Pfingstritt

Ihringen

Breisgau-Hochschwarzwald

Baden-Württemberg

Deutschland - Germany

Dieses Jahr

20.05.2024 (Pfingstmontag = Montag nach Pfingstsonntag)

Nächstes Jahr

09.06.2025 (Pfingstmontag = Montag nach Pfingstsonntag)

Turnus

0

Festausübung

N
erloschen

Allg. Festbeschreibung

Geografie

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Ort

Ihringen

Kreis

Breisgau-Hochschwarzwald

Region

Baden-Württemberg

Staat

Deutschland - Germany

Beschreibung


Am Nachmittag des Pfingstmontag, sobald der Gottesdienst beendet war, sprengten die jungen Burschen mit Pfingstnelken an den Hüten, die Gesichter vermummt und mit Säbeln bewaffnet auf Blumen- und bändergeschmückten Pferden die Straßen des Dorfes auf und ab, sammelten sich, und fort ging es im Galopp in den nächsten Wald. Dann holten sie den Pfingstrecken, riefen erwartungsvoll die zurück gebliebenen Kleinen und schauten den Davonreitenden nach. Nach längerer Zeit kamen die Reiter zurück, langsam im geordneten Zug zu zwei und zwei, jeder seinen Säbel in der Hand, an der Spitze des Zuges der glücklich im Wald aufgefundene Pfingstrecke. Derselbe ritt einen Schimmel, trug einen weißen Mantel und einen grauen runden Hut, das Gesicht natürlich ebenfalls vermummt. Pferd und Reiter waren mit Blumen geschmückt. Der ganze Zug zählte 70-80 Reiter. Am Eingang des Dorfes wurde gehalten, und mit lauter Stimme rief der Pfingstrecke:

"Ich bin der Herr vom Gugelhut / Ich bin zu alle Schicke gut! / Kocht mir mein Mutter Knöpfle, / Da hänge ich das Köpfle; /
Kocht sie mir aber Kraut und Speck, / So eß ich's ab dem Teller weg; / Holt sie mir eine Kanne Wein, / Will ich der erste und der letzte sein!"

Dann brachte ein Dorfbewohner ein Glas des begehrten Trunkes, und der Pfingstrecke hatte es, seinen Worten entsprechend, bis auf den Grund leer zu trinken. Dann ging der Zug weiter. Vor den Häusern reicher Bauern wurde Halt gemacht und die durstigen Kehlen mit dem reichlich gespendeten Kaiserstühler Wein gelabt. Am Dorfbrunnen hatte der Schimmelreiter die zweite nasse Probe zu bestehen, diesmal jedoch nur äußerlich. Er trieb sein Pferd neben den Brunnen und stürzte sich mit den Worten: "Ich bin der Reiter über dem Graben, und fall ich rein, so muß ich's haben!" in die kühle Flut, tauchte jedoch schnell wieder auf und warf sich triefend auf sein Roß. Mit dem Sprung des Reiters ins Wasser hatte der Zug sein Ende gefunden, die Teilnehmer begaben sich nach Hause, um sich nach kurzer Zeit mit den Mädchen im Wirtshaus beim Tanz einzufinden, welcher das Fest beschloß.

Zu den Pfingstrecken wurde immer der schönste Bursche im Dorf gewählt. Sein Schimmel, sein weißer Mantel, sein runder Hut sagen dem Kundigen deutlich, wen er darstellt. Er sagt es auch selbst: "Ich bin der Herr vom Gugelhut!" Der Herr vom Gugelhut ist unter den altdeutschen Göttern kein anderer als Wotan, den die Römer Mervurius nannten, da er wie der römische Merkur einen runden Hut trägt.

Das Pfingstreiten wurde wohl bis um die Jahrhundertwende (19. / 20. Jh.) noch ausgeübt.

Referenzen

Mein Kaiserstuhl. Heimatklänge aus alter und neuer Zeit. Nr. 14/1926