Streetparade

Zürich

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Schweiz / Suisse / Svizzera - Switzerland

Turnus

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Festausübung

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Geografie

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Ort

Zürich

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Region

Zürich

Staat

Schweiz / Suisse / Svizzera - Switzerland

Beschreibung


Die Streetparade Zürich ist eine Techno-Parade, vergleichbar mit der Love Parade in Berlin. Techno-Paraden sind karnevalesk anmutende Umzüge tanzender Menschen. Diese werden von so genannten "Lovemobiles" begleitet, d.h. mit Musikanlagen ausgestattete LKWs von denen Techno- und House-Musik erklingt, zu welcher sich die am Umzug teilnehmenden Personen tanzend bewegen.
Die Streetparade Zürich ist das größte, jährlich wiederkehrende Event der Stadt Zürich und zudem mittlerweile die größte Techno-Party der Welt. Sie findet immer an einem Samstagnachmittag Anfang August, meist dem 2. Samstag des Monats, statt.

Zürich gilt als ein Zentrum der Szene des Techno-Musikstils. Die Streetparade ist eine politische Demonstration, mit der die szenenübergreifenden Anliegen nach gegenseitiger Liebe und für Frieden, Freiheit, Großzügigkeit und Toleranz in die Öffentlichkeit getragen werden sollen. Sie hat den Charakter eines Volksfestes und ist ein von der breiten Öffentlichkeit akzeptiertes und toleriertes Fest im Jahreskreislauf der Stadt Zürich.

Da die Streetparade als ein Straßenumzug unter freiem Himmel stattfindet, ist die Zahl der Teilnehmenden sehr wetterabhängig. Die Zahl pendelt zwischen 650.000 und über einer Million der als Raver bezeichneten Techno- und Househörenden.

Die Route der Streetparade führt traditionell am Seebecken des Zürichsees entlang, wobei der genaue Ausgangs- und der Endpunkt von Jahr zu Jahr wechseln kann. In der Regel begleiten mehrere Dutzend Lovemobiles die tanzende Menge auf der über zwei Kilometer langen Strecke vom Enge-Quartier bis zum Seefeld-Quartier. Dabei wird immer der Uto-Quai und der Mythen-Quai in die Stecke mit einbezogen. Am Endpunkt der Parade gibt es dann eine große Abschlussparty, auf welcher die bekanntesten Diskjockeys der Techno- und Houseszene ihre Musik auflegen.

Begleitet wird die Streetparade von vielen kommerziellen Technoveranstaltungen. Diese beginnen bereits in den Wochen vor der Streetparade. Nach dem Umzug haben die Teilnehmenden die Möglichkeit, an so genannten "After-Hour-Partys" teilzunehmen. Diese Partys dauern in der Regel ununterbrochen den ganzen Abend und die Nacht bis in die Mittagsstunden des darauf folgenden Sonntags an. Des Weiteren gibt es während der Wochen vor und nach der Streetparade einen Radiosender, das Radio Streetparade, in welchem ausschließlich Techno- und Housemusik erklingt und die Szene über die Veranstaltungen sowie über prominente Diskjockeys und deren neueste Musik informiert wird.

Die Techno- und Houseszene kennzeichnet sich dadurch, dass sie nicht an bestimmte regionale Bräuche und Traditionen anknüpft sondern sich als eine internationale Gemeinschaft versteht. Der Tanz zur elektronisch erzeugten House- und Technomusik ist das verbindende soziale Element. Diese Musikstile werden durch den klopfenden Rhythmus der Bassdrum (die sogenannte "kicking bassline") bestimmt, was die Musik für den Außenstehenden monoton erklingen lässt.

Die sogenannte ravende Gesellschaft, die sich in Zürich zur Streetparade trifft, versteht sich als eine große Gemeinschaft bei der soziale Unterschiede oder beispielsweise das Alter keine Rolle spielen. Auch gibt es keine Vorschriften und Regeln des Tanzens. Die vor allem Jugendlichen und jung erwachsenen Raver werden durch die Musik fasziniert und zu ekstatischem Tanz mobilisiert. Der Tanz ist dabei kein akrobatischer, sondern ein Marathon- und Ausdauertanz. Das Tanzen erzeugt eine Situ-tion, in der der einzelne Mensch in der tanzenden Masse aufzugehen scheint und die Menschenmenge von einem allgemeinen Rhythmus getragen wird. So lässt sich das Techno-Event als ein außeralltäglicher Raum verstehen, in welchem die Sehnsucht nach einer gleich gesinnten Gemeinschaft ausgedrückt wird.
Die Streetparade in Zürich hat damit auch die karnevalsgleiche Funktion einer kurzzeitigen Gegenwelt, in der Alltagshoffnungen fei ausgelebt werden können.

Die Kleidung der Teilnehmenden ist an das Ereignis angepasst. Die meist minimalistische Kleidung ist den sommerlich-warmen Temperaturen und dem stundenlangen Tanz in der Menschenmenge angepasst. Dabei sind die Teilnehmenden individuell gekleidet, es gibt auch Maskierungen und nackte Körperbemalung. Bei der Kleidung werden artifizielle und technisch erzeugte Materialien bevorzugt. Viele Raverinnen und Raver haben gefärbte Haare und auffällige Stilisierungen wie etwa Piercings.

Im Mittelpunkt steht der Spaßfaktor des gemeinsamen Feierns. Dabei werden die körperlichen Kräfte bis zur Erschöpfung ausgereizt. Aus aller Welt reisen Raverinnen und Raver zu diesem Großereignis nach Zürich an und die unterschiedlichen Richtungen innerhalb des Techno und House treffen aufeinander.

Die Züricher Streetparade gilt als eine der sichersten Großveranstaltungen der Welt. So darf entlang der Route kein Alkohol verkauft werden. Dennoch ist die Streetparade für Ordnungshüter und Sanitäter immer mit einem Großeinsatz verbunden. In der Techno- und Houseszene ist der Missbrauch von aufputschenden Drogen wie Ecstasy weit verbreitet, diese steigern die Durchhalte- und Ausdauerfähigkeit im Tanz. Die Organisatoren reagieren darauf mit Informationsständen und dem Einsatz von Streetworkern, um die Teilnehmenden über die gesundheitlichen Risiken des Drogenmissbrauchs aufzuklären.

Organisiert und veranstaltet wird die Streetparade vom Verein "Street Parade Zürich". Dieser richtet nicht nur den Umzug aus, sondern sorgt auch für die Einbettung in das Rahmenprogramm und die jährliche Mottowahl. Zudem gibt er immer eine offizielle CD mit der Musik der bekanntesten Diskjockeys, welche auf der Streetparade auftreten, heraus. Ihm obliegt auch die Reinigung der Straßen vom anfallenden Müll nach dem Ende des Events.

Geschichte:
Die Streetparade in Zürich gibt es seit 1992. Es handelt sich um eine relativ junge Form öffentlichen Feierns. Die Initiatoren der Streetparade wurden von der Loveparade in Berlin inspiriert. Es ist das öffentliche Feiern und sich selbst inszenieren einer modernen Musikkultur, der Techno- und Housemusik. Die regionale Verortung in Zürich spielt dabei weniger eine Rolle als die gesellschaftliche Gruppe, die dieses Ereignis ausführt. Die international und multikulturell ausgerichteten Technobewegung führte Hetero- und Homosexuelle zu gemeinsamen Feiern zusammen, wobei gerade die Schwulen einen großen Anteil an der Verbreitung eines körperbewussten Tanzstiles hatten. Im gemeinsamen Spaß an der Bewegung und einem körperbetonten Lebensgefühl und Selbstbewusstsein verschwanden die sozialen Abgrenzungen. Der Demonstrationscharakter der Streetparade Zürich drückt der Wunsch nach einem friedlichen Zusammenleben aller Menschen aus. Mit der Form der öffentlichen Parade artikuliert sich seit dem Ende der 1980er und den beginnenden 1990 Jahren eine Jugendkultur gegenüber einer breiten Öffentlichkeit.

Die Streetparade Zürich begann 1992 als Straßenfest einer kleinen Szene von 2000 Personen und ist im Laufe der 1990er Jahre zu einem breiten gesellschaftlichen Event mit Volksfestcharakter angewachsen. Auf der zehnten Streetparade 2001 waren es dann über eine Million Teilnehmer. Damit hatte die Streetparade in Zürich die Loveparade an der Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer überflügelt. Viele kommen extra hierfür aus dem Ausland angereist. Die Medien reagieren darauf mit einem breiten Echo aus Berichterstattungen und Sondersendungen. Damit ist die Streetparade für die Stadt Zürich zu einem wichtigen Imageträger und bedeutenden Wirtschaftsfaktor geworden.

Referenzen

Margit Thüler [Red.]: Feste im Alpenraum : Schweiz, Österreich, Deutschland, Italien, Frankreich. S. 279-287.