Szüreti bál / Weinlesefest

Lunca de Mijloc

Gyimes

Harghita

Romania - Romania

Turnus

jährlich

Festausübung

N
erloschen

Geografie

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von maps.google.de zu laden.

Inhalt laden

Ort

Lunca de Mijloc

Kreis

Gyimes

Region

Harghita

Staat

Romania - Romania

Beschreibung


Das Weinlesefest der Csángó-Ungarn in Lunca de Mijloc/Gyimesközéplok war ein Herbstfest, das bis 2004 gefeiert wurde. Es wurde jedes Jahr an einem Samstag Anfang Oktober im Kulturzentrum gefeiert.

In Lunca de Mijloc/Gyimesközéplok gibt es gleich drei Kulturzentren: "Megálló" ("Haltestelle"), "Központ" ("Zentrum") und "Hidegség" ("Kälte"), in denen zu unterschiedlichen Terminen das Weinlesefest gefeiert wurde.
Ziel des Festes war, außer der Freude an der erfolgreich abgeschlossenen Arbeit, die Weihe der Burschen im musterungsfähigen Alter zum Mann. Diese gleichaltrigen Burschen organisierten das ganze Fest selbst. Sie waren die so genannten "Wächterburschen"; die Mädchen, die sie als Partnerin für das Fest einluden, waren die "Wächtermädchen". Die Mädchen halfen bei der Organisation mit und waren für das Essen zuständig.

Ablauf:
Auf Initiative einer der Organisatoren hin versammelten sich die Wächterburschen an einem Oktoberabend im Kulturhaus. Zuerst losten sie einen "Wächterrichter" zwischen vier bis fünf ausgewählten Jungen aus. Von da an war er der Hauptorganisator. Sie luden die Wächtermädchen ein und verteilten die Aufgaben. Die Gruppe kam vor dem Fest noch öfters zusammen und hatte in den Wochen vor dem Fest reichlich zu tun.
Der Wächterrichter engagierte mit einem seinen Kameraden die Musiker. Die Band bestand aus dem Geiger, dem Klarinettisten, dem Saxophonisten und dem Trommler mit dazugehörender Technik. Es wurde auch elektronische Musik gespielt.
Die mit dem Einkauf beauftragten Wächter kauften etwa 60-80 Kilogramm Trauben, Wein in 20- bis 30-Liter-Kunststoffbehältern und etwa 3-4 Liter Pálinka (ein ungarischer Schnaps), den sie in der Region Moldau kauften, denn dort konnte er günstiger erworben werden.
Die Mädchen backten Kuchen und bereiteten einige Häppchen vor. Das Geld für das Fest legten die Wächterburschen aus, ca. 3-5 Leu (1 ¿ = 3,3839 Leu [RON]) (30.000-50.000 Lei), die dann von den Einnahmen wieder eingeflossen sind. Wenn ein Gewinn erzielt wurde, so wurde er unter den Jungen gerecht verteilt. Die Wächterburschen schrieben zeitig die Einladungen, die sie dann überall im Ort, aber auch in den Nachbarorten ausplakatierten.

Einen Tag vor dem Fest begannen die Wächtermädchen mit dem Ausschmücken des Saales im Kulturzentrum mit Tannenzweigen und Krepppapier und fertigten gemeinsam die drei Traubenkränze an. Zwei der Kränze waren kleiner und es wird nur je eine Flasche Wein hineingelegt. In der Mitte des größten Kranzes wurde ein "Kalács" - süßes Brot nach ungarischer Art - und eine Flasche Pálinka (ungarischer Schnaps) befestigt. Die Kränze wurden dann in der Mitte des Saales so weit oben wie möglich aufgehängt. Wenn die Vorbereitungen im Saal fertig waren, wurde das Kulturhaus abgeschlossen oder ein Wächter beauftragt, den Saal im Auge zu behalten. Die Burschen mieteten zwei bis drei Zweiergespanne mit je einem langen Wagen. Die Pferde und die Wägen wurden mit buntem Krepppapier, Stoffbändern und Herbstblumen geschmückt. Auf die Sitzbänke im Wagen wurden schöne gewebte Stoffe gelegt. Die Wächterbuben liehen sich je ein Pferd aus, wofür sie nach dem Fest mit zwei Tagen Arbeit oder mit Geld bezahlen mussten. Die Tiere wurden ebenfalls prächtig mit Blumen verziert und ihr Schwanz wurde geflochten. Die Pferde wurden mit gewebten Stoffen bedeckt und gesattelt.

Am Tag des Festes besuchten die Wächtermädchen und -burschen morgens gemeinsam einen Gottesdienst. Danach versammelten sie sich in ihren festlichen Csángó-Trachten vor dem Kulturzentrum, wo schon viele - Mütter, Väter, Verwandte, Bekannte und viele Neugierige - auf sie gewartet hatten. Die Burschen kamen geritten. Für manche war es die erste Gelegenheit, auf einem Pferd zu reiten, so übten sie schon vor dem Fest. Die Mädchen setzten sich auf die Wägen. So ritten bzw. fuhren um 11 Uhr die Wächter durch den Ort und durch die Nachbarorte, um die Leute auf das Fest aufmerksam zu machen. Vorneweg ritt der Wächterrichter, hinter ihm die anderen Wächterburschen in Dreier- oder Viererreihen. Quer um ihren Körper über die Schulter banden sie ein rotes Band. Nach ihnen folgten die Wägen mit den Mädchen und den Musikern. Sie spielten während des Umzuges bekannte Lieder, Volkslieder und die Wächterburschen und -mädchen sangen dazu. Bei den Burschen und auch bei den Mädchen im Wagen war je eine Flasche Wein dabei, woraus sie tranken und dabei die Zuschauer begrüßten. Das Ziel des prächtigen Umzuges war, die Leute zum Feiern aufzurufen. Während des Umzuges machten sie ab und zu Pausen, um die Pferde weiden zu lassen. Hier wurde dann auch getanzt, denn die Musiker waren ja dabei. Gegen 15-16 Uhr kamen sie zurück zum Kulturzentrum, wo sich schon viele Leute versammelt hatten. Die Pferde wurden den Besitzern zurückgegeben und die Wächter gingen nach Hause, um sich für die Feier umzuziehen, denn die Trachten waren schwer und unbequem zum Tanzen.

Am Abend trafen sie sich erneut, aßen von den Speisen, die die Mädchen mitgebracht hatten, tranken ein paar Gläser Pálinka und besetzten dann ihre Plätze und hüteten die Ordnung und die Trauben, denn sie waren ja die Wächter. Das abendliche Fest wurde durch den Tanz der Wächterpaare eröffnet. Beim ersten Tanz tanzten nur sie. Es wurde auch angesagt: "Der nächste Tanz gehört den Wächtern!" An der Tür standen zwei Burschen, die das Geld für den Eintritt sammelten. Bei den letzten Festen kamen überwiegend junge Leute und nur wenige von der älteren Generation. Es wurde neben Csárdás, Walzer und Tango überwiegend Discomusik und elektrische Musik gespielt. Während des Fests versuchten einige, von den Trauben zu stehlen. Es war nicht leicht, denn die Wächter waren wachsam. Wenn der Räuber erwischt wurde, wurde er zum Wächterrichter gezerrt, der vor Ort die angemessene Strafe festlegte. Für zwei Traubenstängel musste man 1 Leu (10.000 Lei) bezahlen. Um Mitternacht herum wurden die Traubenkränze mit Hilfe des Wächterrichters und seiner Freundin versteigert. Die zwei kleinen Kränze wurden nur ausgelost. Die Lose konnte man während des Festes kaufen. Der große Kranz wurde versteigert und wer das Meiste bot, bekam den Kranz. Der Preis lag bei etwa 10 Leu (100.000 Lei). Nach der Versteigerung tanzten die Wächter noch einmal alleine und dann ging die Party bis frühmorgens weiter.

Das Weinlesefest endete damit, dass die Wächterburschen und -mädchen sich am nächsten Tag wieder versammelten und jeder bekam sein für das Fest ausgegebenes Geld zurück. Wenn es Gewinne gab, so wurden sie jetzt gerecht verteilt. Auch bei dieser Zusammenkunft wurde gegessen, getrunken und getanzt, denn ein Musiker findet sich immer bei solchen Gelegenheiten.

Geschichte:
Seit Ende der 1950er Jahre bis zum Jahre 2004 wurde das Weinlesefest in Gyimes gefeiert. Nur Anfang der 1980er Jahre gab es einen kurzzeitigen Bruch, denn das Feiern dieses Festes wurde damals nicht erlaubt. Der Brauch wurde aus Csíksomlyó übernommen und diese hatten ihn aus Gegenden mitgebracht, wo es Weintrauben gab. In Gyimes und Csiksomlyó gibt es nur das Weinlesefest, aber keinen Weinbau.
Das Fest war nur in den letzten Jahrzehnten ein Fest der Jugend. Früher kamen zum Ball auch Ehepaare, die Eltern der Wächter and sogar die ältere Generation schaute beim Fest zu. Die Kinder mussten damals keinen Eintritt bezahlen, denn sie wurden zeitig mit den Worten nach Hause geschickt: "Dieses Lied ist für die Kinder, dann gehen sie nach Hause!".
In den 1960er Jahren war auch die Musik noch anders. Es spielten die Mitglieder der Gyimeser Musikerdynastien - Pulika, Halmágyi, Zerkula - die Geige und ihre Frauen das Gordon. Es spielte immer nur ein Paar alleine. Dementsprechend war auch die Tanzordnung anders. Man tanzte mehr als 30 verschiedene Tänze. Unter anderem den langsamen und schnellen Ungarischen (lassú és sebes magyaros), den Schlürfenden (csoszogtató), den Deutschen (németes), die Kleinen (aprók), die Bübischen (legényesek) und die Hejsas (hejszák). Ab den 1970er Jahren hat die Jugend eine andere Musik verlangt, die oben bereits geschildert wurde.

Referenzen

Tankó Gyula: Szószentelés, járműszentelés és egyéb ünnepi alkalmak Gyimesben. In: Honismeret, 32. évfolyam, 2004/5, 79-83 (Gyula Tankó: Wortweihe, Fahrzeugweihe und andere feierliche Gelegenheiten in Gyimes. In: Honismeret, Band 32, 2004/05, S. 79-83.)