Todaustreiben

Radeberg

Kamenz

Sachsen

Deutschland - Germany

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Geografie

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Ort

Radeberg

Kreis

Kamenz

Region

Sachsen

Staat

Deutschland - Germany

Beschreibung

In der Lausitz, zuletzt wohl in Radeberg, war ehe dem Brauch, daß die gesamte Einwohnerschaft am Sonntag Lätare dem einstigen Totensonntag und Frühlingsanfang - nach der Nachmittagspredigt auf dem Markte einen großen Zug bildete. Voran gingen ein Knabe und ein Mädchen - Winter und Lenz -, und hinter ihnen trug man eine an einer langen Stange befestigte, phantastisch angeputzte Strohpuppe, die man draußen auf der "Totenwiese" zerriß und verbrannte oder ins Wasser warf. Das alles unter Sang und Klang. Beim Auszuge sangen sie: Nun treiben wir den Tod aus, Wir treiben ihn über Berg und Tal, Daß er nicht wiederkommen soll. Bei der Heimkehr: Nun trieben wir den Tod hinaus Und bringen den lieben Sommer wieder, Den Sommer und auch den Maien, Der Blümlein sind mancherleien. Zuletzt rannte die Jugend um die Wette - auch um die Wette schreiend -nach Hause. Wer der letzte wäre, müsse sterben, hieß es. So wurde immer mehr ein Gassenunfug daraus, bis man ihn im Jahre 1745, nachdem tatsächlich ein paar Kinder dabei ums Leben gekommen waren, verbot. (Kleinpaul, S.14) Eine Vergiftungskatastrophe ereignete sich 1745 beim Todaustreiben im Städtchen Redeberg unweit Dresden. Dort trieben am Sonntag Lätare neun Knaben nach vier Uhr nachmittags den Tod mit großem Geschrei aus. Alle neun hatten am gleichen Tage um 1 Uhr mittags als Singeknaben eine Leiche mit zu Grabe getragen, und so mögen sie mit der Durchführung ihres Planes in Verzug gekommen sein. Sie warfen den Tod an einer sumpfigen Stelle vor der Stadt in eine Grube. Dort zog einer der Knaben ein Kraut aus dem Boden, dessen Wurzel er für eine Möhre hielt. Er aß davon und gab auch seinen Freunden. Wer von der Wurzel äße, könne rascher laufen, meinte er. (...) (Sieber, S. 27f.)