Pfingstritt

Fulgenstadt/Saulgau

Sigmaringen

Baden-Württemberg

Deutschland - Germany

Dieses Jahr

12.05.2024 (6. Sonntag nach Ostern = Exaudi), 19.05.2024 (Pfingstsonntag = 7. Sonntag nach Ostern), 20.05.2024 (Pfingstmontag = Montag nach Pfingstsonntag)

Nächstes Jahr

01.06.2025 (6. Sonntag nach Ostern = Exaudi), 08.06.2025 (Pfingstsonntag = 7. Sonntag nach Ostern), 09.06.2025 (Pfingstmontag = Montag nach Pfingstsonntag)

Turnus

jährlich

Festausübung

N
aktuell

Allg. Festbeschreibung

Geografie

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Ort

Fulgenstadt/Saulgau

Kreis

Sigmaringen

Region

Baden-Württemberg

Staat

Deutschland - Germany

Beschreibung


Am Pfingstritt von Fulgenstadt nehmen 14-16jährige Burschen teil, und zwar in zwei Partien: die Kavallerie und die Infanterie. Bei den ersteren sind in der Regel nur solche Pfingstbuben, deren Väter oder Dienstherren Pferde haben. Der Infanterie gehören ärmere Burschen an.
Am Sonntag vor Pfingsten findet das sogenannte "Ausplatzen" statt. Nach dem Vormittagsgottesdienst reiten die Burschen, die an dem Ritt teilnehmen wollen, auf einem freien Platz ins Feld hinaus unter dem Zulauf von Alt und Jung. Die Reiter stellen sich in einer Linie auf und eilen auf ein gegebenes Zeichen mit ihren Pferden auf ein vorgestecktes Ziel zu. Wer zuerst ankommt, darf die erste Rolle spielen, usw... Die Infanterie macht es unter sich aus. Am Pfingstsonntag werden schon Eier und Fleisch eingesammelt. Der Pfingstritt selbst findet am Pfingstmontag nach dem Mittagessen statt. Die Pfingstbuben erscheinen in ihren Festgewändern, worüber ein weißes Hemd geworfen ist. Am rechten Arm hat jeder eine Masche von Bändern, und der runde Hut ist ebenfalls mit einem Band geziert. Der Schleppsäbel fehlt bei keinem und wird bei jedem Spruch aus der Scheide gezogen. Der erste Reiter hat noch eine Schärpe um den Leib und Blumenschmuck auf dem Kopf. Der Maienführer hat einen schön verzierten großen Maien in der rechten Hand. Der "Hatzeler" ist ganz mit frischem grünen Laub eingehüllt, so daß er beinahe unkenntlich ist und ganz dick aussieht. Ihm sind derbe Scherze erlaubt, wie z. B.: "S' Wirts Magd des Bollefaß, ist hinte dreckig und vorne naß." Er wird von zwei Kameraden am Seil gehalten. Die Pferde sind schön geputzt und meistens überladen verziert und gesattelt.
Gleich nach dem Mittagessen am Pfingstmontag galoppieren die Pfingstbuben aus Fulgenstadt hinaus, Richtung Sießen, wo die Schaar im Wirtshaus, beim Forstmeister, beim Pfarrer, den Klosterfrauen und den Bauern vorreitet und ihre Sprüche aufsagt. Danach erhält der Beutelmeister Geld dafür. Die Säge und die Holzmühle werden auch noch mitgenommen. Die Infanterie kommt nur zu diesen beiden Häusern, nicht aber nach Sießen, denn nach der Vesper muß die ganze Schaar schon wieder in Fulgenstadt eingetroffen sein. Dort machen sie vor dem Pfarrhof den Anfang. Für den Ortsgeistlichen ist ein eigener Spruch festgesetzt. Dann geht's zum Lehrer und Schultheiß und zu den reicheren Bürgern des Ortes. Die Infanterie nimmt es nicht so genau. Sie hält vor jedem Haus, wo sie einige Kreuzer zu bekommen hofft. Nach dem Ritt werden die Pferde nach Hause gebracht, um sich sogleich ins Wirtshaus begeben zu können. Dort wird das gesammelte Geld genau aufgeteilt. Die Viktualien, besonders die Eier, werden von der Wirtin umsonst zubereitet und von der ganzen Mannschaft verzehrt. Die Reiter und die Infanterie saßen getrennt an eigenen Tischen und verzechten das gesammelte Geld.
Es folgen einige Sprüche, die Birlinger von alten Männern erzählt wurden:
1. "Woher kommst du geritten, / Und bringst keine mehr mit dir?"
2. "Ich reit herein von der schönen langen Gassen, / Wo die schönen schwarzbraunen Mädchen auf den Bäumen wachsen. / Ich hab sehr weiters nicht daran gedacht, / Sonst hätt ich an Paar zwei, drei, vier mir heimgebracht."
1. "Ach nein, ach nein, wie hast du dir so recht getan, / Daß du hast solche Sachen unterwegs gelassen, / Sonst könnt ein jeder Narr eine schöne Jungfrau haben."
2. "O ihr Lieben und Ungetreu, / O ihr Fürnehm und Ungetreu, / Was fangen wir jetzt an mit diesem armen Mann, / Den wir jetzt schon so lang gefangen hab'n?"
1. "Was Übles hat er denn getan, / Daß ihr ihn habt gefangen?"
2. "Er ist so weit ins Feld naus gangen, / Mit Spielen, Saufen, Zaubereien hat er wollen umgehen, / Und, die sündige Welt, die man vielleicht nicht sagen darf."
1. "Ich fürch', ich fürch', / Ihr macht's ihm viel zu scharf."
2. "Schweig still, schweig still von solchen Sachen, / Wir wollen's ihm zu recht zu machen./ Wir wollen ihn fragen um Rat und Tat, / Was Übles getan er hat. / Hebet eure Kolben und Degen auf / Und schlaget alle tapfer drauf."
3. "Hoch und wohl geehrter, / Hoch und wohl gelehrter, / Hoch und wohl weiser, / Hoch und wohl Preiser, / Sehr andächtiger, / In Gott Geistlicher, / Herr, Herr Dominikus von Wagemann, / Seelsorger allhier. / Mit seiner angenehmen Gütigkeit / Hat er uns junge Knaben schon längst erfreut. / Weil es ist ein alter Gebrauch und Gewohnheit, / Den Pfingstritt zu halten auch, / So haben wir jetzt diese Freiheit angenommen, / Und sind hierher angekommen, / Wie wir uns jetzt präsentieren wollen, / Wie junge Knaben tun sollen, / Nicht nach hoch und stolzem Rat, / Sondern nur nach seiner jungen Jugend zart, / Wir wünschen ihm eine gute Gesundheit, / Wie auch ein langes Leben, / Welches ihm der allhöchste Gott woll' geben; / Wir wünschen ihm Fried und Einigkeit, / An dem hat Gott allzeit ein Freud'; / Wir wünschen ihm aus Herzensgrund / Glück und Heil zu jeder Stund'. / Zu allvorerst seiner Jungfrau Maria Anna Hauserin allhier,/ Dieselbe begrüßen wir / Ganz freundlich hier und mit Begier, / Und wünschen ihr eine gute Gesundheit, / Wie auch ein langes Leben, / Welches ihr der allhöchste Gott woll' geben; / Wir wünschen ihr aus Herzensgrund / Glück und Heil zu jeder Stund; / Da werden wir sagen zu mehreren Vago / Höchsten Dank abstatten. / Aber es ist zu bemerken wohl, / Dass es wird hergehen vortrefflich toll. / Tafel, Tisch, Stühl, Bänk haben wir genug, / Karten, Maßkrüg, Gläser wohl auch dazu; / Aber es ist zu merken wohl, / Dass ihr uns nicht vergessen sollt, / Sondern er soll uns auch etwas verehren, / Aus seiner Küche und aus seinem Keller, / Damit wir können füllen / Unsere leere Glas und Teller. Holla!"
4. "Der Unterst und der Oberst unter den Husaren, / Franzosen, Krawatten, Rebeller neinfahren, / Und daß kein Kriegsherr wohl richten tut, / Das ist mein größter Freud und Mut. / Da reit ich mit 50, 60 tausend Mann auf die Gardei, / ganz unerschrocken, frisch und frei, / Daran wag ich mein junges Leben, / Es ist mir nicht viel daran gelegen, / Ich weiß nicht, komme heut oder morgen wieder / Mit meinen ganzen oder halben Gliedern. / Türk, Türk, du mußt mir sterben, / Kann ich auch Parteier werden, / Türk, Türk, flieh aus meinem G'sicht, / Oder du erzürnest mich. / Ich bin em Kaiser angelegen, / Sechs Jahr im Krieg gewesen, / Hab etwas erfahren / In meinen jungen Jahren, / In meinen alten Tagen, / Hab mein Fahnen geschwenkt / Über alle Wiesen und Ränk, / Dass alle meine Soldaten zusammen kämmt. Holla!"
5. "Der Metzgerknecht bin ich genannt, / Im ganzen Land bin ich bekannt, / Das ganze Land muß ich auslaufen, / Ochsen, Küh und Kälber kaufen; / Kaufe wohlfeil ein, / So trinke ich ein gutes Glas Wein; / Kaufe aber eine teure Kuh, / So stoße mein Nas in Wasserkrug. Holla!"
6. "Maienführer bin ich genannt, / Den Maien führ ich in meiner Hand, / Den Säbel an der Seite, / Mit dem Türken muß ich streiten; / Wann der Maien steigt, / So reit ich, daß es Feuer geit; / Wann der Maien fällt, / So reit ich, daß der Boden schnellt. Holla!"
7. "Beutelmeister bin ich genannt, / Den Beutel hab ich in meiner Hand. / Hausvater, Hausmutter, wollen sie auch so gütig sein, / Langet sie in ihre Tasche nein, / Ziehet auch ein paar Taler raus, / So wollen wir alle lachen überlaut. / Fünfzehner, Zwölfer, Sechser, Groschen, / Nur kein Vögeles-Groschen. Holla!"
8. "'s ist auch noch an schöns Mädle hie, / 's hat an zumpferes Mäule, / A Schnorren wie a Säule, / A Zungen wie a Kabisblatt, / A Nasen wie a Futterfaß, / A Nasen wie a Becken. / Z'Obed schlupft se früh unter Decke, / Morgen spät raus, / Und wenn er went wissan, / Was des für oine sei: / 's Wirts Magd ist dem N. nachg'sprungen. Holla!"
9. Der Hatzeler: "Holla, holla! Ich bin au no do / Mit mein fuchsroten Haar, / Ich bin heute morgen früh aufg'standen, / Ich haue g'loset, ob niemand reit oder fahr, / Dass ich nicht der allerletzte war, / Der Allerletzte bin eh woren, / Des Ding hot me vermaledeitisch g'schoren, / Wenn me hätt a wenig besser g'flissen, / No wäre für den Reifanschmecker füre g'ritten. Holla!"
10. Der Koch: "Koch, Koch bin ich genannt, / Ich kann ja kochen, 's ist a Schand. / Bin ins Feld naus gangen, / Hab mir ein schönes Paar Mäus g'fangen, / Habs meinen Herren hergröst, / Da hat ihnen's Essen wohl g'schmeckt. Holla!"
11. Der Schwanzreiter: "Ich bin so klein, wie a Maus, / Ich schlupf bei allen Löchern naus, / Ich hab kein Geld in meinen Taschen, / Dass ich kann mein Gurgel waschen; / Mein Gurgel ist gar so klein, / 's gend zwei bis drei Eimer nein."