Ścięcie śmierci – Enthauptung des Todes

Jedlińsk

Radom

Mazowieckie

Polska - Poland

Dieses Jahr

13.02.2024 (Fastnachtsdienstag)

Nächstes Jahr

04.03.2025 (Fastnachtsdienstag)

Turnus

jährlich

Festausübung

N
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Geografie

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Ort

Jedlińsk

Kreis

Radom

Region

Mazowieckie

Staat

Polska - Poland

Beschreibung



Ablauf: In Jedlinsk findet am Fastnachtsdienstag ein groteskes Spiel statt, dessen Höhepunkt die Verurteilung und die Enthauptung des Todes ist. Zu Beginn der Inszenierung wird der Tod, dargestellt von einem als Skelett maskierten Akteur, auf der Straße aufgegriffen, gefangen genommen und vor ein Tribunal geschleppt. Dieses ist auf einer kleinen Bühne unter freiem Himmel auf dem Marktplatz (Ring) errichtet. Vor einer großen Menschenmenge, die sich auf dem Platz versammelt hat, nehmen der Bürgermeister, die Richter und die Schöffen ihre Sitze ein. Zu ihren Füßen wird der gefesselte Tod von den Gerichtsdienern in Schach gehalten, während im Hintergrund der Henker bereit steht.

Nach dem Verlesen einer langen, gereimten Anklage gegen den Tod und nach dem ebenfalls in Reimen vorgetragenen Urteilsspruch wird der Tod vom Henker auf die Bühne gezerrt und vor den Augen der Menge mit einem Holzschwert enthauptet. Den geköpften Tod tansportiert man anschließend auf einem von Pferden gezogenen Leiterwagen ab. Es formiert sich ein Leichenzug mit dem Henker an der Spitze und einigen Teufelchen, die gleich hinter dem Wagen hergehen. Dem paradoxen Zug, der sich langsam in Bewegung setzt, folgt die gesamte Zuschauermenge samt der Feuerwehrkapelle, die dem Toten mit einem fröhlich klingenden Marsch das letzte Geleit gibt.

Vor der Pfarrkirche hält der Zug an. An der Kirchentür wartet bereits der Pfarrer, der übrigens kein Fastnachtsdarsteller, sondern der wirkliche Amtsinhaber ist. Auf Bitten des Bürgermeisters erteilt er durch Unterzeichnung eines ihm vorgelegten Dokuments die Erlaubnis für die Beerdigung des Todes auf dem Pfarrfriedhof.

Anschließend bewegt sich der Leichenzug von der Kirche aus um das Dorf herum. Nach der Ankunft im Feuerwehrhaus endet das Schauspiel. Anschließend findet der Fastnachtstanz statt.
Die Spielrollen sind sehr begehrt. Einige davon werden in Jedlinsk in den Familien von Generation zu Generation weiter vererbt.

Geschichte: Am 22. Februar (Aschermittwoch) des Jahres 1860 veröffentlichte der damalige Pfarrer in der Zeitung "Gazeta Codzienna" folgenden Bericht über den Brauch, wodurch dieser allgemein bekannt wurde. Es ist die erste gedruckte Schilderung des Brauches:
"Am Fastnachtsdienstag wird ein Mann als Tod verkleidet. Er trägt ein großes schwarzes Tuch um den Körper, auf den Kopf stellen sie ihm einen Topf mit Asche, unter dem Arm trägt er eine Katze, die die Seele des Todes darstellt. Ist der Verbrecher gefasst, wird er mit Schnüren zusammengebunden und sie führen ihn auf den Martktplatz zum Stadtgericht. Das Gericht besteht aus dem Bürgermeister, Vizebürgermeister, aus dem Schulthes (Ortsvorsteher) und Schöffen. Der Ankläger und die Dorfbewohner tragen ihre Anschuldigungen vor: sie beschuldigen den Tod, dass er seine Sense in Tocznem (die Weiden vor dem Ort) verloren hat und auf einem gerodeten Damm eingeschlafen ist. Nachdem sie ihm den Prozess gemacht haben, verkünden sie das Urteil und unterschreiben dieses mit einem Kohlestift. Nach der Ausgabe des Urteils führen sie den Tod auf ein Podest und rufen den Henker. Er nimmt das Schwert aus der Scheide heraus und spricht zum anwesenden Volk. Nach der Beendigung der Ansprache schlägt er mit dem Schwert auf einen Aschetopf auf dem Kopf der Leiche des Todes. Die Leiche fällt um und der Topf zerbricht, so dass die Asche anstelle eines blutenden Kopfes auf das Podest fällt. Die losgelassene Katze, Symbol für die Seele des Todes, reißt aus und verschwindet. Das ganze Volk der Stadt, welches bei der Exekution dabei ist, brüllt, schreit und lacht während der Hinrichtung. Dann wird der Leichnam des Todes auf den Schlitten gelegt und durch die Stadt gefahren. Dabei werden Spenden für die Beerdigung gesammelt. Zum Schluss gehen sie ins Wirtshaus und werfen die Leiche des Todes dort auf den Boden. Hier stellt ein kleiner Junge, der in weiß gekleidet ist, einen Engel dar. Er warnt, dass, obwohl sie den Tod enthauptet haben, er sie doch alle von der Welt schaffen werde. Der Tod zieht dann seine Kleidung aus und beendet das Schauspiel zusammen mit den versammelten Männern beim Trinken von Schnaps und Bier."

Auf polnischem Gebiet gab es vorher und nachher keine so deutlich theatralisierten karnevalesken Praktiken, die nach dem oben beschriebenen Szenario verlaufen sind, mit umfangreichen Texten, individuellen Rollen und dazu noch bei aktiver Teilnahme der Mehrheit der Einwohner. Dazu wurde die Inszenierung seit dem Beginn der 90er Jahre im Gegensatz zu anderen Brächen haupsächlich in Zentralpolen ausgebaut und hat nichts an Authentizität, Engagement der Teilnehmer und Ausdruckskraft verloren. Es ist auch im heutigen Polen das einzige in dieser Art ausgeübte Fastnachtschauspiel. In anderen Orten werden die Schauspiele gegenwärtig durch die Dorftheater bei verschiedensten Anlässen ausserhalb der Fastnachzeit gespielt. Der zitierte Pfarrer hat zu dem Schauspiel neue Texte geschrieben und ungewollt dadurch die Herkunft und die ursprüngliche Form verwischt. Er hat eine Interpetationshypothese aufgestellt, die nach wie vor akzeptiert ist. Für ihre Richtigkeit gibt es aber keine Beweise.
Von ihm 1870 wurde auch die Genese des Schauspiels erklärt:
"Als ich von der Enthauptung des Todes gehört habe, habe ich gedacht, dass dies ein Relikt der heidnischen Zeit ist. Aber nach näherer Untersuchung war ich überzeugt, dass dem nicht so ist. Es handelt sich um eine Erinnerung an die blutigen Exekutionen in den Zeiten, als in Jedlińsko Verbrecher enthauptet wurden. Davon berichten die Kirchenakten. Nach damals geltendem Recht konnte man geschnappte Verbrecher enthauptet. So wurde im Jahr 1778 am 9. Januar Laurentius Scilowicz, Soldat, wegen der Ermordung eines Landstreichers enthauptet. Am 16. Januar desselben Jahres wurde Urban Kowalczyk aus dem Dorf Lisowa hingerichtet. Er wurde vom Dorfgericht, bestätigt durch den Gutsherren, verurteilt. Als das Gesetz mit der Zeit immer seltener angewandt wurde, blieb als Andenken, dass in Jedlińsko am Fastnachtsdienstag anstelle der Verbrecher der Tod enthauptet wird. Denn man meint, dieser sei der größte Verbrecher."

Es ist ungewiss, seit wann dieses Schauspiel existiert. Der zitierte Pfarrer wurde 1839 eingesetzt und zu dieser Zeit fand das Schauspiel bereits statt. Wenn man annimmt, dass der Brauch auf die Exektuionen zurückgeht, könnte er seinen Anfang 1778 genommen haben, als in der Stadt die letzte Exekution stattfand.

Referenzen

Wojciech Dudzik: Kanawały w kulturze. Warszawa 2005. S. 143-151.