Pfingstdreckumritt
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jährlich
Festausübung
erloschen
Allg. Festbeschreibung
Geografie
Ort
Kreis
Region
Staat
Beschreibung
Etwa 20 Jungen, in weißen Hemden über der Kleidung und alten Tschakos auf dem Kopf, ritten durchs Dorf und um alle Brunnen herum. Den Zug eröffnete der "Gassenschweifer", mit einem besenartigen Ast, wahrscheinlich zur Säuberung der Straße. Ihm folgten der große Husar, der Mohrenkönig, der kleine Husar, der Türke und der Halbmond, der eine Hälfte seines Gesichts geschwärzt hat, mit seinen beiden Begleitern. Dieser Gruppe schlossen sich zwei Tauträger an, in ihrer Mitte der "Riffehieler". Diese drei bildeten die unmittelbare Geleitschaft des mit einem Strohmantel umhüllten "Pfingstdrecks". Der Hauptgruppe folgten nun der Gassenschließer und der Schneckehüslibue, der ganz mit Schneckenhäuschen behängt war, der "alte von hinte no", ein Rittmeister, der Generalissimus, das "Mucherle" und der Fähnrich. Im Laufe des von diesen Figuren vorgetragenen Spiels gab es ein Scheingefecht zwischen dem großen Husar, dem Türken, dem kleinen Husar und dem Mohrenkönig. Außerdem mußte der Pfingstdreck auf Befehl des Generalissimus dreimal in den Brunnen springen. Für dieses Bad wurde er mit sechs Batzen entlohnt. Danach ging es in die Häuser: Fähnrich und Pfingstdreck entboten Hausvater und Hausmutter ihre Grüße und die beiden Husaren sowie das Mucherler sagten ihre Heischeverse auf. Die erbettelten Eier, Speck, Schinken, Wein, Öl, Schmalz usw. wurden dann in einem Bauernhaus verzehrt, und ein Tanz schloss das Fest.
Dieses Pfingstspiel entfaltete sich in den 1830er Jahren, erhielt seine oben dargestellte Form jedoch bereits in der österreichischen Zeit um 1700. Die meisten Figuren und auch manche Sprüche dieses humorvollen Spiel kehren in den schwäbischen und Baaremer Pfingstritten wieder. Die Namen der Figuren, insbesondere die des Schneckenhüslibues, des Riffehieler, der Tauträger sowie der Hauptfigur sind aus der Sprache der Hirten hervorgegangen. Der Pfingstdreck sei benannt nach dem Nachlass des letzten Tieres auf der Pfingstweide, weshalb er auch in der Bonndorfer Gegend "Pfingstdaitsche", d. h. "Pfingstkuhmist" genannt wurde.
Referenzen
Elard Hugo Meyer: Badisches Volksleben im 19. Jh., Straßburg 1900, S. 229.