Pranzo del Purgatorio

Gradoli

Viterbo

Lazio

Italia - Italy

Dieses Jahr

08.02.2024 (Donnerstag vor der Fastnacht = Weiberfastnacht), 14.02.2024 (Aschermittwoch = Fastenbeginn)

Nächstes Jahr

27.02.2025 (Donnerstag vor der Fastnacht = Weiberfastnacht), 05.03.2025 (Aschermittwoch = Fastenbeginn)

Turnus

jährlich

Festausübung

N
aktuell

Allg. Festbeschreibung

Geografie

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Ort

Gradoli

Kreis

Viterbo

Region

Lazio

Staat

Italia - Italy

Beschreibung


Ablauf:
Am Donnerstag vor Fastnacht, dem "fetten Donnerstag" (giovedì grasso), treffen sich alljährlich die Mitglieder der "fratellanza del Purgatorio", wörtlich übersetzt "Fegefeuerbruderschaft" - auf deutsch wohl besser "Armseelenbruderschaft" -, die seit Jahrhunderten existiert und sich um die Fürbitten für die Seelen der Verstorbenen kümmert. Unkenntlich unter ihren violetten Kapuzenmänteln gehen die Bruderschaftsmitglieder am fetten Donnerstag, mit dem der sechstägige Zeitraum der Fastnacht beginnt, von Haus zu Haus und bitten um Naturalgaben, üblicherweise um Produkte aus der Landwirtschaft. Am Spätnachmittag werden die gesammelten Gaben dann versteigert: der Erlös dient dazu, das "Armseelen-Essen - Pranzo del Purgatorio" am Aschermittwoch zu finanzieren.

Dieses große gemeinsame Mahl am ersten Tag der Fastenzeit wird für eine Teilnehmerzahl von zweitausend Personen organisiert. Das Menü, selbstverständlich durchweg bestehend aus mageren Fastenspeisen, ist seit Jahrhunderten dasselbe: Fischsuppe (brodo di tinca), Stockfisch (baccalà), gekochter Fisch aus dem See - Gradoli liegt am Lago di Bolsena - und grüne Bohnen nach lokaler Zubereitungsart (fagioli cannellini di Gradoli). Jeder Teilnehmer am Essen bringt von zuhause selber Brot und Besteck mit und entrichtet einen Obolus für Armseelenmessen (eigentlich "Fürbittmessen - messe di suffragio"). Bei jeder Trinkrunde - und deren gibt es viele - ertönt der Ruf: "Evviva le anime del Purgatorio - Ein Hoch auf die armen Seelen im Fegefeuer!"

Geschichte:
Die "Fratellanza del Purgatorio", die Armseelenbruderschaft von Gradoli ist eine vermutlich bis ins Mittelalter zurückreichende religiöse Vereinigung, die sich um das Seelenheil der Verstorbenen annimmt und die heute in der Organisation des "Pranzo del Purgatorio" den alljährlichen Höhepunkt ihres Wirkens sieht. Die mündliche Tradition besagt, dass das Aschermittwochsmahl seine Ursprünge schon im 13. Jahrhundert habe. Schriftliche Quellen darüber reichen allerdings nur bis ins späte 18. Jahrhundert zurück, weil mehrere Brände im Lauf der Jahrhunderte sowohl die Bestände des Gemeindearchivs als auch die Dokumente aus dem Pfarrarchiv vernichtet haben.

Referenzen

Gianni Rizzoni u. a. (Hrsg.) : Tradizioni e feste poplari in Italia, Milano 1998.