotteln die Ochsen mit den Kupferblechglocken; den Abschluss des Zuges bildet der Nachtreiber, auch er reitet. Alle anderen Buben müssen ihre Ochsen führen. Sie alle juchzen und schwingen ihre Stecken, die Kuhglocken läuten, und die Blechglocken kollern und scheppern. So nähert sich der Zug dem Dorf. Unter den Zurufen der Alten und den guten Ratschlägen der Altersgenossen führen die Buben die Ochsen zweimal durch das Dorf."
1956 hat der Ochsenritt zum letzten Mal stattgefunden. Er ist wohl aus Mangel an Ochsen, die als Zugtiere von den Traktoren abgelöst wurden, eingegangen.

Referenzen

Paul Ernst Rattelmüller: Bairisches Brauchtum im Jahreslauf. Von Nicolo bis Kathrein. München 1985. S. 194f.