Todaustragen

Rauenberg/Freudenberg

Main-Tauber

Baden-Württemberg

Deutschland - Germany

Dieses Jahr

10.03.2024 (4. Fastensonntag = Laetare = Rosensonntag)

Nächstes Jahr

30.03.2025 (4. Fastensonntag = Laetare = Rosensonntag)

Turnus

jährlich

Festausübung

N
aktuell

Allg. Festbeschreibung

Geografie

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Ort

Rauenberg/Freudenberg

Kreis

Main-Tauber

Region

Baden-Württemberg

Staat

Deutschland - Germany

Beschreibung


Am Sonntag Lätare, mitten in der Fastenzeit, tragen die Jugendlichen der achten bzw. neunten Klasse den "Langedoude" durch das Dorf. Hierbei rufen die Kinder:

"Dijod, dijod, der Summer is bald do,
heut is mitte in de Faschde,
do lägge die Bauern die Kaschde,
dijod, dijod, der Summer is bald do".

Die von den Jugendlichen in mühsamer Arbeit aus Stroh gefertigte, mit Zylinder, Stiefel und Pfeife versehene Puppe wird anschließend verbrannt. Danach erhalten die Kinder vom Heimat- und Kulturverein seit einigen Jahren Süßigkeiten.
Die Jugendlichen, die den "Langedoude" durch das Dorf getragen haben, ziehen anschließend von Haus zu Haus und fordern mit dem Ruf
"Eier raus, aus dem Haus, sounst künd de Rooz neis Hüngerhaus".
Vor Jahren noch (wie aus den älteren Berichten s. u. ersichtlich) wurde den Hausbesitzern dabei ein besonderes (heute nicht mehr wachsendes) Gewächs übergeben. Es sollte den Rooz (=Iltis), der als Eier- und Hühnerdieb galt, vom Hühnerstall fernhalten.

Eine andere Quelle beschreibt das Todaustragen folgendermaßen:

Zur Stunde des Umzugs kommen die Jungen und Mädchen vor der Scheune zusammen, wo die Strohpuppe versteckt ist. Der "Toudemo" trägt einen schwarzen Anzug, der über und über mit Papierrosen und Bändern, den "Flüderli" verziert ist. Diese Flüderli machen die Mädchen. Nach dem Angelusgebet ziehen sie durchs Dorf und rufen:

"Juche, Toudemo!
Heit es de Sommer do!
De Sommer is ä braver Mann
er hat ein schönes Höschen an.
Juche, Toudemo!
Heit es de Sommer do!"

Der Umzug zieht ohne Rast zum Dorf hinaus in Richtung Boxtal. Auf einer Wiese wird die Puppe entkleidet; die Kleider werden dem nächstjährigen Fertiger ausgehändigt. Das Stroh wird verbrannt. Im Anschluss an das Verbrennen sammelt eine Bubengruppe von Haus zu Haus Eier mit dem Spruch:

"Aier raus! Aier raus
Sunscht künnt de Ratz ins Hüngerhaus!"

Der Spenderin wird ein Büschel "Hüngerkraut" übergeben, welches um die Legenester gelegt wird. Gespendet werden nur Eier. Falls keine Eier vorhanden sind, wird auch Geld gegeben. Aus diesen Eiern backen die Entlassmädchen Eierkuchen, die bei einem gemütlichen Beisammensein verzehrt werden. Der Walter'sche Zettelkasten enthält einen Zettel aus dem Jahr 1928 ohne Nennung der Gewährsperson. Nach dieser Meldung geschieht das Spiel wie oben dargestellt, doch zeigt es weitere Punkte auf.
"Da aber einmal ein Bauer das Stroh des Toden nach Hause geführt hat, um es zu verfüttern, hat man das Stroh von da ab verbrannt. Das Vieh, das von dem Stroh gefressen hat, ist eingegangen."
Der Heischevers lautet nach dem Zettel ab der fünften Zeile: "Heut is mitten in der Faschte, do leern die Bauern die Kaschte, Jood, Jood, Jood!"

Nach Gernot Umminger bringen die Kinder nach dem Todaustragen zu jedem Haus ein Zweiglein Rosmarin und sagen: "Do heddr Hühnerkräudich, dass die Hühner gudd leeiche."

Referenzen

Gernot Umminger: Altüberliefertes lebendiges Brauchtum in unserer Heimat. In: Badische Heimat/ Mein Heimatland 49/1969. S. 11-31.