Umzug der Pfingstländler

Somogydöröcske

Tabi

Somogy

Magyarország - Hungary

Dieses Jahr

19.05.2024 (Pfingstsonntag = 7. Sonntag nach Ostern)

Nächstes Jahr

08.06.2025 (Pfingstsonntag = 7. Sonntag nach Ostern)

Turnus

jährlich

Festausübung

N
erloschen

Allg. Festbeschreibung

Geografie

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von maps.google.de zu laden.

Inhalt laden

Ort

Somogydöröcske

Kreis

Tabi

Region

Somogy

Staat

Magyarország - Hungary

Beschreibung


"Pfingstländler" nannte man in Somogydöröcske/Dörötschke jene jungen Burschen, die am Pfingstsonntag von Haus zu Haus zogen und den Hausbewohnern einen Pfingstspruch vortrugen. Als Belohnung für ihren Dienst erhielten sie Eier oder etwas Geld. Ihr Umzug im damaligen Dörötschke, einem kleinen evangelischen deutschen Straßendorf im Komitat Somogy, das mit ungarischen Dörfern umgeben war, fand bis zum Zweiten Weltkrieg und der anschließenden Aussiedlung der Deutschen statt.

Ablauf:
Die Burschen - im Alter von 15-18 Jahren - wählten unter sich den Pfingstkönig aus. Er war schwarz gekleidet, sein Hut war mit dem rot-weiß-grünen ungarischen Nationalband und einem Strauß geschmückt. Er ritt an der Spitze des Zuges und hielt die ungarische Nationalfahne in der Hand.
Zu seiner Gefolgschaft gehörten etwa zehn Reiter, eine Hexe, ein Laubfrosch, ein Schweinehirt und ein Wasserbärbel. Die Reiter, die als die ungarischen Tschikoschen (ung. "csikós" für Pferdehirt) oder Betyáren (ung. "betyár" für Räuber) verkleidet waren, haben ihr Gesicht durch ein weißes Tuch verhüllt. Einer von ihnen führte das Pferd des Pfingstkönigs. Ein anderer trug einen großen Klingelbeutel, um darin die erhaltenen Groschen zu sammeln. Der Laubfrosch war ein Junge, der in einem mit grünen Zweigen umflochtenen Sturzkorb versteckt war, so dass nur seine Füße aus dem Korb heraushingen. Der Wasserbärbel hatte einen Eierkorb am Rücken für die spendierten Eier. Der Schweinehirt hatte eine lange Lederpeitsche in der Hand und knallte damit ständig, dies hielt die Kinder, die den Zug begleiteten, von den Pferden fern. Den Pferden wurde eine Schelle um den Hals gebunden.
Der Pfingstspruch, den sie bei jedem Haus vortrugen, war in mehreren Versionen bekannt, er wurde jedes Jahr ein bisschen geändert. Aus der Zwischenkriegszeit ist ein zweisprachiger Pfingstspruch überliefert:

"Joriget, Joriget, itt a szép Pfingstfest,
Aber alle Leute schlafen noch fest,
Itt van a sok jó allerhand,
Bor, lány és káposzta bei der Hand,
Hermanns Gulasch und Paprikasch,
Debreceni sós würstli és sokféle masch,
De nem árthat a Wiener sem,
Azonban az nem kell nekem.
In Debrezin bin ich geboren,
Die Krumpli árt in meinem Magen,
den erős Geruch kann ich schwer vertragen.
Akkor vót jó és szép a Welt,
Ha volt zsebemben a sok Geld,
Jaj! Jaj! De fáj az enyém Herz,
Majd meghalok vor lauter Schmerz.
Elmúlt a hideg, kalter Winter,
Ott kell hagyni Weib und Kinder.
Akkor voltam großer, reicher Herr,
Most vagyok egy armer, szegény Bettler.
Köszönöm das Geschenk und Gaben sehr,
Isten veletek! Am Pfingstfest komm ich wieder her."

Das erhaltene Geld und die Eier verteilten sie unter sich. Am Abend fand ein Pfingstball statt.

Geschichte:
Von der Ansiedlung im 18. Jahrhundert bis zur Aussiedlung 1948 lebten in Somogydöröcske mehrheitlich deutsche Lutheraner. Umgeben mit ungarischen Nachbargemeinden war die Bevölkerung stark der Assimilation ausgesetzt.
Wie der zweisprachige Pfingstspruch entstanden ist und ob ein ungarischer oder ein deutscher Brauch dem Umzug der Pfingstländler zugrunde liegt, ist nicht eindeutig geklärt. Nach der Beurteilung Tafferners (1973) handelte es sich trotz des zweisprachigen Pfingstspruches nicht um einen ungarischen, sondern um einen deutschen Brauch. Dafür spreche seiner Ansicht nach in erster Linie, dass der Umzug eindeutig ein Heischebrauch gewesen sei. Bei der Pfingstkönigwahl der ungarischen Bräuche sei der Pfingstkönig als Sieger von Geschicklichkeitswettbewerben für ein Jahr zum Burschenrichter gewählt worden, ein Brauch, der bis etwa Ende des 19. Jahrhunderts ausgeübt wurde. Laut Dömötör (1977) verbreitete sich ab dem 18. Jahrhundert eine zweite Form der Pfingstkönigwahl, bei der ein gewählter Pfingstkönig blumengeschmückt durch das Dorf zog. Im Gegensatz zum Umzug der Pfingstländler hatte der ungarische Brauch keinen Heischegangcharakter.
Als zweites Argument hebt Tafferner hervor, dass der Satzbau des Spruches zwar eher den ungarischen Strukturen entspreche, die auslautenden Reime jedoch deutsch seien, was ebenfalls die These des deutschen Brauches untermauere. Seine Annahme ist, dass eine Einzelperson im Hintergrund des zweisprachigen Spruches steht.

Referenzen

Anton Tafferner: Heimatbuch der Nordschomodei. München 1973, S. 190-193.