Säcklestrecken
Turnus
jährlich
Festausübung
aktuell
Geografie
Ort
Kreis
Region
Staat
Beschreibung
Ein Brauch, der allmählich ausstirbt, ist das "Säcklestrecken". Dieser Brauch ist im ganzen Kinzigtal verbreitet und wird im Spätherbst und zur Winterszeit ausgeübt, wenn landauf-landab in den Häusern Schlachtfest gehalten wird.
Zunächst verfasst man einen Metzgerbrief, in dem man (meist in Versform) auf humorvolle Weise die Familie des Bauern aufs Korn nimmt und danach um Fleisch, Speck und Bratwurst bittet. Diesen Brief steckt man in ein Leinensäckchen, das an eine Bohnenstange gebunden wird. Wenn es dunkel ist und man sicher sein kann, dass sich alle Bewohner im Haus befinden, stellt man die Stange mit Gepolter ans Stuben- oder Küchenfenster und versteckt sich. Die Metzgersleut' werden nun den Brief lesen und herauszufinden versuchen, wer wohl der Säcklestrecker sein könnte. Dann wird das Säckle gefüllt, wobei durchaus neben Fleisch und Wurst auch eine große Rübe oder das Sauschwänzle hineingeraten kann, und wieder an die Stange gebunden. Nun heißt es für beide Seiten aufpassen. Der Säcklestrecker muss nämlich sein Säckle holen, ohne von den Hausbewohnern, die auf der Lauer liegen, erwischt zu werden. Passiert ihm dieses Missgeschick, so wird er mit gebundenen Händen an den Tisch gesetzt und muss unter großem Gelächter so seine Metzgersmahlzeit verzehren.
Der Brauch ist im mittleren Schwarzwald (Kinzigtal und Nebentäler) verbreitet. Seine Entstehung ist unbekannt. In Notzeiten wurde vom Säcklestrecken reger Gebrauch gemacht, heute hat sich die Gepflogenheit fast gänzlich verloren.
Referenzen
K. E. Maier: Geschichte von Welschensteinach. Hrsg. von der Gemeindeverwaltung 1966, S. 137.