Tänzelfest

Kaufbeuren

Kaufbeuren

Bayern

Deutschland - Germany

Turnus

jährlich

Festausübung

N
aktuell

Geografie

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Ort

Kaufbeuren

Kreis

Kaufbeuren

Region

Bayern

Staat

Deutschland - Germany

Beschreibung


"Auch in Kaufbeuren gab es ein Dänzelfest, über dessen Ursprung man indes nichts Sicheres weiß, als dass es ein Schulkinderfest schon früh gewesen sein muss. Urkundlich wird es 1567 als üblicher Dänzeltag der Schulkinder bezeichnet. An dem öffentlichen Umzuge mit Trommeln und Fahnen des Vormittags erschienen die Knaben in militärischen, die Mädchen in verschiedenartigen anderen Kostümen und zogen nachmittags in das Hölzchen. Das Fest dauerte drei Tage." (Birlinger nach Mein Augsb. Wb. S. 309 ff) Am Tänzelfest-Sonntag - das Fest findet Mitte Juli statt - läuft der Vormittag folgendermaßen ab (Programm 1996): 7 Uhr: Weckruf: Tänzelfest-Knabenkapelle und Fanfarenzüge in der Innenstadt 9 Uhr: Evangelischer Gottesdienst in der Dreifaltigkeitskirche 10 Uhr: Katholischer Gottesdienst in der St. Martinskirche, Totenehrung auf dem städtischen Friedhof; Standkonzert der Stadtkapelle Kaufbeuren vor dem Rathaus; Wochenmarkt der Marktgruppe; Marktmusik; Schwedenlager; Münzwerkstätte; Häfelesmarkt, Bäckerei, Metzgerei, Brauerei und Weberei am Hafenmarkt 11 Uhr: Fahnenschwingen vor dem Rathaus 13.30 Uhr: Einzug Kaiser Maximilians mit Gefolge; Empfang des Kaisers vor dem Rathaus; Krönung des Bubenschützenkönigs und Stiftung des Tänzelfestes. Dann beginnt der Umzug durch die Stadt, bei dem 1996 1600 Kinder, zahlreiche Musikgruppen, 31 Festwagen und 120 Pferde teilnahmen. Der Festzug besteht aus folgenden Gruppen: - Frühzeit der Stadt, 9.- 12. Jh.: Berittene Fanfarengruppe, Fränkische Krieger; Guido Glado a Villa, Anna vom Hof, Schwestern des Klosters Meierhof - Hochmittelalter, 13. Jh.: Gotische Blumenmädchen, Edeldamen, Trommler und Fanfarenbläser, Kettenpanzer - Konradin, König von Jerusalem und beider Sizilien, Herzog von Schwaben mit Gefolge: Eberhard, Bischof von Konstanz; Herzog Ludwig von Bayern mit großem Gefolge; Volkmar von Kemnath, Marquard von Kemnath, etc. - Kaufbeurer Wochenmarkt um 1286 und Gauklergruppe - Renaissance, 16. Jh.: Gesamte Einzugsgruppe Kaiser Maximilian I, Bürgermeister und Rat der Freien Reichsstadt Kaufbeuren, Herrenzunft, Daniel Hopfer (Kaufbeurer Radierer 1470-1536) mit Familie und Gesellen, Kaufbeurer Münzgruppe - Jagdzug aus dem 16. Jh.: Musikgruppe, Damen und Herren zu Pferd, Falkner, Meutenführer, Jäger und Treiber, Beutewagen - Die Kaufbeurer Zünfte: Bürgerkinder, Weberzunft mit Festwagen, Brauerzunft mit Festwagen, Bäckerzunft, Gerberzunft mit Festwagen, Metzgerzunft, Schmiedezunft mit Festwagen - Armbrust- und Bogenschützen, Fahnenschwinger mit Wappenfahnen, Landsknechte des Schwäbischen Bundes - 17./18. Jh. Barock: kaiserliche Fußtruppen, General von Horn, Offiziere, schwedische Landsknechte und Büchsenschützen, Bürgermädchen, Bürgerfähnriche, Bürgerpaare aus dem 17. Jh., Salzburger Exulanten, Maurerzunft mit Cosmaskirche - 18. Jh. Rokoko: Bauernpaare aus dem 18. Jh. mit Festwagen, Bürgerliche Hochzeit - 19. Jh., Fähnriche in Offiziersuniform, Pioniere, Trommlerkorps und Tänzelfest-Knabenkapelle; Bürgerwehrkompanie, Kemptner-Tor-Wagen, Biedermeier-Gruppe, historische Postkutschen - Schlossgruppe: "Guldigs Kaufbeure": Pagen mit Modellen von markanten historischen Bauwerken der Stadt, Buronia-Wagen. Nach dem Umzug werden auf dem Tanzplatz in der Wertachschleife Zunfttänze und Reigen aufgeführt. Um 21.30 Uhr findet vor dem Rathaus der große Zapfenstreich der Tänzelfest-Kapelle statt. Der Ursprung des Festes liegt im Dunkeln. Die Entstehung des Festes wird auf einen Besuch Kaiser Maximilians am Fronleichnamstag 1497 zurükgeführt. Aus Anlass des Adlerschießens soll der Kaiser an diesem Tag den "Buobenschützen" einen Preis gestiftet haben. Doch exisitiert keine Urkunde aus dieser Zeit, die diese Stiftungstheorie belegen könnte. Schon 1567 wird das Fest urkundlich erwähnt und, von Kriegszeiten abgesehen, hat es Jahrhunderte überdauert. Vom Fest der evangelischen Schulkinder wurde es zum Fest aller Kinder der Stadt. Zu Anfang des 19. Jahrhunderts trat eine Historisierung des Festes ein. 1925 wurde die Gestalt des Hohenstauferkönigs Konradin eingeführt und gegen Ende der 50er-Jahre wurde Kaiser Maximilian mehr in den Vordergrund des Festes gerückt. Im Laufe der Zeit kamen neue Gruppen hinzu, alte Gruppen bekamen neue Kostüme, und auch die Veranstaltungen um den Umzug herum nahmen zu. Seit 1990 gibt es an zwei Abenden ein Lagerleben in der Altstadt. Seit wenigen Jahren wirken auch Gruppen der Partnerstädte Ferrara und Szombathely am Fest mit. Die Kaufbeurerin Wilhelmine Jäger (1904-1991) erinnerte sich: "Zum Tänzelfest gab es bachene Bohne, ich besitze noch das Originalrezept eines Konditors, Kaufbeurer Leckerle und Küchle, die auch in Hohbachs Bude im Hölzle zu kaufen waren. Viermal machte ich beim Tänzelfest mit. Die Kostüme mussten wir selber kaufen. Mädchen gingen in Trachten, ich war als Mädchen vom Hunsrück gekleidet, als ich herausgewachsen war, zog ich als Günztalerin im Festzug mit. Buben gingen als Landsknechte, Soldaten und Pioniere. Eine Kanone war auch dabei. Das Fest war bis zum Weltkrieg nur für Evangelische. Eine besondere Ehre war es, wenn der Fähnrich (zwei gab es) mit einem tanzte. Von 7 - 10 Uhr fand mit dem ganzen Zug Fahnenschwingen statt. Das war z.T. recht anstrengend. Dazu nahm man ein Körbchen mit, das nachher mit Geschenken, Gebäck und Bonbons vollgefüllt war. Fahnenschwingen war fast vor jedem Haus. Die Kinder wurden von den Lehrern begleitet. Der Festzug fand am Montag und Dienstag statt, am Mittwoch war Tänzeltag der Alten."