Sommer-/Winterspiel
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03.03.2024 (3. Fastensonntag = Oculi)Nächstes Jahr
24.03.2025 (Montag nach Sonntag Oculi)Turnus
jährlich
Festausübung
aktuell
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Beschreibung
Bereits einige Tage vor Oculi organisieren die Schulbuben Materialien für das Spiel und deponieren sie dort, wo das Spiel beginnt. Der Sammelpunkt wird alljährlich gewechselt. Aus langen, zotteligen Girlanden des Bärlapps flechten die Buben fingerdicke Seile. Diese wickeln sie dem den "Sommer" darstellenden Jungen ab den Knöcheln bis zu den Hüften und ab den Handgelenken bis zu den Schultern um den Leib. Die so übereinander geschichteten Lagen werden mit Gartenbindeschnur fest verflochten. Über den Kopf wird ihm eine aus Langstroh gefertigte Strohhaube gestülpt. Diese hängt bis zu den Knien herunter und wird um die Hüften mit einem Band gerafft. Das Fertigen der Strohhaube erfordert viel Geschick. Ein Eisenreif wird über ein Langstrohbund gestülpt, die oberen kurzen Enden nach außen, etwas hochstehend, um den Reif gewickelt, das Ganze dann auf den Kopf gestellt und die langen Strohenden ebenfalls nach außen um den Reif geknickt und mit einer Kordel vernäht. Meistens wurde die Haube von einem älteren Mann gemacht. In die Haube ist ein 30-40 Zentimeter hohes Kiefern- oder Fichtenbäumchen gesteckt, welches mit roten, blauen, grünen Bändern verziert ist. Mit gleicher Bindetechnik wird der Winter in Stroh gekleidet, nur ist sein Strohkleid, seine Haube, sein Bäumchen mit weißen und gelben Bändchen geschmückt. Kleinere Buben führen die beiden Jahreszeitengestalten, weil ihnen die Hauben die Sicht nehmen. "Sommer" und "Winter" werden von zwei Flatschen begleitet; das sind drei bis vier Meter hohe, bis dicht vor dem Gipfel abgeastete und entrindete Kiefernbäumchen, die entsprechend der zugeordneten Jahreszeitengestalt mit dem gleichen Bänderschmuck verziert sind. Vor den Häusern werden dem "Sommer" und dem "Winter" die entsprechenden Flatschen in die Hand gegeben. Die zwei ältesten Schulbuben tragen den geschmückten und mit Häcksel ausgepolsterten Eierkorb. Sie dürfen nie als Sommer und Winter eingebunden werden. Nach dem Nachmittagsgottesdienst gegen 15 Uhr ziehen die beiden Gestalten im Gefolge der männlichen Schuljugend von Haus zu Haus. Die Mädchen versuchen den Zug zu stören. Die Flatschenträger haben die Störenfriede abzuwehren. Wegen des hohen Kopfputzes und der Flatschen können Sommer und Winter nicht in die Häuser eintreten. So singt die Begleitschar vor jedem Haus:
"Midde in de Faschde / da leeren die Bauern die Kaschte,
und wenn die Bauern die Kaschte leern / so gait's ä gudi Äern (Ernte)
He, he Äern (Eier) raus! / De Summer und de Winter sinn daus!"
Von der Hausfrau bekommen sie dann eine Eierspende oder eine Geldspende. Nach dem Umzug erfolgt die Verteilung der Eier nach festgelegtem und tradiertem Verteilerschlüssel. "Summer" und "Winter", die Flatschen- und die Korbträger erhalten je ein Ei im voraus. Die Schulanfänger werden je mit drei Eiern abgetan. Jeder Erstkläßler erhält vier Eier, jeder Zweitkläßler ein Ei mehr, ebenso die Drittkläßler entsprechend eins mehr, jeder Viertkläßler jedoch zwei mehr. Ab dem 5. Schuljahr wird gezogen in der Reihenfolge: mir eins, dir eins, bis die Eier verteilt sind. Montags nach Oculi kommen die Buben auf einer Dorfwiese zusammen. Jetzt werden das Sommer- und Winterkleid und die Haubenbäumchen verbannt. Die Strohhauben, wenn sie noch zu gebrauchen sind, wechseln den Besitzer.